Waltersdorf bei Luckau

Landkreis Dahme-Spreewald

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1346 erscheint Walterßdorff, 5,5 km südwestlich von Luckau in der Niederung der Beke gelegen, erstmals in einer schriftlichen Quelle. Eine Urkunde vom 22.06.1392 berichtet, dass her Hermann in der gezihten (zu der Zeit) Pfarrer zu Waltirsdorf eine Stiftung zu Gunsten Luckauer Schüler gemacht hatte. 1397 bestätigt der Meißner Bischof Johann Abgaben aus Walthirsdorf zum Unterhalt der Kreuzkapelle in Luckau. Der Name erklärt sich hier von selbst. Möglicherweise war es der örtliche Lokator, der sich so verewigte.

Leicht erhöht liegt der doch imposante Bau der Waltersdorfer Kirche auf dem Anger, umgeben vom durch eine Feldsteinmauer begrenzten Friedhof. Auf der Südseite schlängelte sich ein kleines Bächlein zwischen Mauer und Dorfstraße. Das Gotteshaus ist eine spätromanische Anlage des sogenannten vollständigen Typs. Sie besteht aus überschiffsbreitem querrechteckigem Westturm, Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis. An der Nordseite des Chors finden sich die Reste eines Anbaus, wohl einer Gruft die ein Tonnengewölbe aus Backstein überspannte. Dort ebenfalls noch sichtbar ist der vermauerte Zugang.
Eine wesentliche Besonderheit der Kirche fällt schnell ins Auge. Die unteren Partien des Turms und auch die Nordseite des Schiffs sowie Chors zeigen eine deutlich unregelmäßigere Struktur des Feldsteinmauerwerks. Das trifft auch auf die untersten sichtbaren Schichten der Apsis zu. Auch wurde hier für die Kanten Raseneisenstein verwandt, ein Material, dass sich im Süden Brandenburgs häufig an Kirchenbauten findet. Darüber kamen dann die für das 13. Jahrhundert typischen sauber bearbeiteten Feldsteinquader zum Einsatz. Deutlich zeichnen sich hier also zwei Bauphasen ab. Auch etwas ungewöhnlich sind die großen spitzbogigen Schallöffnungen am Glockengeschoss des Turm. Sie könnten durchaus noch etwas jünger sein als das übrige Bauwerk.

Grundriss-blau ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Walterdorf bei Luckau
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917

Neuzeitlich verändert wurden die seitlichen Fenster von Schiff und Chor. Dem Emporeneinbau im Innern sind die sehr niedrig sitzenden Öffnungen des Schiffs geschuldet. Ihre ursprüngliche Form bewahrt haben die drei Fenster der Apsis mit ihren Begleitbögen über den Abschlüssen. Ähnlich gestaltet muss man sich wohl auch die anderen Fenster vorstellen.
Der backsteingefasste und korbbogige Zugang ist neuzeitlich, der kleine Okulus darüber aber wohl bauzeitlich. Ein Unikum ist das zugesetzte Rundbogenportal auf der Schiffsnordseite. Hier wurden die gegenüber dem spröden Feldstein bedeutend besseren Bearbeitungsmöglichkeiten des Raseneisensteins voll ausgenutzt. Dafür stehen die profilierten Kämpfer, das gekehlte Gewände und die, wenn auch stark verwitterten, Figuren. Auf der Schiffssüdseite findet sich ein weiteres, hier aber zugesetztes Portal. Die Spitzbogenpforte daneben ist bedeutend jünger. Ursprünglich lag hier ein barocker Fachwerklogenanbau, der die Südwand des Schiffs durchbrach. Dieser wurde bei umfassenden Restaurationsarbeiten im Jahr 1934 entfernt und die Wand neu aufgemauert. Auch spitzbogig aber original ist die vermauerte Priesterpforte an der Südseite des Chors.
So entstand Waltersdorfs Kirche als romanische Anlage, die aber dann nach einer Pause oder einem Wechsel der Bauleitung gotisch vollendet wurde. Der Baubeginn dürfte dabei wohl sicher in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu setzen sein. Trotz barocker Umformungen am Ende des 18. Jahrhunderts und anderer neuzeitlicher Veränderungen vermittelt der Bau doch eine gute Vorstellung von mittelalterlicher Kirchenarchitektur im ländlichen Raum.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
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