Marienfließ – Zisterzienserinnen

Landkreis Prignitz

Nordseite der Stepenitzer Stiftskirche. Hier setzte früher die Klausur an
Nordseite der Stepenitzer Stiftskirche. Hier setzte früher die Klausur an

In den meisten Regionen der Mark sind es relativ bedeutende Mächte wie Wettiner, das Magdeburger Erzstift und besonders die Askanier welche slawisches Gebiet an sich bringen und dann den Landesausbau vorantreiben. Anders dagegen in der Prignitz. Hier handeln kleinere Adelsgeschlechter wie die von Plotho und die Edlen Gänse von Putlitz im lockeren Bündnis mit den Großen und errichten eigenen Herrschaften.
So ist es wohl Johannes Gans, der 1230 an der Stepenitz ein Nonnenkloster stiftet und dies dann laut Urkunde von 1231 als Marien Bach vom Havelberger Bischof Wilhelm bestätigt bekommt. Dabei dürften hauptsächlich drei Gründe im Vordergrund gestanden haben: Die Markierung der Grenze gegen Mecklenburg, die Versorgung unverheirateter Adelstöchter und ganz bestimmt nicht an letzter Stelle das Seelenheil des Gründers.

In der Folge wächst der Klosterbesitz durch reiche Zuwendungen der Stifterfamilie auf immerhin 21 Dörfer. Gleichzeitig versucht man mit einer eigenen wundertätigen Reliquie Pilger an sich zu ziehen und so Bad Wilsnack Konkurrenz zu machen. Dazu entsteht die Legende von den Blutstropfen Jesu, die Kaiser Otto IV. in Jerusalem erhalten haben soll und die dann in den Besitz Johannes Gans gelangt wären. Großer Erfolg ist dem Unternehmen nicht vergönnt. Marienfließ liegt zu abgeschieden.
Dazu ist das Kloster seit Beginn des 16. Jahrhunderts auch noch den Begierden der Mecklenburger Herzöge aber auch der Herren von Putlitz ausgesetzt. Wachsender Geldbedarf des Adels lässt diesen nach Besitz und finanziell ersprießlichen Rechten der Klöster Ausschau halten. Endgültig erreicht wird dieses Ziel mit Reformation und Säkularisierung. Nach dem Tod des Havelberger Bischofs Busso von Alvensleben wird die Zisterze Damenstift für die Prignitzer Adelstöchter – womit sich in gewisser Weise wenig geändert hat.
Der Dreißigjährige Krieg führt zu schwersten Zerstörungen von denen nur die Kirche verschont bleibt. Trotzdem beginnen die 1655 zurückkehrenden Stiftsamen mit dem Wiederaufbau von Teilen der Gebäude. Seit 1945 verbringen in der parkartige Anlage ehemalige Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen ihren Lebensabend.

Grundriss_marienfliess

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Stiftskirche Marienfließ
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.2. Ostprignitz. 1907. S. 150, Abb. 179.

Die freistehende Stepenitzer Kirche ist ein einschiffiger Backsteinbau mit 5/10-Abschluss im Osten. Der Dachturm im Westen – Klosterkirchen waren grundsätzlich turmlos – wurde erst 1892 errichtet. Da auf der Nordseite die Klausur ansetzte befinden sich hier nur Hochfenster während im Süden Fenster und reicher Blendschmuck vorherrschen. Unter Spitzbogenblenden zusammengefasste abgestufte Dreiergruppen von Fenstern wechseln hier mit spitzbogigen Putzblenden gleicher Größe. Darunter reihen sich hohe Blenden aneinander und flankieren ein breites frühgotisches Portal. Vier Rundstäbe zwischen Kehlen bilden dessen Gewände, rhythmisch akzentuiert durch den Einsatz dunkler Glasursteine. Getrübt wird das Bild nur von 3 Strebepfeiler, die im Jahr 1829 angesetzt wurden.
Ein ähnliches Portal findet sich im Westjoch des Chors. Hier überfängt ein hoher Wimperg den repräsentativen Zugang.
Im Innern ist das Schiff flach gedeckt, während den Chorbereich ein Kreuzrippengewölbe überspannt. Der gesamte Innenraum bekam in den Jahren 1900/01 eine einheitliche neogotische Gestaltung.
In einigen Bereichen der Nordseite ist der Ansatz der zerstörten Klausur noch erkennbar. Deren Westflügel scheint teilweise in einem an dessen Stelle stehenden Putzbau zu stecken.
Mit der Errichtung der Stiftskirche wurde wohl noch in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts begonnen. Den Chor mit polygonalen Schluss kam um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert dazu. Weitere bauliche Veränderungen, die schon erwähnt wurden, haben den Gesamteindruck nicht wesentlich verändert.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Heinz-Dieter Heimann, Klas Neitmann, Winfried Schich, Brandenburger Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. 2007

 

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