Tempelhof

Berlin

Indirekt erscheint der heutige Berliner Ortsteil erstmals durch die Erwähnung eines Hermannus de Templo im Jahr 1247. Direkt erwähnt wird Tempelhove dann 1271. Das frühere Dorf und seine Kirche haben eine äußerst interessante Geschichte. Schon der Name deutet auf den im Hohen Mittelalter mächtigen Templerorden. Allerdings fehlen, wie generell für das frühe Brandenburg des 12. und 13. Jahrhunderts die schriftlichen Quellen. Bekannt ist, dass der Teltow, die Landschaft südlich der entstehenden Doppelstadt Berlin/Coelln, zwischen mehreren der damaligen Mächte umstritten war. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts kam es aus diesem Grunde sogar zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Markgrafenbrüdern Johann und Otto und den nach Norden drängenden Wettinern. Weitere Spieler im Poker um die zu kolonialisierenden Lande waren auch die Erzbischöfe von Magdeburg, die Pommernherzöge und die polnische Krone. Es wird wohl nie geklärt werden, wer den Orden hier, vielleicht zur Markierung oder Sicherung seiner Besitzansprüche, angesiedelt hat. Vielleicht gab es sogar eine stillschweigende Übereinkunft zwischen den streitenden Parteien, das umstrittene Gebiet um des lieben Friedens willen, an eine neutrale Institution zu vergeben.

Besser wird die schriftliche Quellenlage erst im 14. Jahrhundert, nachdem infolge der Auflösung des Templerordens 1312, die Komturei an die Johanniter ging. Die Landausstattung war beträchtlich. Insgesamt umfasste sie zusammen mit den Gemarkungen der dem Orden gehörenden Dörfer Marienfelde und Mariendorf 175 Hufen. Anstelle eines älteren Wirtschaftshofs gründeten die Johanniter 1360 auf diesen Ländereien noch Rixdorf.
Wie wohlhabend und ökonomisch potent schon die Templer in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts waren, sieht man an den spätromanischen Gotteshäusern der beiden nach der Jungfrau Maria benannten Orte. Auch die ehemalige Komtureikirche sticht mit ihren Abmessungen hervor. Ist sie doch der größte ländliche Sakralbau der später nach Berlin eingemeindeten Dörfern. Sie liegt erhöht in einer parkartigen Umgebung gebildet aus Teichen und Wallresten – Letztere als solche allerdings kaum noch erkennbar. Es handelt sich bei der Kirche um einen großen Rechtecksaal mit halbrunder Apsis im Osten. Auffällig ist das sehr akkurat ausgeführte Feldsteinmauerwerk. Nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde beim Wiederaufbau in den Jahren 1955/56 eine Sakristei angefügt und im Westen der Fachwerkturm mit Pyramidendach errichtet. Neuzeitlich sind auch das Westportal und die Rundbogenfenster der Längsseiten, diese bekam der Bau allerdings schon 1848. Im Originalzustand erhalten hat sich wohl nur das Mittelfenster der Apsis und die Gewände der Spitzbogenportale der Nord- und Südseite.
So bedauerlich die Kriegszerstörungen auch waren, ermöglichten sie jedoch eine archäologische Untersuchungen. Dabei wurden neben einigen Gräbern – Bestattungen innerhalb von Kirchen waren im Mittelalter häufig – auch die Fundamentreste eines Vorgängerbaus mit querrechteckigem Westturm ausgegraben. Diese erste Kirche war Opfer einer Brandkatastrophe geworden. Sie zeigt im Grundriss Ähnlichkeiten mit den Bauten in Mariendorf und Marienfelde und könnte zeitgleich mit diesen entstanden sein. Aus Marienfelde liegt von einem Dachbalken das Dendrodatum 1230 vor. Die Zerstörungen in Tempelhof könnten mit dem sogenannten bereits erwähnten Teltow-Krieg 1239-45 in Zusammenhang stehen. Ein Wiederaufbau um die Mitte des 13. Jahrhunderts würde gut zu Mauerwerksqualität und Grundriss passen.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Jan Feustel, Mit dem Kreuz auf der Rüstung. Ordensritter in Brandenburg. 2005. Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …