Breddin

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Neoromanische Erweiterung mit Querschiff und halbrunder Apsis im Osten
Neoromanische Erweiterung mit Querschiff und halbrunder Apsis im Osten

Breddins Kirche ist etwas ganz besonderes. Doch sind es keine architektonische Details, eine bemerkenswerte Geschichte oder eine ungewöhnliche Lage. Es ist ein Fund, der beim Umbau des Gotteshauses 1847 gemacht wurde. Da kam nämlich unter dem Altar eine Weiheurkunde zum Vorschein. Derartiges ist absolut selten. Besitzen wir doch nicht einmal Gründungsurkunden von den Berliner Urstädten Köln und Berlin:

Im Jahr 1273.

Wir, Heinrich, Bischof von Havelberg, haben geweiht diese Kirche und den Altar zu Ehren der Seeligen …

Darin werden aufbewahrt die Reliquien des St. Nikolaus, der Maria Magdalena, der seligen Jungfrau Katharina und von anderen Märtyrern und Heiligen, deren Namen wir nicht kennen.

Geschehen an den 9. Kalenden des Oktobers … im 2. Jahr unseres Pontifikats.

Quelle: Franz Bentler, Die mittelalterlichen Dorfkirchen der Prignitz. S. 8.

Damit haben wir zugleich direkt wie selten, die erste Erwähnung des Ortes. Der Name selbst dürfte aus dem Slawischen abzuleiten sein und die Siedlung eines Mannes namens Breda, vielleicht der örtliche Lokator, bezeichnen.

Die Breddiner Kirche ist durch den schon erwähnten Umbau im 19. Jahrhundert stark verändert worden. Heute besteht sie aus einem querrechteckigen schiffsbreiten Westturm, dem Schiff, dass einen neoromanischen kreuzförmigen Grundriss bekam und einer halbrunden Apsis als Ostabschluss. Diese neuzeitlichen Zutaten erkennt man am mosaikartigen Feldsteinmauerwerk wie es sich auch an ländlichen Wohn- und Wirtschaftsbauten dieser Zeit findet und dem im Gegensatz zum Mittelalter deutlich kleinerem Backsteinformat. Ursprünglich sind die unteren Teile von Turm und Schiff. Hier finden sich ziemlich saubere Lagen einfach gespaltener Feldsteine durchsetzt mit kleinteiligen Auszwickungen. Nach oben wird das Mauerwerk deutlich unregelmäßiger. Das Glockengeschoss des Turms zeigt Backsteinkanten. Ziegel kamen auch bei den gekuppelten Schallöffnungen zum Einsatz.
Von den originalen Öffnungen hat sich nichts erhalten außer die wohl aus dem späten Mittelalter stammenden Schallöffnungen. Die seitlichen Fenster wurden bereits in der Zeit des Barock korbbogig vergrößert. Alle mittelalterlichen Portale sind vollständig verschwunden. Nur auf der Nordseite weist eine unregelmäßige Stelle im Mauerwerk auf einen ehemaligen Zugang hin.
Nach Grundriss und Mauerwerksqualität gehört das Bauwerk in die zweite Hälfte oder an den Beginn des 14. Jahrhunderts. Das korrespondiert durchaus mit der aufgefundenen Urkunde. Stammt diese doch aus dem verloren gegangenen Chorbereich des Schiffs. Bei vielen anderen Kirchen macht man die Beobachtung, dass zuerst dort mit dem Bau begonnen wird, ja dieser oft vor allen anderen Baugliedern fertiggestellt und auch nach erfolgter Weihung genutzt wird. Das jetzige Oberteil des Turms samt Glockengeschoss gehört wie schon gesagt ins späte Mittelalter. Barocke und der durchgreifende Umbau des 19. Jahrhunderts wurden ebenfalls bereits erwähnt.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …