Landkreis Barnim
Stetig drangen die Askanier seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts nach Nordosten vor. Über Spandau, Bötzow (Oranienburg), Biesenthal, Eberswalde, Hohenfinow bis Oderberg markiert eine Kette von Burgen, die gleichzeitig die Barnimhochfläche gegen den Norden abschirmte, den Weg der Markgrafen. Laut der Märkischen Fürstenchronik soll Albrecht II. die Burg Oderbergen gegen die Slawen errichtet haben. Allgemein wird heute davon ausgegangen, dass dies gegen 1213 geschehen sein soll. Um dieser Zeit erhob sich wohl auch schon die Burg Eversvolde auf dem Hausberg im Südosten über der heutigen Stadt Eberswalde. Neben der Gebietssicherung im allgemeinen schirmte die Anlage auch einen Übergang über das Flüsschen Finow (zwischen 1602-1620 zum Finow-Kanal ausgebaut) und damit einen zu der Zeit noch nicht ganz so bedeutenden Handelsweg in Richtung Stettin und Baltikum.
Das änderte sich im Lauf des 13. Jahrhunderts jedoch. Sicher dürfte dazu auch die Umsiedlung des Hausklosters des nördlichen Zweiges der Askanier vom Parsteiner See nach Chorin direkt an diese Trasse eine Rolle gespielt haben. Und als der letzte askanische Markgraf Waldemar 1316 den Verlauf dieser via imperii von Oderberg nach Eberswalde verlegte trug er damit wohl nur den sich schon lange formierten Gegebenheiten Rechnung.
Doch wie bei den meisten der in dieser Zeit entstandenen Städte haben wir auch hier das Problem der absolut spärlichen und mehr als lückenhaften Nachrichten.
Mehrmals stellten die Markgrafen Urkunden bei ihren Aufenthalten auf der Burg aus. So auch Albrecht III. am 23. April 1276 in Everswolde. Zu dieser Zeit dürfte sich die Vorburgsiedlung Eversberg schon zur Stadt entwickelt haben. Jedenfalls soll, aber das ist nicht gesichert, 1254 Markgraf Johann I. dem Platz offiziell den Titel oppidum – Marktflecken, Vorstufe zur richtigen Stadt – verliehen haben.
Eine überlieferte Grenzbriefurkunde nennt im Jahr 1300 die Feldmarken der Plätze Jacobsdorf und Eversberg. Beide waren wohl, eine direkt an der Feste worauf der Name verweist, die andere wahrscheinlich an der Furt auf dem Nordufer der Finow, kurz nach der Burg entstanden und existierten selbst nicht mehr. Gleichzeitig wird in ihr Eberswalde erstmals civitas – Stadt – genannt.
Auch in den folgenden beiden Jahrhunderten stellen Markgrafen hier Urkunden aus. Die ökonomische Basis der Stadt bilden die sogenannten Viergewerke. Das sind die Tuch- und Schuhmacher, Bäcker und Metzger, also die Produktionszweige, die für Ernährung und Kleidung sorgen. Dazu kommt dann neben dem Handel auch das Brauereiwesen. Immerhin haben 70 Grundstücke das Braurecht und die Dörfer der Umgebung sind verpflichtet, nur Eberswalder Bier zu konsumieren. Die Landwirtschaft dagegen spielt, abgesehen von der Viehzucht, wegen der schlechten Böden in unmittelbarer Umgebung der Stadt keine größere Rolle, etwas mehr hingegen Forstwirtschaft und Fischerei.
Bedeutung und ökonomische Potenz spiegeln sich dabei besonders in der Bautätigkeit. In der ersten Hälfte 14. Jahrhunderts bekommt Eberswalde seine Stadtmauer, von der allerdings nur noch Rudimente erhalten sind. 1322 erscheint sie erstmals in einer schriftliche Quelle. Ursprünglich wohl 6 m hoch verfügte sie über 34 Wiekhäuser, einen Wartturm im Westen und einen Pulverturm im Süden. Für weiteren Schutz sorgten doppelter Wall und dreifacher Graben. Zwei Tore bildeten den Zugang zur Stadt.
Bemerkenswert ist auch die Maria-Magdalena-Kirche. Inspiriert vom Gotteshaus der Choriner Zisterzienser entstand sie bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts und erlebte in der folgenden Zeit eine ganze Reihe von Umbauten, die ihr heutiges Erscheinungsbild prägen.
Typisch für mittelalterliche Städte waren auch die Spitäler entweder direkt an der Stadtmauer oder vor einem der Tore. Erhalten hat sich im Fall Eberswaldes die Kapelle des St.-Georgs-Hospitals rechts der Straße nach Chorin und Angermünde. Der kleine Backsteinbau wurde um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert errichtet. Im Gegensatz zu den weiteren Spitalsbauten überdauerte er die Zeiten seit dem 17. Jahrhundert als Geräteraum, Pulvermagazin, Stadtmuseum und sogar, jedenfalls zur Zeit der DDR, Konzerthalle. Auch die Orden der Bettelmönche hatten, wenn auch keine Klöster, ihre Vertretungen in der Stadt. 1339 wird erstmals ein Kaland, eine Bruderschaft wohlhabender Bürger zur Verrichtung wohltätiger Werke, erwähnt.
Doch immer wieder bremsten Katastrophen die Phasen des Aufschwungs aus. 1499 vernichtet ein gewaltiger Stadtbrand fast sämtliche Wohnhäuser. Ein paar Jahrzehnte später beginnen Pestepidemien zu wüten. Doch all dies kann die wirtschaftliche Blüte speziell des 16. Jahrhunderts nicht aufhalten. Walk-, Pulver- und Lohmühlen, Letztere damals unverzichtbar bei der Lederverarbeitung, entstehen. Der nächste Schub kommt dann mit dem bereits erwähnten Finow-Kanals, der Havel und Oder miteinander verbindet.
Aber da hat der Dreißigjährige Krieg mit all seinem Elend und grenzenlosen Verwüstungen schon begonnen. Und er macht auch vor Eberswalde nicht halt. Am Ende stehen nur noch 33 Häuser in der Stadt und die Einwohnerzahl ist auf 168 gesunken.
Das Ende ist es nicht. Im Gegenteil. In den folgenden Jahrhunderten wird Eberswalde zu Industriezentrum und Luftkurort. Entlang des Finowkanals siedeln sich die verschiedensten Firmen mit ihren Fabriken an und auch die Forschung kommt nicht zu kurz. 1923 wird hier zum erste Mal das Konzert eines Orchesters im Rundfunk übertragen.
nach:
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Schätze unserer Heimat. Um Eberswalde, Chorin und den Werbellin-See. 1981
Dorfkirche Tornow
Der Depotfund von Heegermühle bei Eberswalde