Burg Eisenhardt

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Betrachtet man die geographische Lage des Bricciusberges am Südostrand Bad Belzigs, so scheint diese Erhebung geradezu prädestiniert für die Anlage einer befestigten Siedlung oder Burg. Denn nicht nur die Höhenlage bietet Schutz. Im ganzen nördlichen Bereich sorgt das ausgedehnte feuchte Niederungsgebiet des Belziger Bachs für zusätzliches schwer passierbares Gelände.
Und das machten sich schon die hier siedelnden Träger der Lausitzer Kultur in der Jungbronze- und Frühen Eisenzeit zunutze. Keramik und eine Kulturschicht aus diesem Zeitrahmen fand sich bei verschiedenen Grabungen reichlich. Dazu wurden stark verschliffene Wall- und Grabenreste lange Zeit als Spuren einer befestigten Höhensiedlung ähnlich der der Römerschanze bei Sacrow in der Nähe Potsdams gedeutet. Zu Beginn dieses Jahrhunderts jedoch stellten sich die Befunde als wahrscheinlich gegen die Burg Eisenhardt gerichtet Belagerungswerke des ausgehenden Mittelalters heraus. Doch 2005 kamen neben Gruben, Pfostenlöchern und den Resten eines Schmelzofens auch Hinweise auf wahrscheinliche bronzezeitliche Befestigungen und einer mehrphasigen Besiedlung bis in die frühe Eisenzeit ans Tageslicht.
Dann jedoch folgte eine längere Pause, denn die Germanen waren keine großen Burgenbauer. Das änderte sich mit der Einwanderung slawischer Stämme im frühen Mittelalter. In einer Urkunde des Jahres 997 taucht erstmals ein burgwardium belizi auf. Otto III., Kaiser und König, unterstellt den Platz den Magdeburger Erzbischöfen. Allerdings nur auf dem Papier – besser dem Pergament, denn bereits im Jahr 983 hatten die Slawen durch einen erfolgreichen Aufstand die deutsche Herrschaft über das Gebiet zwischen Elbe und Oder größtenteils abgeschüttelt. Belzig war wohl vorher und auch danach ein Zentralort des zu den Hevellern gehörenden Gaus der Ploni.

 

Doch lange bleibt es nicht so. Mitte des 12. Jahrhunderts dringen die Askanier weiter in Richtung Nordwesten vor. Sie kontrollieren Zerbst und Albrecht der Bär erbt die Brandenburg vom letzten slawischen Fürsten der Heveller Pribislav-Heinrich. Aus einer Urkunde des Jahres 1160 erfahren wir, dass sich die Burg nun tatsächlich im Besitz der wieder in Brandenburg residierenden Bischöfen befindet.
Was jetzt um das Jahr 1200 entsteht ist eine Burg ganz im klassischen Sinn des Hohen Mittelalters. Mächtige Feldsteinmauern umgeben eine kleine Kapelle mit spätromanischem Grundriss, Wirtschaftsgebäude und die Palas als Hauptgebäude, zugleich Wohn- und Repräsentationsraum der Burgherrenfamilie. Über allem ragt der Bergfried, ebenfalls aus dem reichliche auf den umliegenden Feldern zu findenden Feldstein. Diese Türme sind zu einem Ausguck um schon von Weitem sich nähernde Gefahren zu erkennen aber auch letzte Bastion, sollte es dem Feind wieder Erwarten gelungen sein, die Mauern zu übersteigen. Nicht umsonst liegt der Zugang in gut 12 m Höhe. Zu ihm führte ursprünglich nur eine leicht abzureißende Holztreppe. Wir haben hier die gleiche Situation vor uns wie bei den nahe gelegenen Festen von Wiesenburg und Rabenstein.
In den schriftlichen Quellen erscheint 1201 erstmals ein Siegfried als Graf von Belzig. 1211 wird dessen Sohn Baderich erwähnt. Der scheint nach 1251 ohne männliche Erben zu sterben und die Burg fällt an die sächsischen Herzöge. 1269 taucht dann auch der erste Hinweis auf die sich im Schutz der Burg entwickelnde Siedlung, da noch als oppidum – Marktflecken – bezeichnet, auf. 1305 verstärkt Herzog Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg die Burg und umgibt auch das Städtchen mit einer Mauer.
Und dann beginnt das Zeitalter der Feuerwaffen. Traditionelle Burgen des Mittelalters bieten keinen Schutz mehr und haben ausgedient. Die nahe gelegenen Festen werden nach und nach wie überall in Europa aufgegeben oder zu Schlössern umgestaltet. Anders geht man in Belzig vor. Es entsteht eines der frühen Festungswerke die sowohl Schutz vor Feuerwaffen bieten als auch selbst reichlich mit diesen bestückt sind. Es sind die sächsischen Kurfürsten aus dem Haus Wettin, welche die Burg im Lauf des 15. Jahrhunderts so an die Zeitläufte anpassen. Wann genau damit begonnen wird lässt sich nicht genau feststellen. Es geschieht jedoch spätestens in der 2. Jahrhunderthälfte unter Ernst von Sachsen, dem Begründer der Ernestinische Linie der Wettiner Dynastie. Dabei wird die Anlage über das gesamte Plateau ausgedehnt und bekommt ihren fünfseitigen Grundriss. Rondelle mit zahlreichen Schießscharten für die verschiedensten Arten der damaligen Feuerwaffen von der Hakenbüchse bis zur Kanone schützen die Ecken, das Torhaus ist gleichzeitig wehrhaft als auch repräsentativ.
Das alles verhindert nicht die schweren Schäden die der Festung durch die Schweden 1636 im Dreißigjährigen Krieg zugefügt werden. Erst unter Kurfürst Johann Georg III. kommt es gegen Ende des Jahrhunderts zum Wiederaufbau und 1691 zur Neueinweihung. Weitere Umbauten folgen im 18. Jahrhundert. Nach den Napoleonischen Kriegen fällt Belzig samt Festung an Preußen. Jetzt haben hier Gerichte und Behörden ihren Sitz. Zur Zeit der DDR sind es mehrere Schulen, eine Jugendherberge und das Standesamt.
Und auch heute noch kann hier der Bund fürs Leben geschlossen werden. Auch ist Burg Eisenhardt zudem ein wichtiger touristischer Faktor in der Region zusammen mit Wiesenburg und Burg Rabenstein. Mit Events und Gastronomie zieht sie jedes Jahr eine bedeutende Anzahl von Besuchern, besonders natürlich aus dem nahe gelegenen Berlin, an. Neben gastronomischen Einrichtungen, Events und dem Heimatmuseum lockt hier natürlich auch noch der weite Rundblick vom Turm über den „Naturpark Hoher Fläming“.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000
Ausflüge im Südwesten Brandenburgs. Zauche, Teltow, Fläming. Band 54, Konrad Theiss Verlag, 2012

Wikipedia

 
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