Zeddenick – Dorfkirche

Ortsteil von Möckern, Landkreis Jerichower Land

 

Erstmals erscheint der Ort 992 auf einer Urkunde Kaiser Otto III. als
Zobemeh. 1190 wird bereits eine ecclesia (Kirche) in einem Dokument Papst Clemens III. erwähnt. Dabei dürfte es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den heutigen festen Bau handeln. Er hat den für diese Zeit und Region typischen spätromanischen Grundriss von quadratischem Westturm, der hier leicht über das Schiff hinausragt, Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis im Osten. Errichtet wurde das Gotteshaus hauptsächlich aus in regelmäßigen Reihen verlaufenden einfach gespalteten Feldsteinen. Der obere Teil des Turms mit seinen originalen Schallöffnungen folgte, man sieht es an den noch rundbogigen Abschlüssen, kurze Zeit später. Hier allerdings kam Quarzit zum Einsatz.
Obwohl Fenster und Portale teilweise stark verändert wurden, haben sich die ursprünglichen Formen oft noch gut sichtbar erhalten. So waren z.B. die Schiffsfenster, wie bei allen Bauten dieser Zeit, deutlich kleiner und lagen höher. Heute erfolgt der Zugang über das Gemeindeportal auf der Nordseite. Dies war mit Sicherheit auch die frühere Schauseite der Kirche, da das Dorf selbst sich von hier nach Osten erstreckt.

So interessant wie das Äußere ist auch der Innenraum. Hier nämlich wurden bei Restaurationsarbeiten am Ende des 19. Jahrhunderts relativ gut erhaltene mittelalterliche Wandmalereien entdeckt und – in der damals ziemlich großzügigen Weise – von 1900-1902 teilweise wiederhergestellt. Besonders gut ist der Erhaltungszustand im Bereich von Chor und Apsis. An der Decke der Apsis finden sich im Zentrum Christus und Maria gerahmt von einer Mandorla, eine die Figuren umgebenden und so hervorhebenden Aura. Mutter und Sohn teilen sich den Thron. Dies symbolisiert die Einsetzung der heiligen Jungfrau als Mittlerin zwischen Gott und den Gläubigen. Flankiert werden sie von je einem Heiligen. Über den Köpfen der Heiligen, bzw. links und rechts von diesen bilden zusätzlich noch die Symbole der 4 Evangelisten eine Rahmen. Links oben ist es ein Mensch für Matthäus, rechts dann der Adler für Johannes, links unten der Löwe für Markus und rechts der Stier als Zeichen des Lukas. Auf weitere Heiligenfiguren trifft man auf der Nordwand des Chors. Erkennbar sind davon mit Sicherheit an ihren Attributen Margareta mit dem Kreuz und Katharina mit dem Rad.
Zur Ausstattung der Kirche gehört auch der mittlere Teil eines spätgotischer Flügelaltars, dessen Flügel allerdings leider verloren gegangen sind. Im Zentrum steht, wie meist, die gekrönte Jungfrau Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, flankiert von je zwei männlichen Heiligen, die jedoch auf Grund der fehlenden Attribute nicht mehr identifiziert werden können. Bei diesen und besonders stark bei der Muttergottes ist die S-Schwingung des Körpers erkennbar. Ein damals beliebtes Mittel, um den Figuren zusätzliche Eleganz zu verleihen. Weiterhin zu erwähnen wären noch die beiden Sakramentsnischen in der Apsiswand, die gotische achteckige Taufe und auch die Einbaumtruhe mit ihren Holzbeschlägen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kirche sicher in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Erhöhung des Turms erfolgte dann wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts. An der Nordseite des Chors stößt man noch auf Reste eines spätmittelalterlichen Anbaus. 1760 erhöhte man den Chor, Fenster und Portale wurden 1747 und 1899 umgestaltet.
Mit Sicherheit ist die Zeddenicker Kirche eine der Sehenswertesten unter den Bauten der „Straße der spätgotischen Flügelaltäre“.

nach:

Beschreibende Darstellung der älteren Bau und Kunstdenkmäler des Kreises Jerichow. Bearbeiter Ernst Wernicke, Oberpfarrer zu Loburg. Herausgegeben von der Historischen Commission der Provinz Sachsen. Halle a. d. S. Druck und Verlag von Otto Hendel 1898
Ludwig Schumann & Anna Maria Meussling, Öffne dein Herz weit.
Faszinierende Begegnungen auf der Straße spätgotischer Flügelaltäre zwischen Elbe und Fläming

 

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