Zossen

Landkreis Teltow-Fläming

Die Entstehung vieler Städte und Städtchen im 12. und 13. Jahrhundert scheint fast nach dem immer gleichen Muster abzulaufen. Eine Burg sichert den Übergang über einen Wasserlauf. Im Schutz der Feste siedeln sich Handwerker und Händler an und daraus entwickelt sich ein Marktflecken für die nähere Umgebung. So geschah es auch hier in Zossen in der sumpfigen Notteniederung an der Straße von Berlin nach Baruth und weiter in die Lausitz. Ausgangspunkt war, wie Sondagen in den 60er Jahren zeigten, ein slawischer Burgwall. Der wurde dann, wohl noch gegen Ende des 12. Jahrhunderts, von deutschen Kolonisatoren übernommen. Auf den slawischen Ursprung verweist auch der Name. 1320 taucht er das erste Mal als Sossen, später Szosne, auf, ein Ort, an dem Kiefern wachsen. Dieser Baum findet sich auch bis heute im Stadtwappen.
Dominiert aber wird die Geschichte des Platzes durch die Burg. Sie ist Mittelpunkt der Herrschaft Zossen welche hier, seit dem 14. Jahrhundert belegt, die Herren von Torgow ausüben, deren Lehnsherren ab 1370 die Träger der Böhmischen Königskrone sind. Was übrigens bis 1742 so bleibt. Die von Torgow sterben in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts aus und Zossen fällt 1478 an Georg von Stein, der es 1490 wiederum an Kurfürst Johann von Brandenburg verkauft. Zu der Zeit soll die Burg reichlich mit Feuerwaffen ausgestattet gewesen sein. Im 16./17. Jahrhundert wird die Anlage ausgebaut und modernisiert. Helfen wird das kurze Zeit später aber nicht, denn 1641 erobern und zerstören die Schweden die Feste. An ihrer Stelle entsteht in der Folgezeit das heutige Schloss in dem sich noch Reste spätmittelalterlichen Mauerwerks verbergen. Der Burgturm bleibt bis 1755. Von ihm hat sich noch eine Zeichnung, auf der auch das Datum des Abbruchs vermerkt ist, erhalten. Eine Kartenskizze dokumentiert den Zustand von 1790. Da waren noch Wälle und vorgelagerter umlaufender Graben erkennbar, der kurz darauf zugeschüttet wurde.

Das Städtchen selbst kam eigentlich nie aus dem Schatten der Burg heraus. 1355 erscheint sie als zu der Czossen erstmals in einer schriftlichen Quelle. Erst 1546 empfängt sie durch Kurfürst Joachim II. städtische Rechte
Im Jahr 1430 wird der slawische Kietz erwähnt, der mit ziemlicher Sicherheit genau so lange wie die Stadt bestand. Er befand sich dort, wo heute der große dreieckige Platz mit den Ehrenmalen für die deutschen Gefallenen im Krieg von 1870/71 und die sowjetischen Opfer zwischen 1941 und 45 an der Straße nach Baruth liegt.
Wie die Burg litt auch die Stadt schwer im Dreißigjährigen Krieg. Ihre Pfarrkirche St.-Katharinen wurde zerstört. 1662 und 1671 wüteten Brände und es erfolgte ein Neuaufbau an dessen Projektierung auch J.G. Memhardt beteiligt war.
Interessante Ergebnisse lieferten archäologische Untersuchungen nach der Wende im Bereich des Marktplatzes. Hier stieß man auf die Fundamentreste eines großen Backsteinbaus sowie verschiedene Gräben. Dabei dürfte es sich um Spuren der früheren Stadtbefestigung handeln. Die sumpfige Umgebung nutzend, hatte man wohl auf massive Mauern verzichtet, nicht jedoch auf Gräben und wohl auch Wälle und Palisaden. Das Fundament deutet auf ein Stadttor. So etwas gönnte man sich schon aus reinem Prestigedenken. Das gehörte, wir sehen es an zahlreichen Orten, damals einfach zu einer Stadt selbst dann, wenn sie keine eigentlichen Mauern aufwies.
Der Marktplatz selbst war ursprünglich mit Holzbohlen befestigt die eine Schicht aus Kies bedeckte. Mehrere übereinanderliegende Lagen wurden bei Grabungen angetroffen. So war auch bei ungünstiger Witterung für das Markttreiben ein fester Untergrund vorhanden. Untersuchungen der obersten und damit jüngsten Lage mit Hilfe der Dendrodatierung erbrachten das Jahr 1481, in dem die Bäume für den Untergrund gefällt wurden. In der Neuzeit ging man dann dann von Holz zu Stein über.
Äußerst anschaulich für den Besucher werden die Ergebnisse der Forschung heute auf dem Markt präsentiert.
Wenig blieb von der Burg, dem Ausgangspunkt der städtischen Entwicklung erhalten. Im heutigen Parkt erhebt sich, höher gelegen, eine Rotunde aus Backstein, Überbleibsel der am Ausgang des Mittelalters umgebauten Feste. Das Aufkommen der Feuerwaffen hatte neue architektonische Lösungen gefordert.
Nicht weit davon trifft man auf ein ebenfalls hoch gelegenes schmales langgestrecktes Gebäude. Durch den grauen Verputz wie er für die DDR-Zeit üblich war, wirkt es unscheinbar und fast bedeutungslos. Tatsächlich handelt es sich hier um das ehemalige Torhaus der inneren Burg, vormals über eine Zugbrücke zu erreichen. In seinem Keller haben sich noch, wenn auch durch eine Zwischendecke gestört, spätmittelalterliche Gewölbe erhalten.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …