Turmhügelburg Vehlefanz

Landkreis Oberhavel

Der Turmhügel von Vehlefanz
Der Turmhügel von Vehlefanz

Am Südwestrand des nahe Berlin gelegenen Dorfs Vehlefanz hat sich ein kleines interessantes archäologische Ensemble erhalten. Es besteht aus 2 Bodendenkmalen sowie einem Architekturrest und repräsentiert einen sich über mehrere Jahrhunderte erstreckenden wichtigen Zeitraum der Brandenburger Geschichte.
Zuerst ins Auge fällt dabei natürlich der große Turmhügel. Mit einer Höhe von etwas über 7 m, einem Bodendurchmesser von 62 m und 39 m Plateaudurchmesser ist er eine beeindruckende Erscheinung. Auf dem Plateau, das sicher einst von einer Palisade umgeben war erhoben sich ursprünglich ein Wehrturm und vielleicht noch andere kleine Bauten. Archäologische Untersuchungen dazu fanden allerdings hier noch nicht statt. Den Burghügel selbst umzog ein 1897 fast vollständig zugeschütteter ca. 7 m breiter Graben. Dazu kam noch ein Vorwall im Nordwesten, der aber 1931 abgetragen wurde. Derartige Turmhügelburgen, auch unter der Bezeichnung Motte bekannt, sind in unserem Gebiet relativ selten.

In nordöstlicher Richtung erblickt man vom Plateau aus die ins Mittelalter zurückreichende Dorfkirche. Hier lag einst das Zentrum der sich im Schutz der Burg entwickelnden Siedlung. Nördlich der Burg erstreckt sich ein heute bebauter natürlicher Sporn. Der überlieferte Flurnamen „Burgwall“ sowie zahlreiche Scherben slawischer Keramik des 8.-11. Jahrhunderts, aber wohl auch frühdeutscher Ware aus dieser Zeit, zeugen von der Existenz einer mehr oder weniger befestigten Siedlung, die letztendlich wohl unmittelbarer Vorgänger des Dorfes war.

Plan von 1774. (Umzeichnung nach J. Herrmann, Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle Groß-Berlins und des Bezirks Potsdam. 1960, 260, Abb. 30.) 1Geländesporn mit slawischer Siedlung 2 Turmhügelburg 3 Neue Burg des späteren Mittelalters 4 Dorfkirche
Plan von 1774. (Umzeichnung nach J. Herrmann, Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle Groß-Berlins und des Bezirks Potsdam. 1960, 260, Abb. 30.)

1     Geländesporn mit slawischer Siedlung
2     Turmhügelburg
3     Neue Burg des späteren Mittelalters
4     Dorfkirche

Dieses erscheint 1241 erstmals indirekt in den Quellen als ein B. de Velewan erwähnt wird. Im Landbuch Kaiser Karl IV. von 1375 gibt es dann auch einen Hinweis auf Befestigungen. Allerdings dürfte es sich dabei schon um die in 250 m Entfernung von der Motte entfernt errichtete neue Burg gehandelt haben. Auf dem überlieferten und hier abgebildeten Plan sind trapezförmig angeordnete Mauern umgeben von einem ovalen Wassergraben, der mit einem weiteren Becken im Norden verbunden ist, zu sehen. Der Zugang zu der künstlichen Insel erfolgte über zwei Zugbrücken. Nach dem Verlust ihrer fortifikatorischen Bedeutung zu Beginn der Neuzeit diente die Anlage bis zu ihrem Abriss noch als Amtssitz. Geblieben ist einzig und allein ein runder Turmrest aus Backstein.
Spätestens im 8. Jahrhundert also siedelten sich Slawen auf dem Geländesporn westlich des heutigen Dorfs an. Die Funde von frühdeutscher Keramik lassen es nicht völlig unwahrscheinlich erscheinen, dass man hier vielleicht schon beim ersten Versuch einer deutschen Kolonisation in ottonischer Zeit einen Turmhügel errichtete, der dann nach dem großen Slawenaufstand von 983 wieder aufgegeben wurde. Nach dem zweiten schließlich dauerhaft erfolgreichen Vorstoß unter den Askaniern dürfte die Befestigung reaktiviert worden sein. Gleichzeitig entstand, sicher unter starker slawischer Beteilung – Vehlefanz ist ein slawischer Name – das heutige Dorf. Spätestens im 14. Jahrhundert wurde dann die Burg, die in der Form als Motte längst nicht mehr zeitgemäß war, verlegt.

nach:

Christa Plate, Turmhügel und Wasserburg von Vehlefanz. In: Potsdam, Brandenburg und das Havelland. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 37. 2000. 258-260.
Tafel vor Ort.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
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