Kyritz – Franziskaner

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Rechts der erhaltene Teil der Kirchennordwand mit Gewölbeansätzen und großem Okulus

Sie sind natürlicher Bestandteil vieler mittelalterlicher Städte: Die Klöster der sogenannten Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner. Und so findet sich eine derartige Niederlassung auch in Kyritz und wie üblich direkt an der Stadtmauer, hier im Nordwesten der Altstadt.
Erwähnt wird es erstmals im Jahr 1303, als in einer Urkunde des Erzbischofs Giselbert von Bremen, ausgestellt am 10. Oktober, von fratres minorum in kyriz die Rede ist. Sicher erfolgte die Gründung bereits im 13. Jahrhundert, wobei als Stifter sowohl die von Plotho als auch die Askanier in Frage kommen.

 

Über die weitere Geschichte des Klosters ist allerdings kaum etwas bekannt. Selbst über seine Auflösung im Zuge der Reformation existieren keine Urkunden. Doch immerhin entstammen ihm 3 Provinzialminister, Vorsteher von Ordensprovinzen. So z.B. Matthias Döring (*1390er-† 1469), der auch als Historiker wirkte und dessen Werke für die Brandenburger Geschichte des 15. Jahrhunderts von beträchtlicher Bedeutung sind.
Nach der Auflösung wurde die Kirche bis gegen Mitte des 18. Jahrhunderts als evangelisches Gotteshaus genutzt, die Klostergebäude dienten Wohnzwecken und als Armenhaus. Um das Jahr 1800 wurde dann so gut wie alles von der verbliebenen Bausubstanz abgebrochen. Heute steht nur noch die Nordwand der Klosterkirche mit ihren spitzbogigen Gewölbeansätzen und dem großen Okulus. Dazu kommen noch Teile der Klausur und Mauerreste des Kreuzgangs sowie eine Spitzbogenpforte, die wohl ins Dormitorium führte.

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen
     Veränderungen der jüngsten Zeit

Grundriss Franziskanerklosterkirche Kyritz
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. I, 2. Ostprignitz. 1907, S. 137, Fig. 164

Untersuchungen zur Baugeschichte sowohl 1879 als auch in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ließen 4 Phasen der Baugeschichte erkennen. Am Anfang, im 13. Jahrhunderts begann man mit der Errichtung einer Feldsteinkirche, ging dann aber, wahrscheinlich noch vor 1300, zu Backstein als Baumaterial über. Ein Prozess der in dieser Zeit überall zu beobachten ist. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts schließlich wurden Kirche und Klausur aufgestockt sowie die Kirche eingewölbt. Dem scheint sich eine Phase des allmählichen Verfalls anzuschließen. Denn eines der wenigen überlieferten Dokumente aus dem Jahr 1443 bezeichnet das Kloster als baufällig. Gegen 1450 erfolgt dann noch eine Erweiterung der Klausur bis zur Stadtmauer.
Seit der Wende gibt es intensive Bemühungen von Seiten der Stadt, die Klosteranlage zu einem Zentrum für Kulturelle Veranstaltungen umzugestalten. Neben der Freilichtbühne im Klostergarten, wo seit Mitte der 90er Jahre Veranstaltungen stattfinden, sollen so auch eine Bibliothek, ein Museum und die Touristeninformation hier ihren Platz finden.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Heinz-Dieter Heimann, Klas Neitmann, Winfried Schich, Brandenburger Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. 2007

 

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