Wusterwitz

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Geplant für eine kleine Stadt des hohen Mittelalters: Die Dorfkirche von Wusterwitz

Mitte des 12. Jahrhunderts gelingt es deutschen Fürsten endgültig im Land zwischen Elbe und Oder Fuß zu fassen. Albrecht der Bär bringt 1157 die Brandenburg in seinen Besitz und begründet das askanische Markgrafentum. Südlich davon schiebt sich das Magdeburger Erzbistum ins Land, geführt von Wichmann, einem der aktivsten und umtriebigsten Kirchenfürsten seiner Zeit. Ihm verdanken wir eine der ganz wenigen Gründungsurkunden aus der Zeit des Landesausbaus:
Erzbischof Wichmann von Magdeburg schließt darin mit dem Lokator Heinrich und anderen Flamen unter Übergabe des Dorfes Großwusterwitz an der Havel einen Ansiedlungsvertrag, bestätigt ihnen das Recht von Schartau, ordnet täglichen Markthandel nach Magdeburger Recht und die Abhaltung eines Jahrmarktes an.

Eine der 3 Apsiden im Osten des Baus. Hier am südlichen Querschiff

Es gilt die neugewonnenen Gebiete zu sichern und gewinnbringend zu bewirtschaften. Das Land beginnt sich mit einem dichten Netz von Dörfern, Marktflecken und Städten zu überziehen.
All das ist wichtig zu wissen, will man das Erscheinungsbild der Wusterwitzer Dorfkirche verstehen. Immerhin hoffte man, dass hier eine Stadt entstehen würde. Der mächtige Westquerturm ragt über die Breite des Schiffs hinaus, dieses verfügt über ein Querschiff mit Nebenapsiden an das sich der Chor, ebenfalls mit halbrunder Apsis im Osten, anschließt.
Alle Bauglieder ruhen auf einem umlaufenden Feldsteinsockel. Das Mauerwerk aus dem gleichen Material ist im großen und ganzen lagig, wobei die einzelnen Lagen in ihrer Höhe variieren. Insgesamt haben wir es hier eher mit städtischer Architektur der Spätromanik als mit ländlicher Kirchenbaukunst, wie sie zeitgleich im selben Gebiet und in der Altmark auftritt, zu tun.
Dendrochronologische Untersuchungen an, wenn auch sekundär, verwendeten Hölzern erbrachten als ältestes Datum das Jahr 1188. Möglich, dass sie von einem hölzernen Vorgängerbau stammten. Trotzdem dürfte mit der Errichtung der jetzigen Kirche kaum später als um die Wende zum 13. Jahrhundert begonnen worden sein. Im Laufe der Zeit erfolgten allerdings mehrere Umbauten, von denen besonders die Fenster und Portale betroffen waren. Der Turmaufsatz könnte zusammen mit dem Dachstuhl, dendrochronologisch datiert auf 1695/96 entstanden sein.
Erwähnenswert von der Innenausstattung sind der spätmittelalterliche Taufstein und die ebenfalls aus dem Mittelalter stammenden 3 Glocken.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …