Quitzow

Landkreis Prignitz

quitzow_suedost

Ein Bertoldus de quitsowe wird 1271 erstmals erwähnt. 1299 taucht dann ein hinricus plebanus de quitsow (Heinrich, Pfarrer in Quitsow) auf. Aus einer mecklenburgischen Urkunde des Jahres 1319 erfahren wir, dass die Quitzows ein Haus und eine Feste zu Quitsaw ihr Eigen nenne. Der Name des Ortes lässt sich aus dem Slawischen ableiten und bezeichnet die Siedlung eines Mannes namens Kwitsch – nicht gerade schmeichelhaft, denn es bedeutet „der Quieker“.
Nun ist das Geschlecht derer von Quitzow kein unbeschriebenes Blatt in der märkischen Geschichte. Versuchten sie doch im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts ihren Machtbereich über die Prignitz hinaus auf aggressive Weise auszudehnen. Erst die Hohenzollern boten diesem Streben Einhalt. Zwar war das weiter südliche gelegene Quitzöbel Stammsitz des machtbewussten Klans, doch muss auch Quitzow, wie der Verweis auf Haus und Burg aus zeigt, für diesen eine beachtliche Bedeutung gehabt haben. Dabei liegt die frühe Geschichte, wie so oft, im Dunkeln.

Immerhin aber spiegelt sich die Bedeutung derer von Quitzow in der örtlichen Dorfkirche wieder. Sie ist ein stattlicher Bau aus querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite, Schiff und eingezogenem Chor mit geradem Ostabschluss. Wurde der Turm aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk mit Ziegelkanten errichtet, so zeigt das Schiff regelmäßige Lagen relativ sorgfältig bearbeiteter Feldsteine. Schiff und Chor umzieht ein hoher hervortretender Feldsteinsockel mit gekehlter Fase. Oberhalb dieses Sockels wurde der Chor komplett in Backstein ausgeführt. Schon der hohe Sockel, die Kehle und die Verwendung von Backstein deuten auf das ausgeprägte Repräsentationsbewusstsein der Erbauer. Dies kommt deutlich in weiteren Elementen des Baus zum Ausdruck. So zeigt das Mittelfenster der Dreifenstergruppe im Osten ein mit Rundstab profiliertes Gewände, schmückt ein Treppenfries den darüber liegenden Giebel. Die später veränderten Fenster waren wohl ursprünglich mit Maßwerk geschmückt.

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Quitzow
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Band 1, Teil 1: Kreis Westprignitz. Berlin 1909, S. 264, Abb. 254

Auf der Süd- und der Nordseite des Schiffs findet sich je ein gestuftes Portal, dessen Gewände durch den Wechsel von normalen und dunkel glasierten Backsteinen hervorstechen. Ein weiteres Portal an der Südseite des Chors verbirgt sich hinter einem Anbau aus dem Jahr 1893.
Im Innern des Gotteshauses findet sich ein mittelalterlicher Altaruntersatz mit Weihekreuzen und barockem Aufsatz. Die Taufe dürfte dem 14. Jahrhundert angehören.
Die Quitzower Dorfkirche entstand in mehreren Phasen. Zuerst, dafür spricht das regelmäßige Mauerwerk, entstand wohl noch im 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts das Schiff. Kurze Zeit später folgte der Chor. Der imposante Westturm dürfte dann, wie auch die repräsentativen Portale, im 15. Jahrhundert hinzu gekommen sein. Allerdings zeigt sich im unteren Bereich des Turms, dort wo auch die Backsteinkanten beginnen, eine deutliche Baunaht. So dürfte auch das jetzige Bauglied einen Vorgänger besessen haben. Möglich wäre ein früheres Glockengeschoss in Fachwerkbauweise auf einem Feldsteinunterbau.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin

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