Berkenlatten (Wüste Kirche)

Landkreis Uckermark

Der Westgiebel von Außen. Mauerwerk aus regelmäßigen Feldsteinquadern und Dreifenstergruppe im ursprünglichen Zustand
Ein durchaus romantischer Ort: Die Kirchenruine von Berkenlatten

Im Vorfeld der askanischen Burg Gerswalde entstand im 13. Jahrhundert das Dorf Byscoppeshagen (Bischofshagen) mit 40 Hufen. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Siedlung aufgegeben, ihre Kirche verfiel. Die von Arnim legten um 1600 dann die Vorwerke Berkenlatten und Böckenberg an. Von den Bewohnern beider Orte wird die Umgebung der Ruine bis heute als Friedhof genutzt.
Vom Gotteshaus, einem einfachen Rechtecksaal, stehen heute in voller Höhe nur noch die beiden Giebel. Wüst gefallene Kirchen bieten oft interessante Einblicke in den ursprünglichen Zustand der Bauten. Hier scheint die Zeit im Moment der Aufgabe angehalten worden zu sein. Auch in Berkenlatten können so einige wichtige Beobachtungen gemacht werden. All die für andere Kirchen typischen Veränderungen des Spätmittelalters, des Barock und der Neuromanik und Neugotik des 19. und 20. Jahrhunderts fanden nicht mehr statt. So zeigt der Westgiebel neben einem kleinen Okulus im oberen Teil vier Reihen regelmäßiger Aussparungen im Mauerwerk.

Eine Erklärung dafür könnten Beobachtungen geben, die an der Dorfkirche von Wolkenberg, Kreis Spremberg in der Niederlausitz gemacht wurden. Diese fiel dem Braunkohlentagebau zum Opfer und konnte vor ihrem Abriss gründlich archäologisch untersucht werden. Es handelte sich bei ihr um eine einschiffige Feldsteinkirche des 15. Jahrhunderts mit einem verbretterten Holzturm im Westen. Bei Grabungen im Kircheninneren zeigte sich, dass der Steinbau noch ein bis zwei wohl hölzerne Vorgänger hatte. Die größte Überraschung war jedoch das Alter des Turms. Dieser erwies sich nämlich älter als der Steinbau. Ursprünglich gehörte er also zu einer hölzernen Vorgängerkirche und wurde, bei er den Baggern weichen musste, nicht durch ein massives Bauwerk ersetzt.
Ähnliches könnte nun durchaus auch bei der Berkenlattener Kirche geschehen sein. Die Aussparungen im Mauerwerk hätten dann der Verankerung des Holzturms im Feldsteingiebel gedient.

nach:

Infotafel an der Ruine
Aghte, Ihle 1992

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …