Hetzdorf

Landkreis Uckermark

hetzdorf_sueden

Indirekt erscheint der Ort erstmals in den Quellen, als dort 1286 ein Teodoricus de Heztorp erwähnt wird. Im Landbuch Kaiser Karl IV. findet sich er sich dann 1375 als Hetzelsdorp. Von den erwähnten 50 Hufen liegen zu dieser Zeit zwar die meisten brach, allerdings verfügt ein Zabel Scadebak über einen Freihof mit 12 Hufen. Der Name selbst leitet sich wohl vom deutschen Vornamen Hezel, einer Kurzform von Herrmann ab.

 

Eine Ausstattung mit 50 Hufen kann durchaus als reichlich bezeichnet werden. Gleichzeit zeigt sich aber auch die allgemeine Krise des 14. Jahrhunderts durch den Umstand, dass ein großer Teil des Landes nicht mehr bewirtschaftet wird. Hetzdorf ist dabei kein Einzelfall. Die Kirche wiederum spiegelt in ihren Abmessungen und ihrer ursprünglichen Ausstattung die anfängliche Blütephase des Ortes aber auch des Landes wieder. Ein querrechteckiger Westturm in Schiffsbreite, das Schiff und der eingezogene Chor mit geradem Ostabschluss bilden den Grundriss des Bauwerks. Diese Bauglieder umzieht ein niedriger ungefaster Sockel. Das Mauerwerk besteht aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinquadern. Allerdings zeigen sich in den oberen Bereichen von Schiff und Chor deutlich kleinteilige Auszwickungen. Eine horizontale Baunaht am Turm, ungefähr in Traufhöhe des Schiffs, weist auf eine zweite Phase, in der dieser erhöht wurde. Dabei nahm die Mauerwerksqualität sogar noch zu.

Hetzdorf

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Hetzdorf
Umzeichnung nach: Kunstdenkmäler 1921, Abb. 62

Im Westen erfolgt der Zugang über ein repräsentatives Dreistufenportal, flankiert von den Resten zweier mächtiger, wohl bauzeitlicher, später wieder abgebrochener Strebepfeiler. Weitere, hier zweistufige Portale, liegen jeweils auf den Längsseiten des Schiffs. Auf der Chorsüdseite trifft man auf die mit Formsteinen gefasste profilierte Priesterpforte. Backsteingewände finden sich auch an den paarigen Seitenfenstern des Chors und den Öffnungen der von einer Spitzbogenblende gerahmten gestaffelten Dreifenstergruppe im Osten. Paarig angeordnet sind auch die seitlichen Fenster an den Schiffslängsseiten, und dies nicht ohne Grund.
Tatsächlich war das ursprüngliche Hetzdorfer Gotteshaus vollständig eingewölbt. Über dem Schiff erhob sich ein vierfach geteiltes Kreuzgewölbe, welches von einer nicht mehr vorhandenen Mittelsäule gestützt wurde. Deren Reste konnten bei einer Grabung gefunden werden. Aus diesem Grund wurden auch die Fenster paarig angeordnet, so dass jedes Paar auf eines der Gewölbesegmente kam. Ebenfalls geblieben sind die Schildbögen an den Schiffwänden im Innern des Baus. Es scheint, und dafür sprechen auch die schon erwähnten kleinteiligen Auszwickungen in den oberen Bereichen von Schiff und Chor, zu einer Katastrophe gekommen zu sein, bei dem die Kirche ihre Gewölbe vollständig verlor und zeitweilig zur Ruine wurde.
Sowohl die hohe Mauerwerksqualität wie auch der Grundriss und die Form der erhaltenen Öffnungen sprechen für eine Errichtung des Gotteshauses in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Viele der aufwändigen Einzelheiten zeigen, dass Hetzdorf in dieser Zeit über ein beachtliches ökonomisches Potential verfügt haben muss. Die sehr kostspielige Einwölbung scheint von Anfang an geplant gewesen zu sein. Dafür spricht die Anordnung der seitlichen Schiffsfenster. Möglich, dass sie mit der Aufstockung des Turms zusammenfiel. Nach der, wann auch immer, stattgefundenen Katastrophe wurde die Kirche in ihrer jetzigen Form wieder aufgebaut. Barocke oder noch jüngere Elemente finden sich dabei allerdings so gut wie gar nicht. Lediglich der heutige Turmaufsatz stammt aus dem Jahr 1779. Die letzten Restaurierungsarbeiten fanden zwischen 1989 und 1992 statt.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
und nah dabei:

Hinweis2

Burgruine Wolfshagen
Dorfkirche Schlepkow
Kirchenruine Fahrenholz
Dorfkirche Holzendorf

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