Schönwerder

Landkreis Uckermark

schoenwerder_nordost

Ein Hermanno de Sconenwerdere liefert 1263 den ersten indirekten Hinweis auf das uckermärkische Dorf. 1278 taucht es dann als Sconewerder direkt in den Quellen auf. Laut Landbuch Kaiser Karl IV. von 1375 verfügt der Ort über die stattliche Anzahl von 62 Hufen. Besitz und Einkünfte haben die von Holtzendorf, Arnim und Stegelitz sowie einige Prenzlauer Bürger. Der Name ist deutscher Herkunft und bezeichnet einen Ort oder Land, umgeben von Wasser oder Sumpf – was sicher den damaligen geographischen Verhältnissen entsprochen haben dürfte.

 

Die Kirche liegt auf dem von einer Feldsteinmauer umgebenen Friedhof. Der Zugang auf diesen erfolgt im Süden durch ein spätgotisches Tor. Ausmaße des Gotteshauses und einige Details an diesem entsprechen – wie vielerorts zu beobachten – der reichlichen Landausstattung. Einem über Schiffsbreite ragenden querrechteckigen Westturm folgt der Saal mit geradem Ostabschluss. Auf der Nordseite des Schiffs trifft man auf eine Sakristei die sicher zusammen mit der Kirche entstand, jedoch neuzeitlich nach Westen erweitert wurde, wie das dort ansetzende stark unregelmäßige Mauerwerk zeigt. Im Gegensatz dazu begegnet am ursprünglichen Bauwerk das für das 13. Jahrhundert typische regelmäßige Mauerwerk aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinquadern. Alle mittelalterlichen Bauglieder umzieht ein zweifach geschrägter Sockel. Das Turmoberteil mit Laterne ist quadratisch, teilweise verbrettert, teilweise zeigt sich Fachwerk-Ziegel-Mauerwerk.
Alle seitlichen Fenster wurden neuzeitlich vergrößert und mit Backsteinlaibungen versehen. Die zugesetzten Vorläufer, schmale langgestreckte Öffnungen mit stumpfen Spitzbogenabschlüssen sind aber noch zu sehen. Interessant ist dabei im östlichen Teil der Südseite eine noch an ihren Backsteinabschlüssen erkennbare Dreiergruppe, wie sich als architektonisches Element an einigen Kirchen in der Umgebung Prenzlaus findet. Hier waren wohl städtische Vorbilder und vielleicht auch Meister von dort am Werk. Auf Teile des ursprünglichen Feldsteingesimses trifft man hier ebenso wie auf ein dreistufiges mit Backstein ausgebessertes Portal. Ein weiteres, allerdings vermauerte, liegt auf der Nordseite. Auch im Osten wurden die Fenster verändert. Ursprünglich befand sich hier wohl eine Dreifenstergruppe umschlossen von einer Blende. Darüber im Giebel begegnet ein kleiner Okulus umgeben von reichem Blendschmuck.
Das aufwändigste Detail aber ist die repräsentative vierstufige Spitzbogenportal mit seinen kelchförmige Kämpferkapitellen im Westen. Derartiges gibt es sonst nur an städtischer Feldsteinarchitektur. Auch hier scheint die Nähe Prenzlaus verantwortlich zu sein. Von Innen lässt sich das Portal durch einen Sperrbalken sichern – ein deutlicher Hinweis, auf die Funktion der Kirchen auch als Zuflucht bei Bedrohungen.
Im Innern haben sich unterhalb der Balkendecke Reste mittelalterlicher Wandmalereien erhalten. Eine Sakramentsnische findet sich in der Ostwand. Die Ausstattung stammt aus dem 17.-19. Jahrhundert. Dies trifft auch auf den Altaraufsatz vom Anfang des 17. Jahrhunderts zu, der aber auch im Hauptfeld Reste spätgotischer Schnitzereien vom Beginn des 16. Jahrhunderts enthält: Die Beweinung Christi und je 2 Szenen aus der Passion an den Seiten.
Nach der Qualität des Mauerwerks, Grundriss und zahlreichen anderen Details gehört die Kirche mit Sicherheit ins 13. Jahrhundert. Das Besondere an ihr sind, wie schon mehrfach hervorgehoben, der für einen ländlichen Bau außergewöhnliche Reichtum an aufwändigen Details. Hier dürfte das starke Repräsentationsbedürfnis von Grundherr und sicher auch Gemeinde zum Ausdruck kommen. Wie auch anderenorts lässt sich ebenfalls der Zusammenhang zwischen reicher Landausstattung und baulichem Aufwand beobachten.
Im 18. Jahrhundert erlebte der Bau einige Umformungen, die allerdings das hochmittelalterliche Gesamtbild nicht allzu sehr beeinträchtigen. So wurden 1739 die Fenster rundbogig vergrößert sowie die tonnengewölbte Sakristei nach Westen verlängert. 1783 entstand das heutige Turmoberteil.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

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