Neuendorf (Zernitz-Lohm)

Ostprignitz-Ruppin

Die Turmhügelburg westlich von Neuendorf mitten in den Feldern

Eine Baumgruppe, gelegen mitten in abgeernteten oder brach liegenden Feldern, kann alles mögliche sein. Hier, westlich von Neuendorf zwischen den Landstraßen nach Lohm und zum Wohnplatz Kahlschlag ist sie schlicht und ergreifend das, was von einer mittelalterlichen Motte blieb. Und alles ist noch gut erkennbar. Sowohl der aufgeschüttete Hügel wie auch der ihn umziehende Graben. Auf aktuellen Karten erinnert der sich sehr gerade von Ost nach West durch die Landschaft ziehende „Burgwallgraben“ noch daran, dass diese Turmhügelburg einst in der feuchten Niederung eines Baches angelegt wurde.

 

Mit einem Durchmesser von 35 m und einer Höhe von 3 m ist die Anlage relativ groß. Archäologische Untersuchungen der letzten Jahre brachten wertvolle Hinweise zu Aufbau und zeitlicher Einordnung. Im sumpfigen Gelände musste erst einmal für festen Stand gesorgt werden. Dazu füllten die Erbauer den Untergrund des späteren Turms mit Brandschutt auf, errichteten rund um dessen geplante Basis eine auf Feldsteinen ruhende Holzverschalung und gaben diesem Fundament dann mit gestampften Lehm die notwendige Festigkeit. Jetzt wurde rundherum der Hügel aus Sand aufgeschüttet und gegen Abrutschen an der Grabenwand mit hölzernen Pfosten gesichert. Nun konnte man das Wasser des später „Burgwallgraben“ genannten und heute praktisch nicht mehr existenten Baches in den Burggraben leiten und auf dem festen Fundament einen Holzturm errichten.
Neben Münzen und Keramik fanden sich bei den Untersuchungen auch die spätgotischen Beschläge einer Tür, ähnlich denen, die sich manchmal noch an den Pforten alter Kirchen erhalten haben. Dadurch kann man von einer Errichtung der Motte in der 2. Hälfte des 14. und einem Bestand noch bis ins folgende Jahrhundert ausgehen. Dies korreliert gut mit den historischen Vorgängen in Brandenburg. Einmal war es die wachsende Bedeutung des lokalen Kleinadels nach dem Ende der Askanier in Zusammenhang mit anderen Krisenerscheinungen des späten Mittelalters und dann natürlich die Festigung der Macht der Hohenzollern im beginnenden 15. Jahrhundert begleitet vom Auftauchen der ersten Feuerwaffen. Turmhügelburgen hatten da keinerlei Chancen mehr.
Was wie fast immer fehlt, sind schriftliche Hinterlassenschaften. Allerdings wird für das Jahr 1364 ein Ritter Johannes von Rohr erwähnt. Gut möglich, dass wir es mit dem Bauherren zu tun haben.

und nah dabei:
Hinweis2

Wusterhausen/Dosse
Dorfkirche Zernitz
Dorfkirche Kampehl

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …