Grimme

Landkreis Uckermark

grimme_norden2

Erstmals erwähnt wird das Dorf, schon in heutiger Schreibweise, im Jahr 1267. Sein Name dürfte sich aus dem Slawischen ableiten, wo er soviel wie Gebüsch bezeichnet und so vielleicht die örtlichen Gegebenheiten bei seiner Entstehung beschreibt. Am 10. März 1284 bestätigen die askanischen Markgrafen Otto und Conrad in einer Urkunde die Überlassung von Einkünften aus Grimme an das Zisterzienserkloster Chorin durch die Brüder Bentz. Diese Ritterfamilie erscheint auch 1375 im Landbuch Kaiser Karl IV. Neben einer Reihe von anderen Kleinadligen und auch Pasewalker Bürgern verfügt ein Syvert von Bentz hier über 4 Freihufen. Laut Quellen des 16. Jahrhunderts befindet sich Grimme nun fast vollständig im Besitz derer von Schulenburg auf Schloss Löcknitz.

Bei Grimmes Dorfkirche handelt es sich um ein bemerkenswertes Unikum. Ist der Turm doch nicht mit dem Schiff verbunden sondern steht gut 20 m südwestlich von diesem. Hier bildet er die Südwestecke des ehemaligen Friedhofs, auf dem die Kirche liegt. Umgeben tut diesen teilweise eine mit dem Turm verbundene und in dessen Fluchten liegende Feldsteinmauer. Am Turm selbst finden sich im Nordwesten und Südosten Bindesteine, die darauf hindeuten, dass er hier einst mit einer höheren heute so nicht mehr vorhandenen Mauer verbunden war. Diese deutet auf einen ziemlich eindeutigen Wehrcharakter der gesamten Anlage hin. Friedhof, Turm und Kirche bildeten so, von einer Mauer umgeben, quasi eine Burg. Die damals dominierende Ritterfamilie – vielleicht die von Benz – könnte so Kosten für einen separaten Wehrbau inner- oder außerhalb des Dorfes gespart haben. Möglich auch, dass den Bauherren, vielleicht sogar aus eigener Anschauung, Anlagen aus Italien vertraut waren, wo der Glockenturm, man denke nur an den berühmten von Pisa, ebenfalls separat stand.
Die Kirche selbst ist ein kleiner einfacher Rechtecksaal. Errichtet wurde sie, wie auch das Untergeschoss des Turms aus dem regelmäßigen Feldsteinmauerwerk, wie es in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts üblich war. Nur jenes der gesamte Westfront ist vollkommen unregelmäßig und mit Backsteinbruch durchsetzt. Saal wie auch Turm umzieht jeweils ein gefaster Sockel. Das Turmobergeschoss wurde aus Backsteinen neuzeitlichen Formats errichtet und verputzt.
Am Schiff vergrößerte man, ebenfalls neuzeitlich, die seitlichen Fenster. Allerdings sind die Reste der ursprünglichen Öffnungen noch zu erkennen. Im Originalzustand verblieben wohl die Fenster der üblichen Dreifenstergruppe im Osten und mehr oder weniger der Blendschmuck im Giebel darüber. Auf der Südseite liegen Gemeindeportal und Priesterpforte. Letztere ist vermauert. Vor dem zweistufigen Gemeindeportal befand sich zur Zeit der Kunstdenkmäler, 1921, noch eine Fachwerkvorhalle. Ein weiterer, jetzt neuzeitlicher, Zugang liegt auf der Westseite. Das Untergeschoss des Turms erreicht man durch ein auf seiner Ostseite liegendes ebenfalls zweistufiges Spitzbogenportal.
Gehören Inneneinrichtung und Ausstattung zwar hauptsächlich ins 18. Jahrhundert so beherbergt die Kirche doch auch die Schnitzfigur einer Anna selbdritt vom Beginn des 16. Jahrhunderts.
Mauerwerksausführung und die anderen Merkmale wie gefaster Sockel und Form der Portale deuten auf eine zeitgleiche Errichtung von Turm und Schiff in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die heutige Westfront des Schiffs ist deutlich jünger. Wann sie entstand und wie ihre Vorgängerin beschaffen war bleibt unklar. Die Wetterfahne zeigt die Jahreszahl 1717. Um diese Zeit dürfte das Turmobergeschoss entstanden sein. Barockzeitlich sind wohl auch die Veränderungen an Fenstern und Portalen.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.2. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005   
  

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …