Brüssow

Landkreis Uckermark

Detail von der Südseite der Sophienkirche in Brüssow

Im Gegensatz zu vielen anderen Brandenburger Städten haben sich aus den Anfangsjahren des kleinen Brüssow doch relativ viele schriftliche Mitteilungen erhalten. Das jedoch sicherlich älteste Zeugnis seiner Geschichte findet sich auf dem früheren Gutsgelände. Es sind die Reste einer Turmhügelburg, einer sogenannten Motte, wie sie von den Angehörigen des niederen Adels an zahlreichen Plätzen als Herrensitz errichtet wurden. Sie befindet sich direkt neben dem Gutshaus im heutigen Park. Das 7 m hoch gelegene Plateau misst noch ca. 15 x 12 m. Auf seiner Westseite trifft man auf Reste eines Eiskellers, der vielleicht in das frühere Turmfundament eingebaut wurde. Auch diese Art der Nachnutzung mittelalterlicher Wehranlagen lässt sich öfter beobachten.
In den schriftlichen Quellen erscheint Buryssow erstmals auf einer Urkunde vom 10. Februar 1259. Da erteilt Ritter Heinrich von Stegelitz dem Ort Prenzlauer und Magdeburger Stadtrecht. Dazu kommen noch 60 Hufen, die Mittel zum Bau eines Gerichtsgebäudes und die Einkünfte aus dem Marktzoll. Gleichzeitig erscheint auch ein plebanus (Pfarrer) Ludolf in dem Dokument. Markt und Kirche sind also bereits vorhanden. In einer Urkunde aus dem Jahr 1299 wird Borsow, hier erstmals als civitas – also Stadt – bezeichnet, mit einem Alt-Borsow vereinigt. Unterzeichner sind die brandenburgischen Markgrafen Otto, Konrad, Heinrich und Johannes. Bei diesem Alt-Borsow könnte es sich, wie von anderen Orten bekannt, um eine slawische Siedlung handeln. Woldemar, letzter in Brandenburg regierender Askanier gibt am 20. Februar 1318 einem weiteren Heinrich von Stegelitz die Stadt Burchsow zu Lehen.

Brüssow 1726
Umzeichnung nach „Plan von dem Kronprinzl. Gute Brüssow, vermessen 1726 durch Wortmann und Grundt. Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921, S. 21, Abb. 17

Beobachtungen von anderen Plätzen und die oben zusammengetragenen Informationen lassen den Entstehungsprozess Brüssows relativ deutlich werden. Gegen Ende des 12. oder in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts entsteht im noch pommerschen Gebiet am Verkehrs- und Handelsweg von Prenzlau nach Stettin ein kleiner Adelssitz zur Sicherung der wichtigen und sicher vielbefahrenen Route. Die Lage ist günstig, denn hier liegt auch ein größerer See wohl mit einer slawischen Siedlung, dem oben erwähnten Alt-Borsow, welche zum Kiez wird und so ihren Beitrag zur Versorgung der Burg und deren Besatzung leistet. Möglicherweise sind es von Beginn an die von Stegelitz, eines der bedeutenden Geschlechter in der Uckermark. So stiftet Heinrich 1269 das später mit Boitzenburg vereinigte Benediktinerinnenkloster Marienpforte bei Flieth südlich des Oberuckersees. Die Stadt Brüssow entwickelte sich aus der unmittelbar südöstlich der Motte entstehenden Burgsiedlung in der zuerst wohl Burgmannen, Bedienstete und Handwerker lebten. Bald wird die erste Kirche, wahrscheinlich ein noch einfacher Holzbau, errichtet und wohl auch Markt abgehalten. Letzterer sicher eine willkommene Einnahmequelle für die von Stegelitz. Es ist die Phase hochmittelalterlicher Blüte im Brandenburgischen in welcher so gut wie alle der heute noch existierenden Dörfer und Städte gegründet werden. Und so erhebt sich seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts die heutige Pfarrkirche St. Sophia über dem wachsenden Gemeinwesen und nicht allzu lange danach bekommt Brüssow seine Mauer mit Prenzlauer-, Stettiner- und Berliner Tor. Deutlich zeigen diese Namen an, wohin von hier die Reise geht. Mag die Stadt auch klein sein, Ackerbürgerstädtchen und Marktort, aber ihre wirtschaftliche Potenz ist für derartige Vorhaben ausreichend.
Nach dem Ende askanischer Herrschaft kommen dann allerdings unruhige Zeiten. Herzog Barnim III. von Pommern-Stettin unterstützt den „Falschen Woldemar“ in dessen Machtkampf gegen die Wittelsbacher und soll 1345 Brüssow erobert haben – wie es jedenfalls eine pommersche Chronik berichtet. Doch auch eine Urkunde von 1354 vermeldet, dass die Vogtei Brüssow als Pfand an die Pommernherzöge ging. Ein Jahr später tritt der Luxemburger Kaiser Karl IV. die Stadt offiziell ab und laut dem von ihm 1375 erstellten Landbuch gehört Brussow dem Herzog von Stettin. Stadtherren durch all die Jahre bleiben aber die von Stegelitz.
Das ändert sich erst, als Kurfürst Friedrich der I. aus dem Haus Hohenzollern durch einen siegreichen Feldzug Brüssow wieder zu Brandenburg bringt. Nun überträgt man die Schutzherrschaft an die von Ramin aus altem pommerschen Adel. Dagegen halten die von Stegelitz sich nur noch zu Criewen um dann während des Dreißigjährigen Krieges aus der Geschichte zu verschwinden. Klaus von Rammin bestätigt 1504 den Brüssower Bürgern ihre Privilegien. Doch 1550 verliert der Ort sein Stadtrecht und bekommt es erst 1809 zurück. Schwer wie fast überall sind die Schäden durch den Dreißigjährigen Krieg. Noch am Ende des 17. Jahrhunderts werden gerade einmal 11 Höfe als bewohnt verzeichnet, während 9 wüst liegen wie auch alle 16 Kossätenstellen. Die beiden Rittersitze im nun nur noch als „Städtlein“ geführten Platz sind beide im Besitz Bartelt Friedrich von Ramins. Dessen Familie gerät um 1725 in Geldnot und 1776 kauft der preußische Staat Brüssow. Aber in der Zeit kommt es auch zu einer spürbaren Wiederbelebung. Werden für 1722 noch 52 wüste Stellen vermeldet, so sind um 1800 alle besetzt. Wie schon erwähnt wird der Ort auch wieder Stadt und zählt 1860 immerhin 1584 Einwohner.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
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