Das Landbuch Kaiser Karl IV. von 1375

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Kaiser Karl IV. – Wandbild um 1360/70. Fresko ursprünglich im Kölner Rathaus (Quelle: Wikipedia)

Bemerkenswertes geschieht in den Jahren 1375 und 76 in Deutschlands Mitte. Die Beamten Kaiser Karl IV. schwärmen aus und durchstreifen die Brandenburger Landschaften, im Gepäck einen festgelegten Katalog von Fragen, der akribisch abzuarbeiten ist. So führen sie Interviews mit Vögten und Vasallen, Pfarrern, Schulzen und Bauern. Um die Zahl der Hufen geht es dabei und wer aus diesen seinen Nutzen zieht auf Heller und Pfennig, wie viele Kossäten ansässig sind, wie viele Krüge und Mühlen und wessen Ansprüche auf diesen liegen.

Zwei Jahre zuvor hatte der intensiv an der Mehrung seiner Macht arbeitende Karl aus dem Hause Luxemburg dem Wittelsbacher Otto dem Faulen im Vertrag von Fürstenwalde die Mark für 500 000 Gulden abgekauft – eine stattliche Summe bei den immer knappen Kassen des Kaisers. Nun galt es Ordnung zu bringen in die ökonomischen Verhältnisse des neuerworbenen Besitzes und sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Gut 370 Ortschaften auf den Hochflächen von Teltow und Barnim, in der Zauche und dem Havelland sowie der Uckermark werden so erfasst. Was verschwiegen wird an Land und Einkünften, droht bei Entdeckung dem Kaiser zuzufallen. So gibt es kaum Weigerungen. Getrickst hat so mancher wohl trotzdem. Im Endeffekt war der Kaiser, auch wenn er eine Pfalz in Tangermünde errichtete, weit und zwei Jahre später, 1378, dann auch tot. Direkte Auswirkungen in seiner Zeit hatte das Unternehmen also nicht

Trotzdem handelt es sich dabei um eine einmalige historische Momentaufnahme der ökonomischen Verhältnisse in den Jahren 1375/76. Und die sind nicht unbedingt die besten. Viele Hufen, aber auch Krüge und Mühlen liegen wüst, haben weder Nutzer noch Besitzer. Abgaben kommen nicht von dort. Gut die Hälfte der im 12. und 13. Jahrhundert unter den Askaniern gegründeten Ortschaften ging wieder ein, Markflecken sanken zu Dörfern herab, Städte kümmerten vor sich hin.

So ist es auch nicht möglich, von den Angaben des Landbuchs direkt auf die Verhältnisse ein oder anderthalb Jahrhunderte zuvor zu schließen, als die Dörfer entstanden und dann auch ihre Kirchen errichtet wurden. Aber abgesehen davon, dass die Namen vieler Orte hier erstmals erwähnt werden, so lassen sich doch direkte Zusammenhänge zwischen Hufenausstattung, Bodenqualität und Aufwand beim Kirchenbau z.B. auf dem Barnim feststellen. Und geht man von der grundsätzlich mehr als mageren Quellenlage für die askanische Zeit aus, so erscheint dieses Dokument, dass nur in späteren Abschriften überliefert wurde, um so unersetzlicher.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …