Kuhsdorf

Landkreis Prignitz

Wuchtiger spätmittelalterlicher Westturm
Wuchtiger spätmittelalterlicher Westturm

Erstmals taucht die Siedlung durch die Erwähnung eines Pfarrers Heyso zu Curdestorp im Jahr 1328 in den Quellen auf. Ihr Name leitet sich vom deutschen Personen Kurt, eine Verkürzung des germanischen Konrad, ab. Möglich, dass so der örtliche Lokator hieß.
Das Kuhsdorfer Gotteshaus besteht aus annähernd quadratischem querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite und Schiff mit geradem Ostabschluss. Ein geschrägter Sockel um zieht das Schiff. Sein Mauerwerk besteht aus lagig gesetzten einfach gespaltenen Feldsteinen mit kleinteiliger Auszwickung. Das des Turms dagegen ist unregelmäßig und enthält Backsteinbruch. Ab ungefähr Traufhöhe des Schiffs weist er Backsteinkanten auf. Sein Glockengeschoss besitzt gekuppelte Schallöffnungen. Als zusätzlicher Schmuck treten Kreisblenden auf. Das ziegelgefasste Westportal könnte original sein, ist aber größtenteils verputzt.

Fast alle Spitzbogenfenster am Schiff scheinen unverändert. Auf der Nordseite trifft man auf die Spuren eines abgerissenen Sakristeianbaus nebst vermauertem Zugang. Dort befindet sich auch eine unleserliche Tafel. Ebenfalls zugesetzt ist auf dieser Seite ein großes Spitzbogenportal mit Backsteingewände. Ein zweistufiges spitzbogiges Feldsteinportal, wohl die ehemalige Priesterpforte, liegt auf der Südseite.
Umbauspuren zeigen die Öffnungen der Dreifenstergruppe im Osten. Die vormals schmalen und langgestreckten Lanzetten wurden verkürzt, ihre Spitzbogenabschlüsse wohl in Backstein erneuert. Im Osten links, unterhalb des südlichen Fensters trifft man noch auf ein kleines Spitzbogenfenster. So etwas ist ungewöhnlich. Möglich, dass es sich hierbei ehemals um eine Nische für eine Figur oder ein Licht handelt, die später durchbrochen und zur Öffnung umgestaltet wurde.

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Kuhsdorf
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg Band 1, Teil 2: Kreis Ostprignitz. Berlin 1907, S. 120, Abb. 149.

Den Giebel darüber schmücken backsteingefasste Doppelblenden und ein Okulus. Der mittlere Bereich scheint neuzeitlich restauriert.
Im Innern weist die Ostwand eine spitzbogige Sakramentsnische auf. Besondere Aufmerksamkeit verdient eine Glasmalerei des späteren 13. Jahrhundert in einem der Chorfenster. Dargestellt ist das Stifterpaar Conrad und Margarethe von Quitzow in der typischen Gewandung ihrer Zeit. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine Kopie. Das Original befindet sich im Brandenburger Dommuseum. Die sonstige Ausstattung gehört hauptsächlich dem 18. Jahrhundert an.
Zusammen mit der Gestaltung der Öffnungen und der Mauerwerksausführung ist diese Malerei ein wichtiger Anhaltspunkt zur zeitlichen Einordnung des Kirchenschiffs in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Wesentlich jünger dagegen und erst zum Ausgang des Mittelalters erbaut wurde dagegen der Turm. Größere Veränderungen in der Zeit des Barock oder später blieben aus.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin.

 
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