Bertikow

Landkreis Uckermark

Seit Mitte des 13. Jahrhunderts lässt sich in der Uckermark eine Familie nachweisen, die den Namen des Dorfes aus der Altmark mitgebracht haben soll. So taucht erstmals 1243 ein Theodoricus de Berticowa in den schriftlichen Quellen auf. Der Name selbst leitet sich wohl aus dem Slawischen ab und weist dort auf die Siedlung eines Mannes namens Bartik. Sehr gut möglich, dass wir es hier mit altmärkischen Lokatoren und wohl auch Siedlern zu tun haben, die damals das Angerdorf – Zeichen für eine planmäßige Anlage – gründeten.
Noch 1375 beziehen laut Landbuch Kaiser Karl IV. Mitglieder dieser Familie, jetzt ansässig in Pasewalk und Prenzlau, Einkünfte aus Bertekow. Erwähnung findet im selben Dokument auch ein Nikolaus von Stegelitz und weitere Prenzlauer Bürger. Die Landausstattung beträgt zu dieser Zeit 58 Hufen, von denen allerdings 11 wüst liegen. Später haben die Holtzendorf dort Rechte, bis der gesamte Ort 1498 an die von Arnim geht.

 

Bertikows Kirche, schon von weitem sichtbar, liegt auf dem von einer Feldsteinmauer umgebenen Friedhof am südöstlichen Ende des Dorfangers. Schnell fallen an ihr eine Reihe baulicher Besonderheiten auf, die für ein beträchtliches Prestigebedürfnis der Bauherren, aber auch die ökonomischen Möglichkeiten dieses zu befriedigen, sprechen. Das Gotteshaus besteht aus einem überschiffsbreiten querrechteckigen Westturm und dem Saal mit geradem Ostabschluss. Aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinquadern errichtet, umzieht beide Bauglieder ein sauber geschrägter Sockel, dessen Fase wie auch die des erhaltenen Hauptgesimses leicht gekehlt ist.
Alle Fenster haben ihre ursprüngliche Form bewahrt. Auch bei ihnen wurde ein sonst nicht häufig anzutreffender Aufwand betrieben. Egal ob als einzelne Öffnung oder als Zweier- bzw. im Osten als Dreiergruppe werden sie noch einmal mit Blenden gerahmt. Bei den östlich liegenden Doppelfenstern der Längsseiten wurde der trennende Steg sogar als Säule ausgearbeitet. Gleichzeitig ruhen hier die beiden mittleren Bögen auf Konsolsteinen. Auf Derartiges trifft man auch an den kleineren städtischen Feldsteinkirchen in Fürstenwerder und Brüssow.
Nicht weniger Sorgfalt findet sich bei den Zugängen. Schon am vermauerten großen Zweistufenportal der Nordseite wurden die Gewände zusätzlich mit Kehle und Gratstab verziert. Diese Schmuckelemente tauchen dann am besonders repräsentativen Dreistufenportal im Westen wieder auf, wo sie einander abwechseln. Zusätzlich wurden auch noch profilierte Kämpferkapitelle verwandt, die sich so sonst meist nur an städtischer Architektur finden.
Der herausragende Bau dürfte seine Besonderheiten auch der Nähe zum Kloster Gramzow und zur aufstrebenden Stadt Prenzlau verdanken. Hier entstanden zur gleichen Zeit Pfarr- und Klosterkirchen aus dem örtlichen Feldsteinmaterial, was sicher für eine beachtliche Anzahl an mit der entsprechenden Technologie vertrauten Handwerkern sorgte.
Im Innern verbinden zwei Spitzbögen Turm und Schiff. Dort zieht natürlich der spätgotische Altaraufsatz aus der Zeit um 1500 die Aufmerksamkeit auf sich. Schade nur, dass der größte Teil der Figuren irgendwann in späterer Zeit einen einheitlichen grauen Anstrich bekam. Im Mittelteil flankieren der hl. Gregor von Tours, einem Bettler Geld spendend und Pommernapostel Otto von Bamberg mit großem Kelch zu seinen Füßen die Gottesmutter mit dem Jesusknaben. Die beiden Seitenflügel beherbergen Darstellungen der 12 Apostel. In der Predella darunter fanden verschiedene Heilige, wohl aus nicht mehr existierenden Altären, ihren Platz. Bekrönt wird der Aufsatz von einem Kruzifix sowie Maria und Johannes.
Mauerwerksqualität, Grundriss und Form der Öffnungen stellen Bertikower Kirche in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zum Glück fanden weder im späten Mittelalter noch in der Zeit des Barock oder später wesentliche Umbauten statt, so dass sich ihr hochmittelalterliches Erscheinungsbild mit all den aufgezählten Besonderheiten ungestört erhalten hat. Eine Ausnahme bildet lediglich der quadratische Fachwerkaufsatz des Turms aus dem Jahr 1837, restauriert von 1988-93, der mit ziemlicher Sicherheit damals einen ähnlich gearteten Vorgänger ersetzte.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
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