„in locis a conversatione hominum semotis“ – an Orten weit entfernt von menschlichem Verkehr
Mittelalterliche Klöster waren multifunktionale Einrichtungen. Sie gehörten zur damaligen Siedlungslandschaft, zum Gefüge der Gesellschaft genau so untrennbar wie Dörfer, Städte und Burgen.
Ihre wichtigste Aufgabe war die Sorge für das Seelenheil der Toten wie der Lebenden durch beständiges Gebet und eine allen weltliche Versuchungen entrückte Lebensweise. So sollte der Zorn Gottes von der als sündig begriffenen Menschheit abgehalten, wenigstens besänftigt werden.
Dann waren Klöster über lange Zeit einzige Träger von Bildung, selbst wenn diese nur noch aus der Fähigkeit zu Lesen und zu Schreiben, selbstverständlich ausschließlich in Latein, bestand. Über mehrere Jahrhunderte waren Kleriker so gut wie die Einzigen, die über derartige Kenntnisse verfügten und sie auch benötigten. Das Christentum ist eine Religion des Wortes, der göttlichen Offenbarung. Und die ist in Büchern niedergeschrieben. Bildung gab es nur in den Klöstern. Erst im Hochmittelalter begannen Schulen in den Städten und erste Universitäten diese Funktion zu übernehmen.
Klöster markierten weltliche Grenzen. Wer ein Gebiet beanspruchte, siedelte dort Mönche oder Nonnen an. Dies war zwar, wenn alle Skrupel verschwanden, kein vollkommener Schutz, doch immerhin etwas. Das Niederbrennen eines Klosters konnte Mächte auf den Plan rufen, mit dem sich selbst ein Kaiser nicht anzulegen wünschte.
Dann galt es natürlich den Nachwuchs standesgemäß zu versorgen, der als Mann nicht das Lehen erben konnte oder als Tochter nicht verheiratet wurde. Christus bot sich da als ehrenwerter Bräutigam an. Adelskarrieren waren im geistlichen Bereich nicht zu verachten. Und so konnte es auch eine Frau zu über die Konventsgrenzen reichendem Einfluss bringen.
Schließlich, und nicht zuletzt, dienten Klöster auch repräsentativen Zwecken. In einer Zeit ohne feste Machtzentren bildeten sie trotz allem Herrschaftsmittelpunkte. Lehnin entstand nicht nur als erstes askanisches Kloster in der Mittelmark überhaupt, wenn man von den Prämonstratensern am Dom zu Brandenburg absieht. Schon seine prachtvolle Westfront demonstriert markgräfliches Selbstbewusstsein. Und nicht umsonst war einer seiner Zwecke Grablege der erfolgreichen Dynastie zu sein. Ähnlich verhält es sich dann mit Chorin, dass zum Mittelpunkt des nördlichen Zweigs der Familie nach der Herrschaftsteilung unter den Brüdern Johann und Otto wurde.
Es waren gerade die Zisterzienser, die seit der Gründung von Zinna 1170 noch durch den Erzbischof von Magdeburg, die Mark mit einem ganzen Netz von Männer- und Frauenklöstern überzogen. Wichtig und verbunden mit Entstehung und Entwicklung städtischer Zentren waren die Niederlassungen der beiden Bettelorden, der Franziskaner und Dominikaner. Spuren ihrer Klöster haben sich in vielen Orten erhalten. Angefangen von Anlagen wie dem Pauli-Klosters in Brandenburg, welches heute das Archäologische Landesmuseum beherbergt, bis zur bloßen Erinnerung, die sich nur noch in einem Straßennamen spiegelt.
Neben den Burgen sind Klöster die ersten Gründungen in der zu erschließenden Mark. Die Klöster Zinna, Gramzow und Lehnin entsteht bereits zwischen 1170 und 1180. Selbst kurz vor der Reformation und dem Ende der Stifte wird gegen 1480 in Jüterbog ein Franziskanerkloster errichtet. Von vielen dieser Einrichtungen haben sich noch eindrucksvolle Reste erhalten. Oft herrscht an diesen Orten auch eine ganz besondere Atmosphäre. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.