Den Grundriss der Liebfrauenkirche bildet ein querrechteckiger Westturm gefolgt vom schmalen langgestreckten Mittelschiff und gleichbreitem Chor mit geradem Abschluss im Osten. Die vormaligen Seitenschiffe sind noch durch die Abbruchstellen an der Ostseite des Turms zu erkennen. An dessen Westseite erfolgte der Zugang durch ein repräsentatives mehrstufiges Rundbogenportal. Turm und Mittelschiff verband eine breite Rundbogenöffnung, die den Blick freigibt auf das einzige schmale und hohe Fenster im Osten.
Mit den Maßen von 14,50 x 7,35 m ist der Westturm sogar etwas größter als jener der Laurentiuskirche. Das Schiff ist 18,50 m lang und 5,60 m breit. Die jetzt wieder offenen Arkaden sind 2,90 m breit. Ihre Granitpfeiler haben einschließlich der Kämpfer eine Höhe von 2,58 m. Dabei zeigen sie einen typischen Stützenwechsel. So ist das westlichste Paar quadratisch, das Folgende achteckig, dem schließt sich wieder ein Quadratisches an und dann am östlichen Ende ein Rundes. Als 1881 der abbröckelnde Putz aus dem frühen 17. Jahrhundert entfernt wurde trat die akkurate Arbeit der mittelalterlichen Steinmetze wieder zutage.
Die über den Arkaden liegenden Fenster des Obergadens zeigen deutlich, wie niedrig die ursprünglichen Seitenschiffe waren. Allerdings könnten sie, wie auch das mehrstufige Westportal nachträglich bei Restaurierungsarbeiten verändert worden sein.
Ausgehend von schriftlichen Quellen, vorhandener Bausubstanz und vergleichbaren Objekten lässt sich die Geschichte dieser Ruine, wenn auch unter Vorbehalt, rekonstruieren. Entstanden ist sie als Pfarrkirche und Mittelpunkt einer Siedlung mit deutlich städtischen Ambitionen. Als das Los dann jedoch auf Möckernitz fiel, lag das wahrscheinlich zeitgleich mit der dortigen Kirche errichtete Bauwerk plötzlich vor den Toren der neuen Stadt. Wie ein großer Teil der mittelalterlichen Gotteshäuser war auch sie von einem Friedhof umgeben, der selbstverständlich weiter genutzt wurde. Wann der Bau dem Verfall preisgegeben wurde lässt sich nicht mehr feststellen. Doch bei seinen durchaus städtischen Ausmaßen dürfte der Unterhalt als Friedhofskapelle auf die Dauer nicht tragbar gewesen sein.
Im Visitationsprotokoll von 1562, in dem die Kirche unser lieben frawen zum ersten Mal überhaupt und schon als wust, also wüst – aufgegeben, erscheint, wird festgelegt, diese in Zukunft als Hospital zu nutzen. Aber der Stadt fehlt es wohl an den nötigen Geldmitteln. Es ist dann Anna von Wulffen, Witwe des Eustachius, die wohl nach dem Vorbild ihres Mannes, auf den das heutige Erscheinungsbild der Laurentiuskiche außen wie innen im Wesentlichen zurückgeht, welche dem verfallenen Bauwerk neues Leben schenkt. Um die Wende vom 16. zum 17. Jh. lässt sie die „wüste“ Liebfrauenkirche im damaligen Stil der Zeit weitgehend wiederherstellen. Die Seitenschiffe verschwinden und die Arkaden werden zugesetzt. Außerdem wird die Kirche jetzt zum Putzbau. Auf das Jahr 1601 datiert dann die Stiftung. Allerdings stirbt Anna von Wulffen bereits ein Jahr später.
ursprüngliche Bausubstanz
spätere Veränderungen
Veränderungen der jüngsten Zeit
Grundriss Kirche Unsere Lieben Frauen
Umzeichnung nach: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. XXI. Heft. Die Kreise Jerichow. 1898, S. 188, Fig. 55.
Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts muss es einen Streit um das Gotteshaus zwischen den Wulffen und den Barbys gegeben haben. In einem Rezess – einem Vergleich – von 1649 wird Letzteren die Kirche zugesprochen. Allerdings können die Wulffen sie bis zum Ende des 19. Jh. als Erbbegräbnisstätte nutzen.
Während des 18. und 19. Jahrhundert finden hier die Gottesdienste einer kleinen reformierten Gemeinde statt. Kurzzeitig dient die Kirche während der Napoleonischen Kriege der Unterbringung von Gefangenen und als Pulvermagazin. Der Verfall scheint voranzuschreiten und 1835 streicht man sie aus der Liste erhaltenswerter Bauten. Auch eine Restaurierung 1881 nachdem sie als Leichenhalle genutzt wird scheint nicht besonders erfolgreich. Erst nach 1990 wird die Ruine in ihren jetzigen Zustand versetzt.
nach:
Beschreibende Darstellung der älteren Bau und Kunstdenkmäler des Kreises Jerichow. Bearbeiter Ernst Wernicke, Oberpfarrer zu Loburg. Herausgegeben von der Historischen Commission der Provinz Sachsen. Halle a. d. S. Druck und Verlag von Otto Hendel 1898
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