Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Im 13. Jahrhundert grenzt der Norden der askanischen Mark an das Herrschaftsgebiet der Mecklenburger Fürsten. Und über Grenzverläufe wurde nicht friedlich mit Würfeln am Spieltisch bei reichlich fließendem Bier entschieden. So entstanden eine Reihe von Burgen aber auch mit Heiligengrabe und Stepenitz zwei Zisterzienserinnenklöster um das beanspruchte Territorium zu markieren und zu sichern. Eine dieser Festen war die von Vrigenstene, erstmals erwähnt in einer Urkunde Markgraf Johanns aus dem Jahr 1263. Zusammen mit der Burg wächst eine mit Wall und Graben befestigte Stadt. Entlang eines regelmäßigen Straßenrasters reihen sich die Häuser der Einwohner, einige sogar mit Steinkellern. Doch hier im Norden geht es nicht friedlich zu und mehrmals wird der Platz Opfer beträchtlicher Zerstörungen. Und so kommt es 1287 zu der Entscheidung, Feyenstein komplett ein Stück nach Osten zu verlegen. Gleichzeitig schrumpft der Umfang, was die Verteidigung erleichtert. Das aufgegebene Stadtgebiet wird in den folgenden Jahrhunderten kaum bebaut und fast nur landwirtschaftlich genutzt – wie zu großen Teilen auch noch heute. Und dies ist der Grund, warum wir hier so gute Einblicke über den Zustand früher Städte in ihrer hochmittelalterlichen Gründungsphase erlangen können. Der Archäologische Park Freyenstein ist ein Glückstreffer für die Mittelalterarchäologie und für den historisch Interessierten schon fast ein Muss.
Das neue Freyenstein bleibt ein kleines Ackerbürgerstädtchen. Nach dem Erlöschen der Brandenburger Linie der Askanier werden die Zeiten unruhig. Und so schließt das Städtchen 1325 ein Sicherheitsbündnis mit Pritzwalk, Kyritz, Havelberg, Perleberg und Meyenburg. Im gleichen Jahr wird die fertiggestellte Pfarrkirche der Heiligen Jungfrau Maria, die auch das Stadtwappen schmückt, feierlich geweiht. Dieser typische Feldsteinbau der Gotik zeugt in seinen Ausmaßen von der damals vorhandenen, wenn auch bescheidenen, ökonomischen Potenz. Die für die Wittelsbacher Markgrafen typische Geldnot veranlasste 1359 Ludwig den Römer dazu die Stat tu dem Vrienstein für 200 Mark Silber an die Familie von Rohr zu verkaufen. Dieses aufsteigende Adelsgeschlecht, wobei scheinbar unklar ist, ob es aus Bayern oder der Altmark stammt, gelangt um diese Zeit gleichfalls in den Besitz des benachbarten Meyenburg. Auch da spielt die prekäre Kassenlage des Wittelsbachers eine entscheidende Rolle. Allerdings wechseln in der Folge die Besitzer noch mehrmals und erst 1492 gelangt Freyenstein für stolze 9500 Taler wieder an die von Rohr. Neben den Quitzows und die Gänsen sind die immerhin das bedeutendste Adelsgeschlecht in der Prignitz. Doch das schützt nicht unbedingt vor finanziellen Nöten und so müssen auch sie um das Jahr 1600 die Stadt an Georg von Winterfeld verkaufen. Glücklich ist der wohl nicht damit geworden. Denn auch in Brandenburgs Norden schlug der Dreißigjährige Krieg mit all seinen Gräuel und deren Folgen zu. Was von der Stadt noch übrig ist beherbergt 1652 gerade noch 28 Einwohner. 1660 veräußert der hochverschuldete Detlev Burchard von Winterfeld die Stadt für 40 000 Taler. Aber die Zeiten werden besser und schon 1701 geht sie zurück an dessen Sohn der auch noch die Mittel zur Verfügung hat, dass Schloss wieder instand zu setzen. Wie überall verursachen auch in der Folge verheerende Stadtbrände große Schäden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte das Städtchen nicht einmal 1000 Einwohner und wurde deshalb 1805 von der Kurmärkischen Kammer zum „Flecken“ herabgestuft.
Verwaltungsmäßig ist Freyenstein heute ein Ortsteil Wittstocks.
nach:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.2. Ostprignitz. 1907
Wikipedia
Meyenburg
Dorfkirche Wulfersdorf
Dorfkirche Rohlsdorf