Landkreis Prignitz
Kommt man am frühen Morgen von Lenzen durch das Luch nach Boberow, wirkt die Kirche auf dem Ortsfriedhof wie eine urwüchsige Erscheinung aus anderen Zeiten. Das mag allerdings neben der rauen Feldsteinfassade auch am hochgezogenen archaisch wirkenden Walmdach ihres Turms liegen. Erbaut wurde sie erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts, in dessen Mitte dann noch der Turm mit seiner ungewöhnlich geringen Mauerstärke von 1 bis 1,2 m dazu kam. Mächtige Holzträger im Inneren aber machen diesen scheinbaren konstruktiven Mangel wett.
Sie ist eine der wenigen dreiteiligen Dorfkirchen (Turm, Schiff, eingezogener Chor) in der Prignitz. Aus der Anfangszeit stammt noch die Dreifenstergruppe der Ostwand und wohl 3 leere Nischen im Inneren des seit 1868 glatt verputzten Gotteshauses.
Der Traum, die Kirche mit einem hochaufragenden Turm zu bekrönen, dessen Glocke weithin zu vernehmen ist, haben die Boberower nach einigen Blitzeinschlägen aufgegeben.
Eine Sage berichtet davon:
„Der Guss einer Glocke ist ein aufwändiges Verfahren, dass umfangreiche Kenntnisse und langjährige Erfahrung voraussetzt. Wichtig ist dabei besonders der richtige Zeitpunkt, in dem der Schmelzofen angestochen und die glutflüssige Bronze in die Form geleitet wird. Schließlich muss die Glocke frei von Rissen und Lufteinschlüssen sein. Ein Meister aus Havelberg bekam den Auftrag. Kurz vor dem Guss, die Schmelze hatte die richtige Temperatur noch nicht erreicht, was an der Farbe einer in das flüssige Metall getauchten Sonde zu erkennen war, musste der Meister für einen Augenblick die Werkstatt verlassen. Unter keinen Umständen aber soll der zurückbleibende Azubi die Arbeit fortsetzen. Der Augenblick dauert länger als vermutet und der Zeitpunkt des Abstichs kommt. In seiner Not entscheidet sich der Junge gegen den ausdrücklichen Befehl des Meisters die Glocke selbst zu gießen. Der Zurückkehrende verliert bei dem was er sieht die Kontrolle über sich und erschlägt in grenzenloser Wut den Lehrjungen. Als ihm seine Tot bewusst wird, versenkt er den Leichnam des Unglücklichen in der Havel. Die Glocke selbst dann, von ihrer Lehmform befreit, erwies sich als äußerlich völlig makellos und wohl gelungen. So brachte man sie nach Boberow, hängte sie im dortigen Kirchturm auf, befestigte den Klöppel und erwartete in feierlicher Stimmung ihre ersten Schläge. Doch nur ein unschöner Missklang traf die erwartungsvollen Ohren. Gleichzeitig zog mit atemberaubender Schnelligkeit ein Gewitter auf, der Blitz fuhr in den Turm, ließ ihn zerbersten und begrub unter seinen Trümmern den mörderischen Meister.“
und nah dabei:
Lenzen
Großsteingrab Mellen
Dorfkirche Mellen
Dorfkirche Mankmuß