Zwischen Vorgestern und Übermorgen

Die mittelalterliche Stadt

Die antiken Kulturen Griechenlands und Roms waren städtische Gesellschaften, urbane Zentren als Mittelpunkte des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens. Dafür stehen Namen wie Korinth, Theben, natürlich Athen, Alexandria und später Rom, Pompeji, Antiochia und viele andere. Doch in den letzten Jahrhunderten des Imperium Romanum verloren die Städte, jedenfalls im westlichen Teil des Reiches, mehr und mehr an Bedeutung. Als schließlich germanische Völker die römischen Grenzen überrannten, brachten sie gesellschaftliche Strukturen mit, für die Städte relativ bedeutungslos waren. Einst blühende Gemeinwesen schrumpften zusammen, zogen sich wie im südfranzösischen Nimes ins frühere Amphitheater oder wie im Trier, vormals Augusta Treverorum, in einen befestigten Bereich um den Dom zurück.

In der folgenden Ära, nun germanisch-christlicher Fürstentümer, änderte sich nicht viel. Könige und seit Karl dem Großen Kaiser errichteten Pfalzen, zogen von Ort zu Ort um Gerichtstag zu halten, Verordnungen und Gesetze zu erlassen, so ihr Land regierend. Klöster entstanden um den Glauben der neu bekehrten Christen zu festigen, Bischöfe ließen erste Dome bauen und daneben ihre oft befestigten Sitze. Doch nach und nach siedelten sich im Schutz von Pfalzen, Burgen und kirchlichen Mittelpunkten Handwerker an, Händler und jede Menge Hilfskräfte.
Bis dahin bestand die Gesellschaft des frühen Mittelalters aus drei Ständen. Da war die Landbevölkerung vom wohlhabenden Bauern bis hinab zum Sklaven, der Adel, angefangen beim Kaiser und endend bei eigentlich unfreien Magistralen die Verwaltungsaufgaben wahrnahmen sowie den sich gerade erst formierenden Berufskriegern, Panzerreitern, aus denen später das Rittertum erwachsen sollte und natürlich der Klerus als Pyramide vom Papst in Rom herab über Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Pröbste, Klösteräbte und am Ende einfache Mönche, Nonnen, Pfarrer.

Mit den Bewohnern der entstehenden – oder wie im Westen aus römischen Trümmern wieder entstehenden Städten kam ein neues Element hinzu. Erst noch abhängig vom jeweiligen Feudalherren zu dessen Territorium sie gehörten wuchs allmählich die wirtschaftliche Kraft der neuen Gemeinwesen, wurden diese unentbehrlich für Handel und Warenproduktion und gewannen zunehmendes Selbstbewusstsein. Bald umgab man sich mit Mauern, wurde so zur Großburg und genau so fast uneinnehmbar wie die Adelssitze. Städte schmiedeten Bündnisse untereinander wie auch mit einzelnen Fürsten gegen deren Konkurrenten. Im 14. und 15. Jahrhundert wehrten sie sich so gegen den außer Kontrolle geratenden kleinen und mittleren Adel wie z.B. die Quitzows in der Prignitz.

Der vierte Stand sollte noch eine große Zukunft haben während Adel und Geistlichkeit im sich entwickelnden Europa ihre Bedeutung mehr und mehr verloren und die Bauernschaft durch technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, der die landwirtschaftlichen Erträge vervielfältigte, einem stetigen Schrumpfungsprozess unterworfen war und ist.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …