Ostprignitz-Ruppin
Kommt man von Neuruppin und A 24 auf der Landstraße 167 nach Wildberg, so trifft man am Ortseingang gleich bei Bahnschranke und Brücke über das Flüsschen Temnitz auf eine auffällig große Baumgruppe. Sie markiert die Lage eines alten, teilweise gut erhaltenen Burgwalls. Umzogen von einem Graben weist die fast kreisförmige Anlage eine Durchmesser von ca. 50-70 m auf. Ihre Wälle erheben sich noch gut 6 m über die umliegende Niederung und 2 m über den Innenraum. Der frühere Zugang könnte sich im Südwesten oder Nordosten befunden haben. Gleichzeitig zeigt dass durch Laserscann gewonnenen digitale Geländemodell schwache Grabenstrukturen in den Feldern im Osten und Süden. Hier befand sich, durch Funde und Grabungen gesichert, eine der für slawische Burgen typischen Vorburgsiedlungen.
Seit dem 19. Jahrhundert wird von zahlreichen Funden wie Hufeisen, Armbrustbolzen, einer eisernen Schere und jeder Menge Keramik berichtet. Dazu kam dann noch 1898 die Beobachtung der Fundamente eines steinernen Turms im südwestlichen Bereich der Burg. All dies trifft sich gut mit dem was sich an schriftlichen Quellen erhalten hat. Erstmals wird nämlich für das Jahr 1326 ein Huse tho Wildberg erwähnt. Huse – Haus stand damals für Burg. Zu dieser Zeit befand sich das Land Wusterhausen im Besitz der Arnsteiner Grafen von Ruppin. Als letzte Besitzerin wird die auch aus diesem Hause stammende Gräfin Anna Jakobine von Stollberg-Wernigerode (1478 bis 1526) erwähnt.
All diese Informationen erlauben es ziemlich gut die Geschichte dieses Platzes über die Jahrhunderte zu rekonstruieren. Die frühesten Keramikscherben deuten auf slawische Zuwanderer aus dem Raum zwischen Oder und Weichsel. Sie erschienen wohl schon im 6. Jahrhundert und siedelten sich in der geschützten Niederungslage am Ostufer der Temnitz an. Für die Vorburgsiedlung ließen sich dabei 2 Phasen erkennen, deren zweite im 10. Jahrhundert endet. Als im 11. und 12. Jahrhundert die Askanier und mit ihnen verbündete kleinere Adelsgeschlechter nach Osten vordrangen waren es wohl die Herren von Plotho, die hier im Rahmen des hochmittelalterlichen Landesausbaus deutsche Siedlung und Burg neu gründeten. Der Name Wildberg könnte sich dabei direkt auf den damals verlassenen Burgwall beziehen. Gegen Ende des Mittelalters verloren diese kleineren Burgen ihre Schutzfunktion und wurden entweder aufgegeben oder zu Schlössern und Herrenhäusern umgebaut. Nach dem Tod der Gräfin verfiel die Anlage, wie immer sie damals aussah, und diente als Steinbruch für neue Bauten in der Umgebung. Schon Fontane beschreibt sie 1861 als einen Erdhügel.
Eine Sage verbindet den Ort mit dem havelländischen Adelsgeschlecht der von Zieten. Danach war die Burg zu einem Raubnest geworden, durch ihre Lage so gut wie unbezwingbar. Doch dem mutigen Koch des Ruppiner Grafen gelang die Einnahme mit einem kühnen Handstreich. Darauf wurde er zum Ritter „von Zieten“ geschlagen und seine Nachkommen führten fortan einen Kesselhaken in ihrem Wappen.
nach:
J. Herrmann und P. Donat (Hrsg.), Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der DDR. (7.-12. Jh.). 3. Lieferung 1979, S. 136/137
Dorfkirche Wildberg
Dorfkirche Dabergotz
Dorfkirche Metzelthin