Mürow – Megalithgrab

Landkreis Uckermark

Blick von der "Steinklippe" nach Frauenhagen
Blick von der „Steinklippe“ nach Frauenhagen

Weiß man in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch von wenigstens zwei Großsteingräbern in der Umgebung Mürows zu berichten, so existiert heute nur noch ein Einziges. Dieses liegt ca. 200 m östlich der Straße Mürow-Frauenhagen auf einer heute „Steinklippe“ genannten Endmoränenkuppe. Interessanterweise verlief und verläuft hier auch die Gemarkungsgrenze zwischen beiden Dörfern. Und hier befand sich, wie die Untersuchung des Dolmens und seiner Umgebung erbrachte, auch eine mittelalterliche Straßensperre.
Das im Laufe der Zeit etwas ramponierte Bodendenkmal wurde 1965 durch den Archäologen Horst Geisler gründlich untersucht und, soweit möglich, wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Bei der Anlage handelte es sich um einen sogenannten erweiterten, Nordwest-Südwest ausgerichteten, Dolmen. Je zwei Tragsteine bilden die Längsseiten, während die Schmalseiten von je einem Stein abgeschlossen werden. Der südwestliche Schlussstein ist dabei deutlich niedriger und dürfte so den Zugang zum Innern der Grabkammer markieren. In situ angetroffen wurden alle Trägersteine und ein Deckstein im Nordwesten. Zwei weitere große Steine, mit ziemlicher Sicherheit die fehlenden Decksteine, fanden sich als Bestandteil einer dicht neben dem Grab verlaufenden Mauer – der oben bereits erwähnten Straßensperre.

Grosssteingrab Mührow, wie in den 60ern bei der Grabung vorgefunden: Schwarz im unteren Teil die mittelalterliche Mauer mit den beiden Decksteinen 1Scherben und Feuersteinklinge 2 Randscherbe eines Trichterbechers 3 Feuersteindolch Umzeichnung nach: Geisler 1966
Grosssteingrab Mührow, wie in den 60ern bei der Grabung vorgefunden: Schwarz im unteren Teil die mittelalterliche Mauer mit den beiden Decksteinen

1     Scherben und Feuersteinklinge
2     Randscherbe eines Trichterbechers
3     Feuersteindolch

Umzeichnung nach: Geisler 1966

Bei den folgenden Grabungsarbeiten wurde rund um den Dolmen unter dem Humus eine Rollsteinpackung, ähnlich der, die auch die Anlage im Suckower Forst bei Steinhöfel umgibt, freigelegt.
Besonders interessant waren dann die Ergebnisse der Untersuchungen innerhalb des Grabes. Dieses war, sicher durch eine schon im 18. Jahrhundert durchgeführte Grabung, stark gestört und mit neuzeitlichem Material wie Ziegelbruch, glasierter Keramik und Glasscherben durchsetzt. Schon damals waren menschliche Zähne ans Tageslicht gekommen. Jetzt fanden sich jungsteinzeitliche Keramikreste, Feuerstein, menschliche und tierische Knochen und die abgebrochene Spitze eines Rothirschgeweihs. Auch vor dem Grab traf man auf Scherben und fand dazu noch eine Silexklinge.
Die Keramik ließ sich einmal als solche der Trichterbecherkultur, deren Träger als die Erbauer der meisten Großsteingräber gelten, wie auch der spätneolithischen Havelländischen- und der Kugelamphorenkultur bestimmen. Eine genauere Unterscheidung ist bei den letzteren in der Uckermark schwierig, da sich beide Kulturen massiv beeinflussten.
Bei den menschlichen Überresten handelte es sich um die zweier Individuen, eines Mannes und einer Frau, beide im erwachsenen Alter, der Mann zwischen 30 und 35.

Zugang zum Grab im Südosten
Zugang zum Grab im Südosten

Der Befund deutet, wie bei vielen Großsteingräbern zu beobachten, auf eine wenigsten zweiphasige Nutzung. Einmal durch Leute der Trichterbecherkultur und dann in Form von Nachbestattungen der Kugelamphoren- oder Havelländischen Kultur.
Unerwarteter Nebeneffekt war die Entdeckung der sich gut 250 m hinziehenden Grenzmauer, die urkundlich nirgendwo erwähnt wird. Als 1959 der damalige Landweg nach Frauenhagen zur heutigen Straße ausgebaut wurde, gab es allerdings schon eine Reihe Berichten über zahlreiche Feldsteine und ein Hausfundament unter der Trasse. Sehr wahrscheinlich ist es so, dass sich hier im späten Mittelalter eine Wegsperre befand, durch die der Verkehr zwischen Pommern und Brandenburg kontrolliert und vielleicht auch, dass mögliche Vorhandensein eines festen Baus deutet in die Richtung, auch Zoll erhoben wurde.

nach:

L. v. Ledebur, Die heidnischen Altertümer des Regierungsbezirks Potsdam. 1852.
Horst Geisler, Großsteingrab und mittelalterliche Straßensperre bei Mürow. Ausgrabungen und Funde 11, 1966, 3, 122-128.

 
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