Burgwall Zützen

Landkreis Dahme-Spreewald

Wie so viele andere Denkmäler der Vergangenheit ist auch der Burgwall von Zützen fast gänzlich verschwunden. Nur das geübte Auge, wenn es zudem weiß worauf es den Blick richtet, erkennt ihn heute. Woran das liegt ist deutlich auf Luft- und Satellitenbildern zu sehen. Schnurgerade nebeneinander liegende Ackerfurchen überziehen den Bereich von Burg und Vorburgsiedlung. Noch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sah es hier anders aus. 1844 beschreibt einer der Pioniere Brandenburgischer Vorgeschichtsforschung, C. R. Schumann das Bodendenkmal:

„Im Goersdorfer Bruch bei Zützen befindet sich eine Anhöhe, ebenfalls Horst genannt, welche circa 2000 Schritt im Umfang hat, rund und gänzlich vom Sumpf umgeben ist, auch, wie ersichtlich, durch Menschenhände entstanden ist. Der Boden auf derselben sieht wie Asche aus, ist mit kleinen Kohlen vermischt und enthält viele Knochen von Thieren, besonders von Hirschen, welche von solcher Größe sind, daß Jäger schon Kronen von mehreren Zollen im Durchmesser dort gefunden haben. Auch sind dort Urnen und Instrumente gefunden, jedoch nicht beachtet und zerstört worden. Ebenfalls befinden sich sehr alte Eichen darauf, welche rund herum gestanden.“

(Niederlausitzer Mitteilungen, 1844, S. 380 f.)

 

Auch in der folgenden Zeit erregte der Wall immer wieder das Interesse von Heimatkundlern. 1944 beschreibt ihn der Prähistoriker Karl-Heinrich Marschalleck in seinem Buch über „Die Urgeschichte des Kreises Luckau“ erstmals unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Untersuchungen erfolgen auch zur Zeit der DDR und in den 80ern werden Suchschnitte angelegt, wobei reiches Fundmaterial wie Keramik, Werkzeuge aus Knochen und ein bronzenes Tüllenbeil, vielleicht Teil einer Deponierung, ans Tageslicht kommen.
Und gerade die Untersuchungen der 80er Jahre bestätigen mit ihren Ergebnissen genau das Bild von Wall und Umfeld, welches sich bereits bei seiner ersten oben zitierten Beschreibung aus dem 19. Jahrhundert abzeichnete.
Wahrscheinlich entwickelte sich die Anlage aus einer noch unbefestigten Siedlung der Jungbronzezeit am Rand der Dahmeniederung. Neben dem Burgwall existierte östlich von diesem noch eine größere unbefestigte Außensiedlung sowie, ca. 1,2 km entfernt im Südosten ein Gräberfeld mit Bestattungen aus Bronze- und Früher Eisenzeit. Wahrscheinlich gab es zwei zeitlich aufeinanderfolgende Holz-Erde-Mauern. Wenigstens eine von diesen war noch durch einen zusätzlichen Wassergraben geschützt.
Untersuchungen des aufgefundenen Knochenmaterials gewährten eine Einblick in die Ernährung der damaligen Bevölkerung. An Nutztieren fanden sich: Rind, Schaf/Ziege, Hausschwein, Pferd und Hund. Gejagt wurden Hirsch, Elch, Reh, Ur, Wildschwein, Biber, Feldhase, Baummarder, Auerhuhn und Birkhuhn. Dazu stieß man auch auf Reste von Hechten und Muscheln. Weiterhin bestätigen Pollenanalysen das Bild von Ackerbau und Weidewirtschaft. Dazu kommen noch die Produktion von Keramik und, darauf deuten Schlackenreste, die Gewinnung von schmiedbarem Roheisen aus Raseneisenstein.
Sehr wahrscheinlich haben wir es hier mit dem Zentrum einer Siedlungskammer ähnlich denen von Kosilenzien und Malitschkendorf zu tun. Und auch auf das möglich Ende deuten die Funde von verkohltem Getreide, Holzasche und Keramikresten, die einem Feuer ausgesetzt waren.
Das passt nun absolut zu einem aktuellen Fund. Es handelt sich dabei um eine 2,5 cm lange dreiflügelige Pfeilspitze aus Bronze. Ein Artefakt, wie er typisch für skythische Reiterkrieger ist. Dieses halbnomadische Volk lebte hauptsächlich in den Steppenregionen nördlich des Schwarzen Meeres. Intensive Kontakte bestanden dabei auch zu den dortigen griechischen Kolonien was zu einem bedeutenden kulturellen Austausch führte. Schon seit langem gab es deutliche Hinweise auf das Vordringen von Skythen weit in den Westen. Parallelen zeigen sich z.B. zum Burgwall in Wicina östlich der Oder, der ebenfalls durch einen Brand vernichtet wurde und in dessen Umfeld sich Skelette von Toten fanden, die deutliche Spuren tödlicher Gewalt aufwiesen. Und man traf auch hier auf skythische Pfeilspitzen.

nach:

Hans Koepke, Der Burgwall von Zützen, Lkr. Dahme-Spreewald. In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landesmuseums für Ur- und Frühgeschichte, Bd. 30/1996
F. Biermann, F. Georgi, Mythen über die Skythen. In: Archäologie in Deutschland, Heft 1, 2018, S. 43

 
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