Stadtgeschichte Angermünde

Angermünde im Jahr 1710
Ansichten märkischer und pommerscher Städte aus den Jahren 1710-1715 nach Originalzeichungen Daniel Petzolds, Im Auftrag der königlichen Bibliothek, hrsg. von Heinrich Meisner, 1913

Die Gegend um den Mündesee im Nordosten Brandenburgs war schon immer ein Platz, an dem sich Menschen gern niederließen. Davon zeugen zahlreiche Funde aus Jungsteinzeit, Bronze- und Eisen­zeit. Und natürlich siedelten sich hier nach Abzug der Germanen auch Slawen an. Sie dürften wohl die Bewohner des Dorfes Dubranici auf einer Karte des Bistums Cammin aus der Zeit um 1170 am damals sicher noch einen anderen Namen tragenden See gewesen sein.
Denn beim heutigen Namen der Stadt handelt es sich um eine Namensübertragung vom früher ent­standenen Tangermünde an der Elbe. So berichtet uns die sogenannte Markgrafenchronik (Chronica Marchiorum Brandenburgensium), dass die beiden besonders engagierten Markgrafenbrüder Johann und Otto unter anderem auch die Stadt Nowin Tangermunde gegründet hätten. Dies muss vor 1267 geschehen sein, als Otto III. ein Jahr nach seinem Bruder starb.
Schon Jahrzehnte vorher versuchten die Askanier ihr Machtgebiet immer weiter in Richtung Ostsee auszudehnen. Ein Konflikt mit den slawischen Pommernherzögen die nicht nur Teile der nördlichen Uckermark für sich beanspruchten sondern auch Städte wie Prenzlau und Stettin gründeten, das Bis­tum Cammin einrichteten und deutsche Siedler ins Land riefen war so natürlich unvermeidbar. Um­strittenes Gebiet sicherte man in dieser Zeit am besten mit dem Bau von Burgen. Für die damalige Kriegsführung stellten diese Anlagen ein fast unüberwindliches Hindernis dar. Und so dürfte auch die heute noch als Ruine im Nordwesten der Angermünder Altstadt erhaltene Burg der Ausgangs­punkt städtischer Entwicklung gewesen sein. Nur 8 km weiter nördlich liegt die Ruine der Burg Greifenberg. Hier sagt uns der Name alles: Der Greif war das Wappentier der pommerschen Herr­scher.

Angermünde

Stadtplan Angermünde

1 Pfarrkirche St. Marien
2 ehemalige Kirche des Franziskanerklosters
3 Spitalskapelle

4 Rathaus
5 öffentliche Darre
6 Ratsziegelscheune
7 Scharfrichterrei
8 Berliner Tor
9 Kerkower Tor
10 Seetor
11 Schwedter oder Hohes Tor
12 Krammarkt
13 Viehmarkt
14 Askanische Burg

Burgen bieten Schutz, sichern Handelswege, benötigen Arbeitskräfte und verschiedenste Dienstleis­tungen. So entstehen in ihrem Weichbild ein suburbium, eine Siedlung von Händlern, Handwerkern, dem außerhalb lebenden Burgpersonal sowie den verschiedensten Hilfskräften. Das ist der Grund­stock der Stadt und ist es der richtige Ort, dann beginnt das Gemeinwesen zu wachsen, es braucht Seelsorge und eine Kirche als Mittelpunkt, es will verwaltet sein. Franziskaner, sogenannte Bettel­mönche siedeln sich an. Im Jahre 1284 wird Angermünde erstmals als civitas und damit als Stadt bezeichnet. Etwas später, 1292, erfahren wir aus einer weiteren Urkunde, dass die Stadt von einem Kollegium auf 12 Männern regiert wird, dem 2 scultedi (Schulzen) vorstehen. Andere Urkunden zeugen von häufigen Aufenthalten der askanischen Markgrafen auf der Burg. Über das Verhältnis zwischen diesen und den Bürgern erfahren wir nichts. Aber es dürfte wohl positiv gewesen sein. So verlegte der letzte Askanier Woldemar die früher über Oderberg und Schwedt verlaufende wichtige Handelsstraße von Berlin nach Stettin 1317. Von nun an ging es über Eberswalde und Angermünde. Das dürfte für einigen zusätzlichen Profit gesorgt haben.
Doch mit Woldemar endete die askanische Herrschaft und die Zeiten wurden unruhiger. Angermün­de ging 1323 mit Templin und Strasburg an Mecklenburg. Doch die Angermünder nutzten dies zu ihrem Vorteil und brachten das bisher beim Landesherren gelegene Mühlenrecht an sich. In der Mit­te des Jahrhunderts verlor Stolpe mehr und mehr an Bedeutung. In der Folge zog auch der früher dort sitzende Probst an den Mündesee. Im Zuge der Wirren um den „falschen Woldemar“ stellt sich Angermünde auf die Seite des Usurpators und schlägt auch dabei wieder Vorteile für sich heraus. Zwar unterwerfen sie zum Schluss dann doch den Wittelsbachern. Von negativen Folgen ist aber nichts bekannt. Als 1354 die östliche Uckermark und mit ihr auch Angermünde an Pommern geht, verstehen die Bürger auch dies zu ihrem Vorteil zu nutzen. Nach gut einem dreiviertel Jahrhundert und der Schlacht von Angermünde im März 1420 ist die Stadt wieder unter Brandenburgischer Herrschaft, diesmal der der Hohenzollern. Und so bleibt es auch.
Betrachtet man einen Plan Angermündes wie z.B. bei Google Maps oder OpenStreetMap, so lässt sich die ursprüngliche Ausdehnung des mittelalterlichen Gemeinwesens, wie bei vielen anderen Städten auch, noch deutlich erkennen. In der Stadt haben sich die wesentlichen steingewordenen Zeugnisse mittelalterlicher Urbanität erhalten. Dies sind Teile der Stadtmauer einschließlich eines Rundturms, die Kapelle eines Spitals, die städtische Pfarrkirche, das Gotteshaus des Franziskaner­kloster an der Stadtmauer und natürlich die Reste der markgräflichen Burg.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …