Groß Kölzig

Landkreis Spree-Neiße

Nicht gerade ansehnlich: Die barocken Anbauten der Nordseite
Nicht gerade ansehnlich: Die barocken Anbauten der Nordseite

Erstmals erwähnt wird Kolczig im Jahr 1346. 1517 belehnt ein Matthias von Biberstein einen Friedrich Pilgrim mit Gütern in Kölzigk. Der Zusatz „Groß“ findet sich bereits 1588 auf einer Urkunde. Der Name selbst lässt sich aus dem Slawischen ableiten, wo er auf Pfähle bzw. hölzerne Befestigungen verweist. Tatsächlich war bei mittelalterlichen Dörfern eine Umwehrung, z.B. mit einer Palisade, normal.
Die Groß Kölziger Kirche liegt mitten im Dorf umgeben vom ehemaligen Friedhof. Sie besteht aus wuchtigem, leicht eingezogenem Westturm und Schiff mit Dreiseitenschluss. Auf Süd- und Nordseite finden sich größere Anbauten. Nur der Turmunterbau und der westliche Bereich des Schiffes sind unverputzt. Dort zeigt sich ein mehr oder weniger unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk während fehlender Putz an den Anbauten den Blick auf neuzeitliches Backsteinmauerwerk freigibt. Backstein ist auch das Material des neogotischen Turmoberteils. Für die Kanten von Turm und Schiff kam, soweit sichtbar, Raseneisenstein zur Anwendung.

Neogotisches Turmoberteil auf spätmittelalterlichem Unterbau
Neogotisches Turmoberteil auf spätmittelalterlichem Unterbau

Auf der Südseite des Turms trifft man auf ein Spitzbogenfenster, welches sich aber wegen seiner Putzfasche nicht mit Sicherheit als mittelalterlich einordnen lässt. Sämtliche sonstigen Fenster und Zugänge sind neuzeitlich verändert bzw. hinter den seitlichen Anbauten verschwunden.
Bemerkenswert im Innern, dessen Einrichtung vorwiegend dem 18. Jahrhundert entstammt, ist der Mittelschrein des Altaraufsatzes. Dieser, datiert in die Zeit um 1530, stellt die Heilige Familie dar und stammt vielleicht aus einer früher auf dem Marienberg gelegenen Wallfahrtskapelle.
Mauerwerk und Grundriss bilden in Groß Kölzig die einzigen Anhaltspunkte für eine grobe Datierung. Sowohl das unregelmäßige Feldsteinmauerwerk wie auch der eingezogene Westturm sprechen für die Errichtung des Bauwerks im späten Mittelalter. Unklar bleibt, ob die Kirche schon zu Beginn einen polygonalen Ostabschluss besaß oder ob dieser erst bei einem barocken Umbau, wie dem von 1782 entstand, als im Norden die Herrschaftsloge angefügt wurde.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.6. Kreis Sorau und Stadt Forst. 1939.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

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