Landkreis Prignitz
In einer Schenkungsurkunde des Bischofs von Havelberg taucht der Ort Pochlustim schon 948 erstmals auf. Ursprünglich wohl ein kleiner slawischer Zentralort, wird Putlitz im 12. Jahrhundert im Zuge deutscher Landname zum Hauptsitz der Edlen Gänse. Die Herkunft dieses Freiedlen (nobiles) und damit über den gewöhnlichen Rittern (miles) stehenden Feudalgeschlechts verliert sich im Dunklen der Geschichte. Möglich ist da slawischer Stammesadel wie auch das Mansfelder Land. Eine Urkunde Kaiser Barbarossas z.B. erwähnt 1179 einen Johannes Gans, der als Baron in der altmärkischen Wische sitzt.
Wie auch immer entwickelte sich hier wohl aus einer slawischen Burg mit suburbium eine deutsche Grenzfestung gegen Mecklenburg mit in deren Schutz liegender Stadt.
Wie auch die Plotho gehören die Gänse zu den Adelsfamilien die Anfangs noch relativ selbstständig agierend nach und nach in immer engere Abhängigkeit zu den stärkeren Mächten wie den Markgrafen Brandenburgs und Havelberger Bischöfen geraten. Doch auch nach dem sie den Hohenzollern im 15. Jahrhundert die Treue geloben, behalten sie eine herausgehobene Stellung und werden häufig mit dem Amt des Landeshauptmanns betraut.
Die Burg allerdings verlor ihre militärische Bedeutung mit dem Aufkommen der Feuerwaffen. Repräsentativen Zwecken der Gänse, die sich im späten Mittelalter in 2 Linien spalteten aber das Bauwerk gemeinsam instand hielten, muss sie jedoch weiter gedient haben. So deuten erhaltenen bauliche Details auf Arbeiten im 14. Jahrhundert. Weiterhin findet sich am Hauptgebäude die Jahreszahl 1514.
Das Aus dürfte dann der Dreißigjährige Krieg gebracht haben, bei dem auch Putlitz selbst vollkommen eingeäschert wurde. 1806 trug man dann die Ruinen bis auf die Umfassungsmauern ab. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde aus dem noch aufragenden Bergfried ein Aussichtsturm.
Trotz dieser gravierenden Veränderungen bietet die verbliebene Anlage noch einen informativen Eindruck von einer mittelalterlichen Burganlage. Schließlich haben sich sowohl die steil zur Stepenitz abfallenden Hänge über denen sich einst die Mauern erhoben wie auch der mit Wasser gefüllte Graben zu Teilen erhalten. Genau so ist der Verlauf der Außenmauern noch gut erkennbar. Dazu kommen natürlich noch der das Ensemble überragende runde Bergfried, im Südwesten ein mehrere Meter hoher Mauerstumpf mit einem Kamin sowie im Nordwesten, dort wo sich einst wohl die Palas befand, Reste unterirdischer Gewölbe.
nach:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000
und nah dabei:
Zisterzienserinnenkloster Marienfließ
Mecklenburger Dorfkirche in Suckow
Ruhner Berge