Groß Welle

Landkreis Prignitz

Äußerlich ohne Turm doch trotzdem ein imposantes Bauwerk: Die Dorfkirche von Gross Welle
Äußerlich ohne Turm doch trotzdem ein imposantes Bauwerk: Die Dorfkirche von Gross Welle

1384 taucht der Name Welle erstmals auf und schon fast in seiner heutigen Form 1387 als to Groten Wellen. Schlicht und ergreifend wird so im Slawischen eine große Ortschaft bezeichnet. Die deutsche Beifügung bekräftigt das nur noch.
Tatsächlich weist die hiesige Dorfkirche einige Merkmale auf, die der Namensgebung ihre Berechtigung verleihen. Spiegelt sich doch in den örtlichen Sakralbauten auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Siedlung wieder. Das stattliche Bauwerk besteht aus querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite und Schiff mit geradem Ostabschluss. Auf der Nordseite befindet sich ein neuzeitlicher Backsteinanbau und weiter östlich Reste einer abgerissenen Sakristei oder Patronatsloge nebst ehemaligem Zugang. Turm und Schiff wurden aus regelmäßigem Quadermauerwerk errichtet. Über der Westfront mauerte man einen neuzeitlicher Backsteingiebel hoch. Wahrscheinlich befand sich hier einmal ein mittelalterliches Glockengeschoss in Fachwerkbauweise. Das Gebäude umzieht ein leicht vortretender Sockel mit glasierten Formsteinen als Abschluss – ein selten zu beobachtendes Merkmal.

Größtenteils unverändert blieben wohl die seitlichen Fenster. Allerdings scheint man sie noch im Mittelalter um gut die Hälfte nach unten verlängert zu haben. Davon zeugen die entsprechenden Backsteinlaibungen. Während der Hauptzugang heute durch die Eingangshalle im Norden erfolgt, erhielten sich die ursprünglichen Portale auf der West- und Südseite – dort zugesetzt. Sie alle haben mit Rundstab profilierte Backsteingewände. Im Osten findet sich die typische, hier aus hohen schmalen und gestaffelten Lanzetten gebildete, Dreifenstergruppe. Auch diese Fenster scheint man zu einem späteren Zeitpunkt nach unten verlängert zu haben. Vielleicht entstand erst dann der heutige Giebel, zeigt er doch im Gegensatz zu den Außenwänden ein deutlich unregelmäßiges Mauerwerk. Die dortige Blendgruppe wiederholt noch einmal die unter ihr liegende Fensteranordnung, wobei die mittlere Blende zum Kreuz ausgearbeitet ist. Neuzeitlichen Datums scheint die Ziegelbekrönung darüber zu sein.
Erwähnenswert ist noch das sicher spätmittelalterliche Friedhofsportal über das im Osten der Zugang von der Straße zum ehemaligen Gottesacker erfolgt.
Nach Mauerwerksqualität und Gestaltung der Öffnungen gehört die Groß Wellener Kirche wohl noch ins 13. Jahrhundert. Sicher auch im Mittelalter wurden die Fenster sowohl an den Seiten als auch im Osten vergrößert. Die einzige wesentliche nachfolgende Veränderung dürfte dann das äußerliche Verschwinden des Westturms gewesen sein. Ansonsten hat dieses Bauwerk seine ursprüngliche Form zu großen Teilen bewahrt.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin.

 

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