Landkreis Uckermark
Betrachtet man das heutige Jagow, so ist es kaum zu glauben, dass der Ort einmal das Stadtrecht besaß. Tatsächlich war eine slawische Burg der Ausgangspunkt. Sie lag auf einem Hügel östlich des Dorfes, der heute noch den Namen Schlossberg trägt. Im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus im 12. und 13. Jahrhundert wurde daraus eine deutsche Anlage, in deren Schutz ein Marktflecken heranwuchs. Gut möglich, dass hier schon in slawischer Zeit eine vorstädtische Siedlung bestand, die sich dann kontinuierlich weiter entwickelte. Indirekt taucht das Städtchen 1243 durch die Nennung eines Henricus de Jagonu erstmals in den Quellen auf. 1258 erscheint es dann als Jagowe erstmals direkt. Der Name stammt aus dem Slawischen und bezeichnet einen Ort, an dem Beeren wachsen.
Um 1281 ist hier ein Johann von Sydow Vogt, die Kirche untersteht einem Probst. Auf einen solchen namens Hinric verweisen Urkunden der Jahre 1323 und 1336. 1349 erfahren wir von „Ratleuten“ und der „Gemeinde der Bürger“. Das Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 führt sowohl die Burg (municipio) als auch das Städchen (oppidum). Die damalige Landausstattung beträgt 58 Hufen, von denen die Bürger aber nur 13 bewirtschaften. Allein 30 Hufen gehören den Adelsfamilien der Arnim, Ramin und Holzendorf.
Nachdem Jagow seit dem 15. Jahrhundert nicht mehr Sitz einer Vogtei ist, erfolgt ein schneller Niedergang. 1624 gibt es nur noch einige Kossäten die hier ansässig sind. Nach dem Dreißigjährigen Krieg scheint der Ort für eine Zeit völlig wüst gefallen zu sein. Erst im 18. erfolgte dann eine Wiederbesiedlung.
Jagows Kirche erhebt sich als markantes Bauwerk auf einem Hügel über dem Dorf. Sie und die Burganlage dürften einmal zusammen mit dem zwischen beiden liegenden Städtchen das Erscheinungsbild des Ortes bestimmt haben. Das Gotteshaus besteht aus einem leicht überschiffsbreiten querrechteckigen Westturm, Schiff und eingezogenem Chor mit geradem Ostabschluss. Auf der Nordseite trifft man auf eine wohl bauzeitliche Sakristei. Ein gefaster Sockel umzieht die aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichteten Bauglieder. Der eingezogene Giebelturm aus Backstein ist genau so eine neogotische Zutat wie die drei zurückgesetzten Spitzbogenöffnungen über dem repräsentativen Fünfstufenportal im Westen. Das etwas verschliffen wirkende Erscheinungsbild der Kanten, die das Gewände bilden, deuten auf einen möglichen Brandschaden.
Kaum verändert wurden wohl die seitlichen Fenster. Auffällig sind die jeweils zu Dreiergruppen angeordneten Fenster an den beiden Längsseiten des Chors. Ihre Gewände sind genau so gestuft wie die der Dreifenstergruppe im Osten, wobei die mittleren Abschlüsse ähnlich wie in Fürstenwerder, Bertikow, Brüssow auf Konsolen ruhen Über diesem findet sich ein Okulus sowie eine Gruppe gestaffelter backsteingerahmter Blenden. Im Süden erfolgt der Zugang durch ein dreistufiges Gemeindeportal und eine Priesterpforte am Chor. Ein großes Gemeindeportal auf der Schiffssüdseite ist vermauert.
Im Innern verband ein jetzt zugesetzter großer Spitzbogen Turm und Schiff. Der Triumphbogen zwischen Schiff und Chor ist verschwunden. Die Wände springen aber leicht vor.
Das städtisch wirkende Bauwerk entstand nach Mauerwerksausführung, Grundriss und Gestalt der erhaltenen Öffnungen wohl in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und entsprach in seinen Maßen völlig der damaligen Bedeutung Jagows. Größere und eingreifende Umbauten erfolgten in späteren Zeiten kaum. Nach einem große Brand wurde die Kirche zwischen 1888-92 restauriert und bekam ihren Turmaufsatz. Aus dieser Zeit stammt auch die Innenausstattung. Bauarbeiten im Innenraum wurden auch im Sommer 2012 durchgeführt.
nach:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005
Dorfkirche Lübbenow
Kirchenruine Fahrenholz
Dorfkirche Zernikow