Uenze

Landkreis Prignitz

Turm der Uenzer Dorfkirche über dem breiten Anger
Turm der Uenzer Dorfkirche über dem breiten Anger

1329 wird ein henningho de Vntse erwähnt, 1349 taucht der Ort selbst in der Schreibweise Vntze erstmals auf. Dabei soll das V nicht irritieren. In der damals noch vorwiegend lateinischen Schriftkultur stand es für ein U. Wie bei vielen anderen Siedlungen zwischen Elbe und Oder leitet sich auch dieser Name aus dem Slawischen ab, wo so entweder ein Ort bezeichnet wird, an dem die Leute eines Unet ansässig sind oder der, wie auch immer, einem Unetech gehört, gehörte, vielleicht auch von diesem gegründet wurde.

Die Uenzer Dorfkirche fällt besonders durch ihr wuchtig wirkendes Turmoberteil aus Backstein auf. Vom Grundriss her handelt es sich um eine Anlage aus querrechteckigem Westturm und Schiff mit geradem Ostabschluss. Im Osten wird das Mauerwerk von mehreren Strebepfeilern gestützt. Es besteht aus relativ regelmäßigen Lagen einfach gespaltener Feldsteine.
Während man die Fenster in der Neuzeit korb- und stichbogig vergrößerte, blieben die Portale, wenn auch teilweise vermauert, in ihrem ursprünglichen Zustand. Je eins findet sich auf der Nord- und Westseite, zwei weitere, Gemeindeportal und Priesterpforte, im Süden. Durchgehend besitzen sie backsteingefasste gestufte und profilierte Gewände.

Grundriss Dorfkirche Uenze Umzeichnung nach Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.

Grundriss-blau ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Uenze. Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909, S. 295, Abb. 285

Im Osten sind die Umrisse der ehemaligen Dreifenstergruppe noch deutlich zu erkennen. Sie bestand vormals aus drei gleichhohen Spitzbogenfenster. Ähnlich muss man sich wohl auch die früheren Seitenfenster vorstellen.
Der imposante Oberbau des Turms aus Backstein ist über der Traufhöhe des Schiffs leicht eingezogen. Das Glockengeschoss zeigt die typischen gekuppelten Schallöffnungen, gerahmt von hohen schmalen Putzblenden. Ein spitzer Dachreiter bekrönt das Dach.
Die durchgehenden Lagen an Schiff und Turm lassen von einer gleichzeitigen Errichtung beider Bauteile ausgehen. Die Art der Mauerwerksausführung spricht für eine Datierung ins 14. Jahrhundert. Späteren Datums dürfte der Backsteinteil des Turms sein. Hier könnten im 15. Jahrhundert die Kapazitäten des nahen Perlebergs genutzt worden sein. Zu dieser Zeit mögen auch die Türgewände ihre Formsteingewände erhalten haben. Die Veränderung der Fenster fällt dann in die Zeit des Barock.
Beachtenswert im Innern ist ein spätgotisches geschnitztes Sakramentshaus und Teile einer Grabplatte des Ritters Friedrich von Wartenberg, gestorben 1408, die sekundär im Fußboden zwischen Kanzel und Altar verbaut wurde.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin

 
und nah dabei:

Hinweis2

Perleberg
Dorfkirche Düpow
Dorfkirche Kleinow

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …