Riedebeck

Landkreis Dahme-Spreewald

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Erstmals erwähnt wird das Dorf als Rydbek im Jahr 1366. Der Name Ried- oder Schilfbach bezieht sich auf dessen Lage an der Berste, einem Nebenfluss der Spree.
Das spätromanische Gotteshaus fällt nicht nur durch seine imposanten Abmessungen auf, sondern auch durch einige, dem spröden Feldstein abgerungene Schmuckelemente, die sich sonst nur äußerst selten im ländlichen Kirchenbau finden. Querrechteckiger Westturm, Schiff, eingezogener Chor und halbrunde Apsis bilden eine Anlage des sogenannten vollständigen Typs. Umzogen von einem einfachen Sockel wurde der Turm aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichtet. Bei Schiff und Chor wechseln relativ großformatige Lagen einfach gespaltener Feldsteine mit kleinteiligeren Zwicklagen. Dagegen ist das Mauerwerk der Apsis wieder regelmäßiger.

 

Alle Öffnungen, sowohl Fenster wie auch Portale, scheinen ihre ursprüngliche Form bewahrt zu haben. Allerdings trifft das nicht auf die Schiffsfenster zu. Deren romanische Form wurde bei Restaurierungsarbeiten in den Jahren von 1958-62 rekonstruiert. Einen besonderen Akzent setzt hier die Verwendung von Raseneisenerz, wie er in dieser Region häufig vorkommt. So heben sich die Gewände deutlich vom helleren Feldstein ab. Dies trifft auf die Fenster, die beiden Portale im Süden und auch die Schallöffnungen des Turms zu. Da Raseneisenerz leichter zu bearbeiten ist, wurden die Gewände von Gemeindeportal und Priesterpforte profiliert und zusätzlich noch ebenfalls profilierte Kämpfersteine eingefügt. Besondere Sorgfalt verwandte man auf das Scheitelfenster der Apsis. Hier schmücken knospenartige Kugelverzierungen das fein gearbeitete Gewände. Ebenfalls Raseneisenerz verwandte man für das Gesims mit seinem Rundbogenfries.
Im Aufwand steht das repräsentative Westportal nicht zurück. Raseneisenerz wurde zwar nur für die Kämpfersteine eingesetzt. Dafür aber ist es dreifach gestuft und wird noch einmal von einem Begleitbogen umzogen. Wir finden in der Summe eine Architektur, die auch einem kleineren Städtchen der damaligen Zeit gut zu Gesicht gestanden hätte. Mag sein, dass dies die sonst durch nichts gestützte Tradition begründete, hier habe einst ein Kloster bestanden. Eher dürften starke Einflüsse aus Doberlug verantwortlich sein.
Den Innenraum überspannt heute eine moderne Balkendecke. Die Bögen zwischen Schiff und Chor sowie zur Apsis sind leicht Spitz, die jeweiligen Kämpfer haben sich erhalten. An der Nordseite der Apsis findet sich eine backsteingerahmte Sakramentsnische.
Bei den schon erwähnten Arbeiten in den 50er und 60er Jahren gelang es eine Reihe von spätgotischen Wandmalereien des 15. Jahrhunderts freizulegen. So zeigt die Apsiskalotte den zu Gericht sitzenden Christus während zwischen den Apsisfenstern Synagoge und Ecclesia dargestellt sind. Felder mit szenischen Darstellungen schmücken die Südwand des Chors, Apsis und Chorbogen sind mit floralen Motiven und Weihekreuzen verziert. Darstellungen von Heiligen wie Christophorus und Georg finden sich auch im östlichen Bereich beider Schiffslängsseiten.
Bemerkenswert sind auch einige aus dem Mittelalter überkommene Stücke der Ausstattung. In der Apsis befindet sich eine frühgotische Mensa aus Raseneisenstein mit spätgotischen Kruzifix darüber. Vor dem Triumphbogen steht ein Schnitzaltar der Zeit um 1500. In dessen Predella sehen wir die Heilige Katharina flankiert auf der linken Seite von Paulus und Judas Thaddäus und zur Rechten Stephanus und Augustinus. Der Mittelschrein darüber zeigt Anna selbdritt zwischen Barbara und Margaretha, die Flügel die Anbetung der Könige sowie weitere Heilige. Im krönenden Gesprenge finden sich Jesus, Maria und Johannes. Ein großer romanischer Taufstein stammt aus Crinitz.
Nicht vergessen werden soll auch das wuchtige spätgotische Friedhofstor aus Feldstein.
Von Rüsthölzern aus der Kirche stammen die Dendrodaten 1178 und 1179. Allerdings dürfte dies für den Bau etwas zu früh sein. Möglicherweise stammen sie von einem hölzernen Vorgänger. Grundriss und Mauerwerksausführung sowie die Gestaltung der ursprünglichen Öffnungen sprechen für eine Errichtung von Schiff, Chor und Apsis in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Westturm mit seinem bedeutend regelmäßigeren Quadern scheint dagegen erst um 1300 angefügt worden zu sein. Eine wahrscheinlich barocke Vergrößerung der Schiffsfenster wurde, wie schon beschrieben, im vorigen Jahrhundert wieder rückgängig gemacht. So ist vermittelt Riedebecks wie nur wenige Bauten aus dieser Zeit ein relativ authentisches Bild mittelalterlichen Kirchenbaus des 13. Jahrhunderts.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
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