Burg Ziesar

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Es ist das Jahr 948, in dem Ziesar als civitas ezeri erstmals erwähnt wird. Der slawische Burgort an einem heute verlandeten See soll dem gerade gestifteten Bistum Brandenburg gehören. Doch der große Slawenaufstand von 983 macht die Planungen der 1. Ostkolonisation zwischen Elbe und Oder für die nächsten eineinhalb Jahrhunderte zunichte.
Dann aber, 1156, fällt die Feste Brandenburg endgültig, der Bischof kehrt aus seinem Leitzkauer Exil zurück und auf den slawischen Wällen eszeris entsteht eine deutsche Burg. Erhalten sind aus dieser Zeit noch der Bergfried und Teile des Feldsteinmauerwerks in den Gebäuden um den Burghof. Neben Pritzerbe wird die Burg schon 1214 als Bischofssitz genannt
Nach 1327 verlegen die Brandenburger Bischöfe ihre Residenz nach Ziesar und, da nach dem Ende der askanischen Dynastie unruhige Zeiten angebrochen waren, dienten die folgenden Umbauten nicht nur der Repräsentation, sondern auch dem Schutz der Bewohner vor unerwünschten Gästen.
Wesentliche Umbauten erfolgten dann besonders im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts unter Bischof Dietrich von Stechow. Dabei entstand auch die Burgkapelle mit ihrer einzigartigen Ausmalung. Die ebenfalls in dieser Zeit angelegte Vorburg wurde mit Ausnahme des Storchenturms, der seinem Namen alle Ehre macht, im 19. Jahrhundert abgebrochen.

Nach der Reformation teilte der Gebäudekomplex das Schicksal vieler ähnlicher Einrichtungen im Land. So diente der Bergfried im 19. Jahrhundert sogar als Schornstein einer Fabrik. Die Burg selbst wurde zur DDR-Zeit Schulinternat. Heute befindet sich dort das „Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters“, eine sehenswerte Einrichtung. Das Konzept der Ausstellung lässt den Besucher bei seinem Gang durch die verschiedenen Räume sowohl die Geschichte von Christianisierung und Kirche als auch des damit verbundenen Bauwerks durch die Jahrhunderte erleben. End- und Höhepunkt ist der Raum mit den 1993/94 wiederentdeckten Resten von Wandmalereien, wohl das Himmlische Jerusalem darstellend, im Obergeschoss.
An seiner Nordseite umschließen den gepflasterten Burghof Bergfried, Palas, Torhaus und Kapelle. Die Bauten der Südseite erfuhren 1860 und danach starke Veränderungen, die an die Kirche grenzenden wurden 1857 sogar Opfer eines Brandes und 1897 vollständig abgerissen.
In ihrem Kern ist die Palas ein Feldsteinbau vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Umfangreiche Umbauten in Backstein erfolgten zusammen mit der Errichtung der Kapelle 1470. Die teilweise freigelegten Mauern und Bögen der spätgotischen Bischofsresidenz sind Bestandteil der ständigen Ausstellung. Zu seiner Einrichtung gehören auch die ebenfalls freigelegten Teile einer Heizungsanlage und der Kamin.Die Säkularisation macht Burg Ziesar zum Amtssitz. So wurde 1745 die nun als Amtshaus genutzte Palas umgestaltet und verputzt. In dieser barocken Form und Farbgebung präsentiert sich heute das Gebäude auf der Burgaußenseite.
Das Palas und Burgkapelle verbindende Torhaus wurde beim Bau der Kapelle ebenfalls in Backstein erneuert. In seiner Durchfahrt trifft man auf den Grabstein des 1472 gestorbenen Bischofs Dietrich von Stechow. Darüber verbindet ein mit Kreuzgewölbe ausgestatteter Raum die bischöflichen Wohnräume mit dessen Loge in der Kapelle. Nach außen führende Fenster geben den Blick direkt auf den Turm der Ziesarer Pfarrkirche frei.
Das 1470 geweihte Gotteshaus blieb durch glückliche Umstände im Innern wie auch Außen so gut wie unverändert. Typische spätgotische Schmuckformen zeigen, dass hier eine Bauhütte tätig war, die ihre Spuren auch in Brandenburg an St. Gotthard, dem Altstädtischen Rathaus, sowie in Wolmirstedt und Tangermünde hinterließ. Die Kirche ist ein rechteckiger eingewölbter Backsteinbau mit neugotischem Ostgiebel. Zum Burghof repräsentativ dekoriert, erlangt sie ihre Bedeutung besonders durch die Wandmalereien im Innern. Diese stammen vom Ende des 15. Jahrhunderts und haben sich unter späteren einfarbigen Übermalungen ausgezeichnet erhalten. Besonders hervorzuheben ist, dass die Decke in illusionistischer Weise aufhebende filigran gestaltete Maßwerk.
Auffallend auch ein in die Entstehungszeit um 1470 datiertes Votivrelief aus Kalkstein an der Ostwand. Dargestellt sind von Links nach Rechts der Heilige Ägidius, Paulus, Petrus, Andreas und Wenzeslaus oder Sigismund.

und nah dabei:

Hinweis2

Dorfkirche Bücknitz
Dorfkirche Rogäsen

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …