Perleberg

Landkreis Prignitz

Wer denkt heute noch, dass die kleinen Flüsschen Brandenburgs wie Stepenitz, Löcknitz oder Dosse, einmal schiffbar und wichtige Verkehrswege waren. Immerhin ist der Transport von Gütern zu Wasser gut zehnmal preiswerter als der zu Land. Wusterhausen und Perleberg hatten Häfen mitten im Stadtgebiet. Von Perleberg ging es direkt zur Elbe und von dort nach Hamburg, in die Nordsee und die ganze damalige Welt – so klein die unseren heutigen Augen auch erscheinen mag. Gibt es an solch einem Wasserweg noch eine günstige Furt um sie zu überqueren, so kreuzen sich Verkehrswege, können Güter umgeladen werden, entsteht eine strategisch wichtige Position, die es mit einer Burg abzusichern gilt. Im Schatten einer solchen Feste beginnt bald eine Siedlung zu wachsen. Und damit wäre der Ursprung Perlebergs im Prinzip schon erklärt. Ein slawischer Vorläufer und die entsprechende Bevölkerung in der Umgebung ist zwar weder archäologisch noch durch schriftliche Quellen nachweisbar aber doch nicht unwahrscheinlich. Die deutsche Burg entsteht, wo sich heute der sogenannte Wall befindet. Auf dem Plan von 1726 sehen wir, dass dort die damals vorhandenen Bauten auf allen Seiten von Wasser umgeben sind. Dies dürfte auch die ursprüngliche Situation gewesen sein. Burgherren waren die Gänse wie auch in Lenzen, Wittenberge und Putlitz. Langsam beginnt sich im Schutz dieser Burg eine Siedlung zu entwickeln.

Das frühe Perleberg, auch dies ist noch gut auf dem Plan zu erkennen, hatte, ähnlich wie Wittenberge, die Form einer langgezogenen Ellipse und erstreckte sich von der Burg aus nach Süden. Mittelpunkt war die Nikolaikirche an die heute aber nur noch der Name eines Platzes in der Altstadt erinnert.
Im Jahr 1239 bekommt dann die civitas Perlebergensis ihr Stadtrecht. Auch setzt im 13. Jahrhundert die Prägung eigener Brakteaten, auch Hohlpfennige genannt, mit dem Stadtwappen ein. Deutlich zeigt sich hier die wachsende Potenz des Ortes. Und die Stadt wächst. Ähnlich wie z.B. in Berlin um die Marienkirche entsteht auf einer Talsandinsel ein neues Zentrum mit der St.-Jakobi-Kirche als Mittelpunkt. Das Untergeschoss des Turms, errichtet aus sauber bearbeiteten Feldsteinen, weist den Baut deutlich in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Und so verwundert es nicht, dass es Perleberg zu Beginn des 14. Jahrhunderts gelingt, sich von der Herrschaft der Gänse zu emanzipieren. 1303 genehmigt Markgraf Herrmann den Erwerb der Stepenitz durch die Stadt, der Startschuss für eigenständigen Schiffbau und Handel mit der Hanse. 1310 kauft man dann mit Erlaubnis des Markgrafen Johann den Wall. Damit waren mögliche Probleme mit Burgherren beseitigt.
Mit dem Ende der Askanier in Brandenburg werden die Zeiten ungemütlicher. Kleinadlige mutieren zu Räubern und machen die Verkehrswege unsicher. Doch die Städter verschanzen sich nicht nur hinter ihren starken Mauern. 1325 setzen die Perleberger ihre Unterschrift unter einSicherheitsabkommen mit Pritzwalk, Kyritz, Havelberg, Freyenstein und Meyenburg. Im Jahr 1337 kommt die Stadt durch den Wittelsbacher Markgrafen Ludwig in den Besitz der Stepenitzmühle, erlangt frei Schifffahrt zu Elbe und Zollermäßigung in Wittenberge. Ein Jahrzehnt später, 1248, gewährt der Falsche Waldemar Zollfreiheit für den gesamten Markt, was 1354 von Ludwig dem Römer bestätigt wird. Da steht Perleberg schon kurz davor Mitglied der Hanse zu werden. Das geschieht dann auch 1358/59.

Diese Kette von Erfolgen macht die Stadt quasi zur Hauptstadt der Prignitz. Und so findet hier 1399 erstmals ein Perleberger Fürstentag statt. Den Regierungsantritt des Hohenzollern Friedrich I. 1417 begrüßen die Bürger nachdrücklich. 1420 treffen sich hier die Fürsten von Pommern, Mecklenburg, Sachsen-Lauenburg mit Friedrich zu einem Friedensschluss. Ähnliche Treffen gibt es auch in den Jahren 1421, 1423 und 1425. Allerdings berichten die Quellen auch über interne Auseinandersetzungen zwischen Handwerkergilden und Kaufleuten. Und noch herrscht kein vollkommener Frieden im Land. Aber die Perleberger wissen sich zu wehren. Als Reaktion auf die Misshandlung eines ihrer Bürger zerstört die Stadt die Winterfeldsche Burg bei Dallmin und hält einen Johannes Gans mehrere Jahre wegen verübter Brandschatzungen gefangen.
Während des 15. Jahrhundert kommt es zu einem wirtschaftlichen Rückgang. Dazu erzwingt Kurfürst Friedrich II. den Austritt aus der Hanse. Danach scheint sich die Lage aber wieder zu bessern. Der bis dahin hölzerne Roland auf dem Marktplatz wird durch die jetzige Statue ersetzt und seit 1546 ist die Stadt Sitz des Prignitzer Landgerichts.
Die Katastrophen des Dreißigjährigen Krieges verschonen auch Perleberg nicht. 1638 wird die Stadt von Kaiserlichen Truppen geplündert. Um die Mitte des 18. Jahrhundert beginnt man mit der Abtragung der Befestigungen. Von der früheren Burg bleibt nur das heutige Wallgembäude und auch von der Stadtmauer haben sich nur geringe Reste erhalten.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Dieter Hoffmann-Axthelm, Perleberg im Mittelalter. Stadtentwicklung und Geschichte. 2010.
Wikipedia

 
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