Angermünde – Franziskaner

Landkreis Uckermark

angermuende_blick_zum_kloster

Irgendwann, so gegen Mitte des 13. Jahrhunderts, muss sich im Süden der heranwachsenden Stadt Angermünde, direkt an der Stadtmauer, eine Gemeinschaft der Franziskaner angesiedelt haben. Von wem die Initiative dazu ausging wird wohl, wie so vieles, für immer im Dunklen bleiben. Vielleicht war es ja Joachim I., auch der Fromme genannt, als einer der so umtriebigen Markgrafenbrüder, welcher die Mönche zur Klostergründung einlud.
Direkt erwähnt in einer Urkunde werden die fratres minores in Novo Aggermunde jedoch erst im Jahr 1302.
Im Gegensatz zu den meist mit Dörfern und anderen lukrativen Besitzrechten ausgestatteten Zisterziensern finanzierten sich die beiden städtischen Orden der Dominikaner und Franziskaner über Spenden, die sie, wie einer ihrer Beinamen deutlich zum Ausdruck bringt, erbettelten. Das Gebiet in dem die Angermünder Franziskaner ihr Einkommen erzielten, Terminai genannt, lässt sich heute nicht mehr genau bestimmen. Es dürfte wohl den Raum Angermünde, Eberswalde und Bärwalde, heute Mieszkowice in Polen, umfasst haben.

Im 14. und 15. Jahrhundert taucht die Sekte der Waldenser in der Uckermark auf und es sind wohl die dortigen Franziskaner welche sich als deren eifrigste Verfolger erweisen. Eine ganze Reihe aufgespürter Ketzer endete dabei auf dem Scheiterhaufen.
1420, als Markgraf Friedrich I. von Hohenzollern die ein Jahrhundert zuvor an Pommern gefallene Stadt wieder in brandenburgischen Besitz bringt, sollen die Mönche auf dessen Seite gestanden haben.
Sonst berichten die schriftlichen Quellen nicht allzu viel über die Klostergemeinschaft. Geht man Umfang der ursprünglichen und heute verschwundenen Anlage aus, so dürfte sie relativ groß gewesen sein. Predigt, die Pflege Kranker und vielleicht auch das Erteilen von Unterricht – Schulen im heutigen Sinn gab es noch nicht – dürften ihren Alltag bestimmt haben.

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Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Franziskanerklosterkirche Angermünde
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. III, 3. Kreis Angermünde. 1934

Ihr Ende im Zuge der Reformation scheint unspektakulär abgelaufen zu sein. Jedenfalls finden sich keine Zeugnisse über einen wie auch immer gearteten Widerstand. Im Juni 1556 gibt Kurfürst Joachim das Kloster samt Einrichtung mit Ausnahme der Kirche an einen Hans Flauß, Hauptmann zu Beelitz. Den übrig gebliebenen Brüdern wird das Wohn- und Bleiberecht garantiert. Flauß verkauft die Anlage 1567 für 1000 Taler an die Stadt. Von da an werden die Gebäude teils als Hospital, teils als Jungfernschule genutzt. Wie viele Brandenburger Städte wird auch Angermünde durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Für den Wiederaufbau nutzt man die frühere Klosteranlage als Steinbruch. Von 1687-1700 finden aus Frankreich geflohene Hugenotten hier eine Bleibe und halten ihre Gottesdienste ab. Danach, in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die verbliebenen Gebäude weiter abgetragen, bis 1767 das letzte Gebäude verschwindet, dessen Steine zur Sanierung der erhaltenen Kirche genutzt werden. Deren Westteil dient wohl bis wenigstens 1799 als Gotteshaus für einen im Westen der früheren Klausur angelegten Friedhof und nachmittägliche Messen der Stadtgemeinde. Den östliche Teil des Gebäudes dagegen nutzt das Militär als Magazin und Gefangenenlager. Später übernimmt es die örtliche Feuerwehr. 1924 zieht das Heimatmuseum hier ein. Seit 1984 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten und seit 1997 steht die Kirche der Öffentlichkeit für Ausstellungen und Veranstaltungen wie den „Angermünder Klostersommer“ zur Verfügung.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. III, 3. Kreis Angermünde. 1934

 

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …