St. Laurentius zwischen Barby-Café und der nicht allzu weit entfernten Burg ist heute ein doch ziemlich stattlicher Putzbau, der äußerlich sowohl gotische als auch typische Renaissancemerkmale zeigt. Richtig interessant wird es dann, wenn man sich dem querrechteckigen Westturm zuwendet. Sowohl Mauerwerk wie auch abgestuftes Rundbogenportal weisen eindeutig in die Zeit der Romanik. Und damit genau in jene Epoche, in welcher der größte Teil der heutigen Städte und Dörfer zwischen Elbe und hohem Fläming samt ihren Sakralbauten entstand. Und tatsächlich war dieses Gotteshaus, genau wie die als Ruine erhaltene Frauenkirche weiter östlich in ihren Ursprüngen eine dreischiffige Feldsteinbasilika. Das wird spätestens im Untergeschoss des Turmes klar. Dieses öffnete sich ursprünglich durch drei heute vermauerte Rundbogenzugänge nach Osten zum früheren Mittelschiff und den beiden Seitenschiffen. Alle drei sind jeweils 2,25 m breit und noch 3,65 m über dem heutigen Bodenniveau hoch. Letzteres ist ein deutlicher Hinweis, dass die Seitenschiffe nicht gerade niedrig waren.
Einen wohl hölzernen Vorgänger, vielleicht auch schon damals dem heiligen Laurentius geweiht, dürfte es bereits im 10. Jahrhundert gegeben haben, der aber dann wohl im Verlauf des erfolgreichen Slawenaufstandes von 983 zerstört wurde. Die spätromanische Basilika entstand um das Jahr 1200 und war wohl schon fertig, als die Siedlungen Möckernitz und Ziemitz zum heutigen Loburg vereinigt wurden. Für das Mittelalter fehlen allerdings jegliche schriftliche Nachweise zu vorgenommenen Umbauten. Doch zeigen die Spitzbogenabschlüsse von Fenstern und Portalen, dass hier große Veränderungen stattfanden. Sehr wahrscheinlich war die ursprüngliche Basilika genau so breit wie der Turm. Beim Umbau, möglicherweise nach einer Katastrophe oder weil die alte Räumlichkeit einfach zu klein geworden war verbreiterte man das Schiff über den Turm hinaus.
ursprüngliche Bausubstanz
spätere Veränderungen
Veränderungen der jüngsten Zeit
Grundriss Stadtpfarrkirche St. Laurentius
Umzeichnung nach: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. XXI. Heft. Die Kreise Jerichow. 1898, S. 177, Fig. 49.
Wesentliche Veränderungen erfolgten 1569. Da ließ der Rittergutsbesitzer Eustachius von Wulffen die Giebel im Stil der Niederländischen Renaissance gestalten. Gleichzeitig bekam der Turm seine drei Spitzen. Ein markantes Merkmal, dass sich bis heute erhalten hat. 1581 wurden die Fenster nach unten verlängert ohne dass sie dabei ihre gotischen Spitzbogenabschlüsse verloren.
Ein hölzernes Tonnengewölbe spannt sich seit dem im Innern über das Kirchenschiff. Geschmückt ist es mit den Wappen in Loburg ansässiger Adelshäuser. Diese finden sich dann auch auf den entlang der Wände aufgestellten Epitaphen. Ebenfalls, wie wohl auch die Kanzel, vom Ende des 16. Jahrhunderts stammt der zweistöckige Altaraufsatz. Im Mittelteil sehen wir das Heilige Abendmahl, auf den Seitenflügeln links vom Betrachter die Auferstehung und rechts die Geburt Christi, darüber dann in der 2. Etage die Himmelfahrt, alles ausgeführt als Ölmalerei auf Holz. Die Orgel über der Empore im Westen stammt laut einer Aufschrift von einem Baumeister namens Andreas Karling aus Mirow in Mecklenburg. Zwischen 1679 und 1705 soll sie entstanden sein. Allerdings zeigten sich an ihr in den folgenden Jahren so viele Mängel, dass bereits 1714 eine Generalüberholung notwendig war, die dem Orgelbaumeister Jacob Linse aus Möckern immerhin 20 Taler einbrachte. Heute wird dieses wertvolle Instrument vom Förderverein Kahrlingorgel e. V. betreut.
nach:
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Heft XXI, Die Kreise Jerichow, 1898
Der Münzfund von 2006
Zu einer aufsehenerregenden Entdeckung kam es 2006. Da fand man bei Sanierungsarbeiten einen verborgenen Münzschatz unter dem Fußboden der Kirche. Insgesamt handelt es sich um 729 Münzen, hauptsächlich Pfennige und Groschen, aber auch 24 Taler und drei Goldmünzen, von denen eine 1574 im Osmanischen Reich geprägt wurde. Für 12 Taler bekam man damals einen kräftigen Zugochsen. Bereits für einen Taler ein Schaf und mit etwas Glück für 10-40 Taler um die Mitte des 17. Jahrhunderts einen verlassenen Bauernhof. Der Zeitraum der Prägungen erstreckt sich über 150 Jahre. Die Schlussmünze stammt aus dem Jahr 1642. Und dies ist schon ein mehr als deutlicher Hinweis auf den Grund warum das kleine Vermögen in Sicherheit gebracht wurde.
Denn zu dieser Zeit tobte der Dreißigjährige Krieg bereits seit fast einem Vierteljahrhundert. Scheinbar sollten die Münzen vor der marodierenden Soldateska verborgen werden. Gleichzeitig kommt auch wieder die ganze Tragik derartiger in der Gegenwart gemachter Schatzfunde ans Licht. Denn wer immer das wertvolle Gut so in Sicherheit zu bringen glaubte, er kehrte nie mehr an diesen Ort zurück.
Heute kann man eine Nachbildung des Schatzfundes in der Ratsloge der Laurentiuskirche besichtigen.
Information und Foto zur Verfügung gestellt durch Herrn Pfarrer Georg Struz
weitere Informationen: