Große Teile des heutigen Brandenburg waren im Hochmittelalter noch morastige Feuchtgebiet. Nur an wenigen Stellen konnte man diese durchqueren und so bekamen derartige Nadelöhre eine hohe strategische Bedeutung. Genau dies trifft in hohem Maß auf das Städtchen Kremmen zu. Hier ragt eine kleine Talsandinsel – und somit fester Baugrund – in das Luch und erlaubt, ergänzt durch einen künstliche geschaffenen Damm im Norden, eine sichere Passage. Wollte man im 12. oder 13. Jahrhundert von Nauen oder Spandau weiter nach Ruppin oder über Zehdenick in die Uckermark, war man auf diesen Weg angewiesen.
Mit dem Vordringen der Askanier nach Nordosten entsteht wohl schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine Burg an der Stelle, an der sich jetzt der Edeka-Markt befindet. Bedauerlicherweise trat das brandenburgische Denkmalschutzgesetz zu Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts erst nach Beginn der Bauarbeiten in Kraft, so dass lediglich Randbereiche der ehemaligen Burg- und späteren Schlossanlage untersucht werden konnten. Die Archäologen trafen nur noch auf Spuren der Befestigungen aus Holz, Lehm und Feldstein sowie ins 13. und 14. Jahrhundert zu datierende Artefakte. Grabungen auf dem heutigen Marktplatz waren da ergiebiger. Unter anderem stieß man auf mehrere spätslawische Körpergräber, die zeitlich der deutschen Besiedlung vorangehen und auf eine slawische Siedlung in der Nähe deuten. Slawischer Herkunft ist auch der Name der Stadt. Erstmals erscheint er in der Form Cremmene 1216 auf einer Urkunde des Bistums Brandenburg. Dies bezeichnet einen Ort, „an dem es Kieselsteine gibt“, was wohl auf die erhöhte Lage im Sumpfgebiet deutet.
nach:
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Deutsches Städtebuch, Band 2, Städtebuch Brandenburg und Berlin. 2000.
Christa Plate, Kremmen. In: Potsdam, Brandenburg und das Havelland. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Band 37. 2000