Zernitz

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Der Ort liegt 7 km südöstlich von Kyritz. Erstmals erwähnt wird er 1324 als Cernitz. Das kommt aus dem Slawischen und heißt „Schwarzes Wasser“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Lage an der Jäglitz, einem Nebenfluss der Dosse, deren Unterlauf früher den Namen Schwarzwasser – eine direkte Übersetzung aus dem Slawischen – trug. 1333 bestätigt der Havelberger Bischof Dietrich einem Altar der Pfarrkirche in Kyritz auch Einnahmen aus Cernitz zu dessen Unterhalt.
Die Kirche besteht aus schiffsbreitem, querrechteckigem Westturm und dem Schiff mit geradem Ostabschluss. Beide Bauglieder wurden aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichtet. Besonders im unteren Bereich – bis in ca. 1 m Höhe – findet sich auffallend viel Backsteinbruch. Hier wurde wahrscheinlich zu Beginn der Arbeiten das Material eines Vorgängerbaus, vielleicht einer Fachwerkkonstruktion mit Backsteinanteil oder Dachziegel, verwandt. Am steinsichtigen Verputz haben sich teilweise, so im Norden und Osten, noch Reste von Fugenritzungen erhalten.

Der Turm besitzt gekuppelte backsteingefasste Schallöffnungen. Backstein verwandte man auch für seine Kanten und den Blendschmuck an beiden Giebeln. Ein Quersatteldach schließt ihn ab.
Die seitlichen Schiffsfenster wurden neogotisch vergrößert. Das Südportal zeigt die typische Kombination einer Stichbogenpforte in einer Spitzbogenblende. Bemerkenswert sind die zahlreichen Schälchen im Gewände. Man geht davon aus, dass hier die Gläubigen durch Bohren Ziegelstaub gewannen, dem sie eine schützende oder heilende Wirkung zusprachen. Zwei weitere Schälchen finden sich auch an einem Backstein der Ostwand. Das Tympanon, heute mit einem frommen Spruch versehen, zeigte zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Rest gotischer Maßwerkmalereien in Form von breiten dunkelroten Linien. Über dem Portal hat sich eins der Ursprungsfenster erhalten. Ein weiterer Zugang, allerdings mit Ziegeln neuzeitlichem Formats vermauert, liegt auf der Nordseite. Er könnte einst vom Schiff in eine später abgerissene Sakristei oder Gruft geführt haben.

Grundriss Dorfkirche Zernitz. Umzeichnung nach
Grundriss Dorfkirche Zernitz. Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.2. Kreis Ostprignitz. 1907.

Auch die Ostseite ist interessant. Bei der dortigen Dreifenstergruppe wurde das Mittelfenster geteilt und von einer Stichbogenblende gerahmt. Stichbogig sind auch die Abschlüsse eines Teils der Blenden im Giebel.
Geht man vom unregelmäßigen Mauerwerk aus, der reichlichen Verwendung von Backstein für Gewände, Kanten und Blendschmuck, wie auch dem häufigen Auftreten des Stichbogens, so kann man das Zernitzer Gotteshaus wohl sicher ins 15. Jahrhundert datieren. Barocke Veränderungen scheinen nicht stattgefunden zu haben oder sind später wieder getilgt worden. Erst 1898 vergrößerte man die seitlichen Fenster. Diesem Umständen ist es zu verdanken, dass uns hier ein gutes und nur wenig verändertes Beispiel einer typischen Prignitzer Kirche des späten Mittelalters vorliegt.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.2. Kreis Ostprignitz. 1907.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

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