Gross Warnow

Landkreis Prignitz

Gross Warnows Kirche von Südosten. Schiff und Chor stammen aus dem späten Mittelalter, der Turm ist eine Zutat des 19. Jahrhunderts
Gross Warnows Kirche von Südosten. Schiff und Chor stammen aus dem späten Mittelalter, der Turm ist eine Zutat des 19. Jahrhunderts

Markgraf Woldemar verkauft 1312 den Zisterzienserinnen von Eldena 5 Hufen in villa Warnowe. 1478 wird der Ort als tutschen warne erwähnt. Bei solchen Bezeichnungen handelt es sich oft um zwei Orte gleichen Namens bei denen die Einwohner einmal ursprünglich Slawen, einmal Deutsche sind. Ein derartiger indirekter Hinweis auf einen slawischen Bevölkerungsanteil missfiel 1937 den Nazis, so dass sie dem Dorf seinen heutigen, in ihren Augen unverfänglichen Namen gaben.
Groß Warnows Kirche besteht aus überschiffsbreitem querrechteckigen Westturm, Schiff und leicht eingezogenem Chor mit geradem Ostabschluss. Dabei ist allerdings der Turm mit seinen seitlichen Fenstern, Staffelgiebeln, Fialen und Blenden eine neogotische Zutat des Jahres 1865. Schiff und Chor zeigen ein unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk, wobei das des Chors etwas kleinteiliger und reicher mit Backsteinbruch durchsetzt erscheint. Ein deutlicher Hinweis, dass beide Bauglieder nicht zeitgleich sind. Dazu kommt noch, dass das Schiff im Gegensatz zum Chor im Osten Backsteinkanten hat.

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Groß Warnow
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909, S. 300, Abb. 290

Auf der Nordseite findet sich ein dreifach gestuftes Spitzbogenportal. Allerdings ist sein Gewände, wie das der neogotisch vergrößerten Fenster verputzt, so dass sich keine Aussage zu seiner Datierung machen lässt. Spuren im Nordosten des Chors deuten auf eine ehemalige Sakristei.
Im Osten befinden sich unter dem neuzeitlichen Fachwerk-Backstein-Giebel zwei nicht in der Gebäudeachse liegende Spitzbogenfenster. Allerdings haben die Ziegel ihrer Gewände ein neuzeitliches Format wie auch bei der nördlich davon liegenden, mit einem Fensterladen aus Holz verschossenen Öffnung. Spuren einer vormals hier vorhandenen Dreifenstergruppe sind nicht erkennbar.

Scheinbar gotisches Portal und Fenster auf der Nordseite. Der Putz verhindert eine genauere Bestimmung
Scheinbar gotisches Portal und Fenster auf der Nordseite. Der Putz verhindert eine genauere Bestimmung

Erwähnenswert sind im Innern der Schnitzaltar vom Anfang des 16. Jahrhunderts, vielleicht noch von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche. Allerdings leidet sein Erscheinungsbild etwas durch den neuzeitlichen Anstrich. In seinem Mittelteil finden sich eine Mondsichelmadonna, der Heilige Georg und Johannes der Täufer. Die Flügel schmücken 8 Heilige. Die Kanzel stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, das Gestühl fast gänzlich aus der Renaissance.
Nach Ausweis des Mauerwerks wurde Groß Warnows Kirche erst im Späten Mittelalter errichtet. Dabei könnte zuerst der Chor und mit einem gewissen Abstand dann das Schiff entstanden sein. Allerdings sind alle mittelalterlichen Öffnungen bei späteren Umbauten verschwunden.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin

 
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