Groß Welle – Turmhügelburg

Landkreis Prignitz

Blick von Westen. Im Hintergrund die Feldsteinkirche in direkter Nachbarschaft zur Motte

Kommt man von der B 5 ins Dorf Groß Welle, liegt auf der rechten Seite die aus dem 13. Jahrhundert stammende Dorfkirche. Durch ein spätgotisches Tor betritt man den früheren die Kirche umgebenden Friedhof. Schon dieser Feldsteinbau zeigt durch seine Größe, die Qualität des Mauerwerks und Details wie dem umlaufenden Sockel mit Formsteinkante das nicht unbedeutende ökonomische Potential des Ortes. Doch nun wartet auf den Besucher im Westen eine kleine Überraschung. Hier senkt sich das Gelände auf dem die Häuser des Dorfes errichtet wurden ab zu einer vom sogenannten Wellgraben durchzogenen feuchten Niederung. Und dort, in direkter Nachbarschaft zur Kirche haben sich die Reste einer Turmhügelburg erhalten.
Der Durchmesser des von einem Graben umgezogenen Hügels beträgt 20 m bei einer Höhe von 2 m. Noch heute ist ein Teil des Grabens mit Wasser gefüllt. Für den nötigen Nachschub sorgt da die Niederung.

 

Archäologische Untersuchungen der letzten Zeit brachten einige interessante Ergebnisse zu Entstehung Form und Datierung. Über dem Hügel erhob sich demnach ein quadratischer Turm mit den Grundrissmaßen 6 x 6 m. Mit Sicherheit wurde für das Untergeschoss Feldstein verwandt. Dieses ruhte auf einem Fundament aus Feldsteinen und gestampftem Lehm. Um dieses war der Hügel dann mit Sand aufgeschüttet worden. Den Hügelrand umzog ein Plankenzaun.
Bau und Nutzung fielen ins 14. Jahrhundert. Dies war in Brandenburg eine Zeit der Krisen nach dem Ende der askanischen Herrschaft. Dadurch gewann der lokale Kleinadel an Bedeutung und es entstand eine größere Zahl dieser Anlagen. So trifft man nur wenige Kilometer nordöstlich, am Rand des Landschaftsparks von Hoppenrade auf eine weitere Motte. Diese Kleinburgen erfüllten im wesentlichen 2 Aufgaben. Sie boten ausreichend Schutz bei lokalen Fehden und sie sorgten für entsprechendes Prestige. Gerade die Lage direkt neben der Kirche und fast in deren Ost-West-Achse muss ein eindrucksvolles Bild geboten haben.
Schriftliche Dokumente aus dieser Zeit sind leider mehr als rar. Das Dorf taucht erst 1384 in einer Urkunde auf. Ein Jahr später wird die Familie der von Retzdorf als Besitzer genannt und 1389 finden wir mit to groten welle schon fast die heutige Schreibweise.

nach:

Archäologie in Deutschland, 2, 2018, S. 11

 

und nah dabei:

Hinweis2

Dorfkirche Groß Welle
Turmhügelburg Hoppenrade
Dorfkirche Garz

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …