Pechüle

Landkreis Potsdam-Mittelmark

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Eine villa Pechule wird 1225 erstmals erwähnt. 1268 verkauft Richard von Zerbst den Ort wie auch das unmittelbar benachbarte Bardenitz an das Zisterzienserkloster Zinna. Bis zu dessen Aufhebung 1554 verbleibt Pechüle im Besitz der Mönche und geht dann an das Erzbistum Magdeburg, dem es vielleicht schon vor den von Zerbst gehörte.
Die Kirche repräsentiert den vollständigen Typ, bestehend aus querrechteckigem Turm in Schiffsbreite, Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis. Doch liegt hier einer der in Brandenburg seltenen Fälle vor, wo mit Ausnahme des Turms alle übrigen Bauglieder aus Backstein errichtet wurden. Man darf wohl für diesen Umstand die Zisterzienser verantwortlich machen, bei deren Klostergebäuden in Zinna es sich, abgesehen von der aus regelmäßigen Feldsteinquadern errichteten Stiftskirche, ausschließlich um Ziegelbauten handelt.

 

Die Kirche, wie wir sie heute sehen, scheint in 4 Phasen entstanden zu sein. Zuerst wurden auf einem Feldsteinsockel Apsis, Chor, die Ostwand des Schiffs und Teile der Seitenwände errichtet. In einer 2. Phase folgte das restliche Schiff mit der Westwand. Ein dortiger großer, provisorisch zugesetzter Bogen und Wartesteine zeigen, dass ein Turm von vornherein geplant war. Dies alles dürfte im 13. Jahrhundert stattgefunden haben. Der Unterteil des Turms mit seinen Lagen aus relativ regelmäßig bearbeiteten Feldsteinen wurde dann wohl zu Beginn des 14. Jahrhunderts angefügt. Stammt die Einwölbung des Chors aus der Bauzeit, so scheint das Kreuzrippengewölbe mit seinem Birnstab dem 15. Jahrhundert anzugehören. In dieser Zeit bekam auch der Turm sein Glockengeschoss mit den Schallöffnungen. Krüppelwalmdach und Dachreiter folgten erst 1799. Da wurden wohl auch die Fenster vergrößert.
Besonders bemerkenswert ist die reiche erhaltene mittelalterliche Innenausstattung. In Schiff und Chor erhielten sich Reste eines spätgotischen Fliesenbodens. Auf einer spätromanischen Backsteinmensa befindet sich eine Böhmische Tafel von 1360/70. Dargestellt ist in Tempera auf Holz die Passionsgeschichte vor goldenem Grund. Bei diesem Kunstwerk handelt es sich um die älteste bekannte böhmische Arbeit in der Mark.
1960 freigelegte spätgotische Wandmalereien zeigen den Heiligen Christophorus und einen Kentauren. Einen mittelalterlicher Schnitzaltar, datiert gegen 1470, schmücken eine Mondsichelmadonna zwischen 4 Heiligen. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammt der Taufstein, die Holzkanzel ist von 1630. Zusätzlich finden sich noch 6 Schnitzfiguren, ursprünglich wohl Teile eines Altars an verschiedenen Stellen im Chor.
So machen äußere Form und reiche Innenausstattung die Pechüler Dorfkirche zu einem herausragenden und sehenswerten Kleinod in der Mark Brandenburg.

nach:

Engeser, Stehr 1999-2004
Schuhmann 2004

und nah dabei:

Hinweis2

Dorfkirche Bardenitz
Dorfkirche Kemnitz (Fläming)
Dorfkirche Neuheim
Franziskanerkloster Jüterbog
Zisterzienserkloster Zinna

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …