Landkreis Teltow-Fläming
Im wahrsten Sinne kurz vor Toressschluss Brandenburger mönchischen Lebens entsteht in Jüterbog ein Franziskanerkloster. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bemüht sich der Magdeburger Erzbischof Johann von Pfalz-Simmern um eine derartige Stiftung. Am 16. Juli 1476 erteilt Papst Sixtus IV. dieser Idee den notwendigen Segen. Johann ist da schon ein halbes Jahr tot. Doch sein Nachfolger Ernst II. von Sachsen verfolgt trotz Widerständen aus Meißen die Pläne weiter und wendet sich dabei auch an seinen Vater, den gleichnamigen Kurfürsten. Und er muss erfolgreich gewesen sein. Zwar gibt es keine direkten Nachrichten über die Gründung oder gar eine Gründungsurkunde aber 1480 gestattet der Brandenburger Bischof die Sammlung von Almosen für das Kloster. Auch ein 1478 wütender Stadtbrand kann die Gründung begünstigt haben. So ein Ereignis wurde als Strafe Gottes angesehen, die mit Buße und frommen Werken zu beantworten war. Spenden der Jüterboger Bürgerschaft sind jedenfalls für das Jahr 1483 belegt.
Aber die Zeiten sind ungünstig. Wirtschaftlich herrscht Prosperität. Davon zeugen nicht zuletzt die zahlreichen spätgotischen Um- und Neubauten im Land. Und zu denen gehört auch die in den 90er Jahren entstehende Jüterboger Klosterkirche samt Klausur. Doch der Franziskanerorden steht kurz vor seiner Spaltung in die weniger strengen Konventualen und die zurück zu den Wurzeln strebenden Observanten. Als die Trennung dann 1517 erfolgt gehören die Jüterboger Brüder zu den Observanten. Damit nicht genug, auch unter der europäischen Christenheit herrscht Unruhe, die sich bald offen Bahn brechen wird. Und genau deren Protagonisten treten auch in Jüterbog auf bzw. sind mit Vorgängen in der Stadt verbunden. So erregte besonders der hier aktive Ablassprediger Tetzel den Unmut Luthers und befeuerte dessen Opposition gegen Papst und herkömmliche Theologie. Thomas Münzer, einer der ideologischen Vorkämpfer des Bauernkrieges, wirkte 1519 kurz in der Stadt. Und dann beginnt die Reformation. Nach und nach geht es bergab. Seit 1521 gibt es keine Zuschüsse mehr aus den städtischen Kassen. Im September 1529 wendet sich Guardian Franz Weyß um Unterstützung an Margareta von Anhalt. Ein wenig wird das Kloster auch zum Zentrum katholischen Widerstands. Doch allmählich geht es zu Ende. Bei einer Visitation im Jahr 1562 werden nur noch 3 Mönche im Kloster angetroffen – in der Blütezeit lebten dort 20 Brüder. Im Januar 1564 kommt das aus. Erzbischof Sigismund gibt die gesamten Anlage an Jüterbog und die Stadt bekommt so eine zweite Pfarrkirche. Hauptsächlich werden die übrigen Klostergebäude nun als Schule genutzt. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts erhält die Stadtbibliothek dort einen Platz. Seit 2005 befindet sich hier das „Kulturquartier Mönchenkloster“.
Bei der Klosterkirche handelt es sich um einen spätgotischen, dreischiffigen Backsteinbau an dem sich im Osten ein einschiffiger Chor mit polygonalem Schluss anfügt. Mit dessen Errichtung begannen, wohl zu Anfang der 80er Jahre des 15. Jahrhunderts, die Bauarbeiten an Kirche und Klausur. Von Letzterer ist nur der zweigeschossige Ostflügel, seit 1577 als Gymnasium genutzt geblieben. In seinem Erdgeschoss hat sich noch der vormalige den Innenhof umgebende Kreuzgang erhalten.
nach:
Heinz-Dieter Heimann, Klas Neitmann, Winfried Schich, Brandenburger Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. 2007.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000
und nah dabei:
Zisterzienserkloster Zinna
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