Schloss Wiesenburg

Potsdam-Mittelmark

Am 11. Februar 1115 schlägt Markgraf Otto von Ballenstedt bei Köthen plündernde slawische Heerhaufen vernichtend. In der Folge setzen sich die Askanier auf dem Ostufer der Elbe im früheren wendischen Gau Zervici fest und werden so zu direkten Nachbarn der Heveller. Der hohe Fläming ist nun Grenzgebiet. Ottos Sohn Albrecht führt nach dem Tod des Vaters 1123 dessen Expansionspolitik in Richtung Südosten fort und knüpft ein Bündnis mit dem späteren Hevellerfürsten Pribislav-Heinrich.
Archäologische Nachweise für eine slawische Besiedlung des Gebietes um die Wiesenburg liegen schon aus dem frühen Mittelalter vor. Ungeklärt bis jetzt bleibt allerdings, ob bereits eine Burg existierte, die dann, wie an vielen anderen Plätzen, von den vordringenden Deutschen übernommen und ausgebaut wurde. In den schriftlichen Quellen erscheint ein Burgwardium erstmals 1161 und zwar in der Gründungs- oder besser Wiederetablierungsurkunde des Bistums Brandenburg. Spuren davon fanden sich noch nicht aber es ist durchaus möglich, dass die Feste damals schon, wahrscheinlich als einfache Holz-Erde-Konstruktion, mehrere Jahrzehnte existierte.

Nachweisbar ist dann erst eine rundbogige Tordurchfahrt in Stein-Mörteltechnik für die Zeit um 1200 wie auch im Bereich des heutigen Goetheplatzes südöstlich der Burg ein Friedhof. Man kann davon ausgehen, dass sich dort wie auch im Westen und Südosten erste Siedlungsstrukturen von Burgmannen, Handwerkern und Bauern entwickelten und wohl auch eine einfache hölzerne Kirche errichtet worden war. Die Burgherren sind zu der Zeit Vasallen der Magdeburger Erzbischöfe. Zwischen diesen, den Askaniern und den sächsischen Herzögen kommt es zu langandauernden Gebietsstreitigkeiten was den Burgenbau natürlich massiv fördert. Und so werden in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts der steinerne Bergfried wie auch das Torhaus hochgezogen. Gleichzeitig konzentriert sich die Außensiedlung jetzt im Südosten um die gegen 1250 entstehende Feldsteinkirche mit kreuzförmigen Grundriss, die in ihren Abmessungen die damalige Bedeutung des Platzes dokumentiert. Aus dieser Zeit bzw. den folgenden Jahrzehnten dürfte auch der größte Teil des Feldsteinmauerwerks, welches den Unterbau des neuzeitlichen Schlosses bildet sowie die noch erhaltenen Teile der Grabenanlagen stammen. Unterschiede in der Mauerwerksausführung an vielen Stellen sprechen für mehrere Bauphasen.
Im 14. Jahrhundert setzen sich die Kämpfe um die Vorherrschaft im Fläming fort. Eine Urkunde von 1336 spricht von einem castrum Wesinburch. Neben Belzig, Ziesar und Rabenstein haben wir es hier mit einem wichtigen steinernen Zeugen dieser Auseinandersetzungen zu tun. Das bestätigt auch der Fund zahlreicher Armburstbolzen im Bereich der Burg.
Doch zu Beginn des 15. Jahrhunderts ist damit Schluss. Die sächsischen Kurfürsten bringen das Gebiet endgültig unter ihre Kontrolle. Damit verliert Wiesenburg seine Bedeutung. Dies spiegelt sich auch ökonomisch wieder. Unterstanden um 1200 noch 24 Dörfer den Burgherren, so sind es nun gerade noch einmal 4. Das ist ein deutlicher Abstieg, auch wenn man die spätmittelalterliche Krise mit ihrer Wüstungsphase einbezieht. Gleichzeitig machen die aufkommenden Feuerwaffen diese Art von befestigten Plätzen nutzlos. Während Burg Eisenhardt bei Belzig zur frühneuzeitlichen Festung umgebaut und erweitert wird beginnt hier die Transformation zum adligen Schloss. Auch dies ist ein über mehrere Phasen und Jahrhunderte verlaufender Prozess, erforschbar nur durch eine enge Zusammenarbeit von Historikern, Bauforschern und Archäologen.
1456 belehnt Kurfürst Friedrich II. von Sachsen die Brüder Friedrich und Jahn von Brandt mit Burg und Herrschaft. Nach und nach wird die Burg nun zum Renaissanceschloss ausgebaut. Eine Schlosskapelle wird geweiht, das Mannekentor mit anschließenden Gebäuden entsteht wie auch 1609 das Brunnenhaus im Hof der Anlage. Allerdings gibt es auch Rückschläge. Im Schmalkaldischen Krieg von 1547 brennen spanische Söldner Dorf und Schloss nieder und auch der Dreißigjährige Krieg führt zu umfangreichen Schäden, diesmal durch schwedische Regimenter. Wiederaufbauten, Um- und Ausbauten bestimmen die folgenden Jahrhunderte sowie auch Wechsel der Besitzer. Nach den Napoleonischen Kriegen kommt Wiesenburg zu Preußen und nach und nach formt sich das heutige Bild des Ortes. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gehört das Schloss Curt Friedrich Ernst von Watzdorf. Ihm ist das heutige Erscheinungsbild zu verdanken. Zwischen 1864 und 1880 wird unter Einbezug schon vorhandener Elemente das Schloss im Stil der Neorenaissance gestaltet und der langgestreckte großräumige Park angelegt, den man oft als den Schönsten zwischen Sanssouci bei Potsdam und Wörlitz in Sachsen-Anhalt bezeichnet.
 
 

Lohnenswert ist auch ein Besuch des kleinen Museums im Schlossturm. Von seiner Aussichtsetage aus öffnet sich einer weiter Blick über die Landschaft des Hohen Fläming und auch den Ort selbst samt Storchenpaar auf hohem Schornstein gleich in der Nachbarschaft. Neben zahlreichen Hinterlassenschaften aus den Jahrzehnten der DDR ist es besonders die mit archäologischen Exponaten ausgestattete Etage. Hier erhält man interessante Informationen über das Zusammenspiel von Geschichtswissenschaft, Bauforschung und Archäologie. Präsentiert werden dazu Ergebnisse von Grabungen im Stadtbereich aus den letzten Jahren.

nach:

Informationen im Burgturm-Museum
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000

Wikipedia

 
und nah dabei:

Hinweis2

Feldsteinkirche Wiesenburg
Burg Eisenhardt
Dorfkirche Jeserig
Dorfkirche Reetz

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …