Pitschen, Pěscyna

Landkreis Dahme-Spreewald

pitschen_suedwest-Kopie

Erstmals erwähnt wird Byczen 1346 und erscheint wieder 1527 in der Schreibweise Bitzschen. Zwei Jahre später gibt Tunkel, Landvogt des böhmischen Königs, den dort ansässigen Brüdern Hans und Friedrich von Stauchwitz das Dorf zu Lehen. 1597 muss Hans dann aber, „durch seine Creditoren gedrängt“ – also verschuldet – Bitschen an Zacharias von Schlieben verkaufen. Beim aus dem Slawischen abzuleitenden Namen handelt es sich wohl um einen Verweis auf dort gehaltene Bullen.

Die Kirche liegt auf dem von einer neuzeitlichen Feld- und Backsteinmauer umgebenen Friedhof. Ihr heutiges Erscheinungsbild ist, besonders von Süden gesehen, nicht besonders anziehend. Verantwortlich dafür sind der dortige schmucklose Anbau sowie der graue Verputz. Interessant ist sie allemal. Äußerlich scheinbar ein einfacher Rechtecksaal, handelt es sich doch um ein Bauwerk mit querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite. Davon ist heute nur nichts mehr zu sehen. Anstelle eines entsprechenden Aufbaus findet sich nun der eingezogene hölzerne Turmaufbau mit seinem Kupferdach. Ein barocker Vorgänger entstand in den Jahren 1735/36 und trug eine Wetterfahne mit der Aufschrift FEVO/1736. Hinter der Abkürzung verbirgt sich Friedrich Erdmann von Oppen, der wohl für den barocken Umbau verantwortlich zeichnete. Nach schweren Beschädigungen im letzten Krieg bekam der Turm 1950 seine heutige etwas einfachere Gestalt.

pitschen

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Pitschen. Zustand um 1919
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917. S. 432, Abb. 369

Die Außenwände von Schiff und Turm wurden aus unregelmäßigem, mit Backsteinbruch durchsetztem, Feldsteinmauerwerk errichtet. Ihr im Osten und Norden erhaltener steinsichtiger Verputz zeigt die im Mittelalter oft angebrachten Fugenritzungen. Backstein verbirgt sich unter dem Putz der Herrschaftsloge im Süden. Sie entstand nach einer Brandkatastrophe am 22. August 1675. Dabei dürften wohl auch sämtliche Fenster und Portale umgestaltet worden sein. Ungefähr in der Mitte der Nordwand findet sich noch eine hoch angebrachte schmale backsteingefasste nachträglich vermauerte Nische. Sie könnte vielleicht vom Ursprungsbau stammen. Auch die übliche Dreifenstergruppe im Osten wurde verändert, ihre Öffnungen korbbogig vergrößert. Darüber liegt im Giebel ein teilweise backsteingefasster Okulus. Die Pforte in der Mitte der Südfront ist ein an Dorfkirchen relativ seltenes Detail.
Noch eine bemerkenswerte Beobachtung lässt sich machen: Im unteren Bereich der Nordwestecke trifft man auf zwei Raseneisenerzsteine mit kleinen Schälchen. Derartige Bohrungen treten sonst relativ häufig an Backsteinteilen von Kirchen, besonders an Portalgewänden, auf. Es wird vermutet, dass die Gläubigen dem so gewonnen Staub eine heilende oder schützende Wirkung zuschrieben.
Da die ursprünglichen Öffnungen ausnahmslos verschwunden sind, geben nur Grundriss und Mauerwerksausführung Hinweise auf eine zeitliche Einordnung des Bauwerks. So dürfte Pitschens Kirche frühestens im späten 14., sicherer aber im 15. Jahrhundert entstanden sein. Ihre späteren Umbauten wurden oben bereits behandelt.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

 
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