Der Depotfund von Heegermühle bei Eberswalde

Landkreis Barnim

Bronzene Gürtelscheibe aus dem Depotfund Heegermühle

Scherben grober Keramik, Bruchstücke von Knochen und ein zertrümmerter Menschenschä­del kommen im Jahr 1890 zusammen mit einer ganzen Reihe von Bronzeartefakten sowie ei­nem eisernen Meißel bei Heegermühle westlich Eberswaldes ans Tageslicht. Der Fundort liegt nördlich des zum Kanal erweiterten Laufs des Flüsschen Finow und westlich eines in dieses mündenden Abflusses des Mäckersees auf einer ovalen Hochebene. 23 Jahre später wird man nicht weit davon, ebenfalls am Nordufer, den berühmten Goldschatz von Eberswal­de entdecken. Der industrielle Boom, besonders nach dem siegreichen Krieg gegen Frank­reich, hat hier nördlich der Reichshauptstadt Berlin zu umfangreichen Bauarbeiten geführt. Fabriken wie das Messingwerk entstehen und neue Wohnsiedlungen. Die beiden nicht weit auseinander liegenden Fundorte und der hohe Wert der geborgenen Gegenstände deuten dar­auf hin, dass das Gebiet auch während der Bronzezeit wohl relativ dicht besiedelt war.

Theobald von Bethmann Hollweg, späterer Reichskanzler, 1890 Landrat in Brandenburg, überweist die Artefakte nach Berlin. Der Archäologe Carl Schuchardt publiziert den Fund zu­sammen mit dem schon erwähnten Eberswalder Goldschatz 1914. Gegossene Armreifen, 2 Halsringe, weiterer Schmuck, eine Fibel, ein spatenähnliches Gerät, dass wie ein Lappenbeil an einem Griff befestigt werden konnte, gehören dazu genau so wie eine kunstvoll verzierte Gürtelscheibe mit einem Durchmesser von 24 cm. Herausragend auch die beiden in Vogel­köpfe auslaufenden Bronzetüllen – wohl für Kulthandlungen gedachtes Gerät. Weisen die Vo­gelmotive in den Süden, so die verschiedenen spiralförmigen Verzierungen eher in den Nor­den. Dies zeigt auch deutlich eine Besonderheit des Brandenburger Raumes, wo sich nördli­che und südliche Einflüsse während der Bronzezeit oft mischten.

Zeitlich gehören die bronzenen Artefakte in die mittlere Bronzezeit (ca. 1600-1300 v. Chr.). Es handelt sich wohl um einen Depotfund, wobei Zweck und Grund der Niederlegung unklar bleiben. Genau wie das Vorhandensein des eisernen Meißels, der vielleicht einen ersten Hinweis auf die frühe Verwendung von Eisen liefert sowie die Knochen- und Schädelreste. Denn leider gab es sowohl beim hier beschriebenen Depotfund wie auch beim Goldschatz keine weiteren Untersuchungen des Fundplatzes.

nach:

Carl Schuchardt, Der Goldfund vom Messingwerk bei Eberswalde. 1904.
Alle Abbildungen ebenfalls aus Schuchardts Publikation und vom Autor nachbearbeitet

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …