Wildau-Wentdorf

Landkreis Teltow-Fläming

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Im Jahr 1265 erscheint in den schriftlichen Quellen ein Johannes de Wildowe. Direkt genannt wird der Ort dann 1300 wieder als Wildowe und 1414 mit unterscheidendem Zusatz: zum dutschen Wildow. 1562 und 1572 wird auch ein Wendisch Wilda und Windisch Wiltau erwähnt. Wir haben es also mit einem früheren Doppelort zu tun, bei der Slawen und Deutsche getrennt angesiedelt wurden oder neben dem schon bestehenden slawischen Ort eine deutsche Siedlung etabliert wurde. Der Name selbst verweist auf eine vom Menschen noch nicht gestaltete urwüchsige Auenlandschaft.

Wildaus Kirche ist eine stattliche Anlage, bestehend aus eingezogenem wuchtigem quadratischem Westturm, Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis. Auf der Südseite des Chors erhebt sich ein geschmackvoll gestalteter neoromanischer Feldsteinanbau. Auf der Chornordseite trifft man auf Reste eines früheren Anbaus. Schiff, Chor und Apsis bilden zusammen eine sogenannten Anlage des spätromanischen vollständigen Typs. Die drei Bauglieder umzieht ein leicht vortretender ungeschrägter Sockel. Hier zeigt das Mauerwerk trotz seiner Unregelmäßigkeit eine deutliche Schichtung des zumeist kleinteiligen Feldsteinmaterials. Erhalten haben sich zudem die unvermauerten Rüstlöcher. Völlig unregelmäßig und mit Raseneisenstein sowie Backsteinbruch durchsetzt ist dagegen das Mauerwerk des Turms, dessen unterer Bereich durch zwei vorspringende Absätze gegliedert wird. Sein Glockengeschoss, ausgeführt in Fachwerk-Backstein-Technik schließt mit einem leicht geschwungenem Walmdach.
Fenster und Zugänge wurden teilweise nachträglich verändert. Ein Originalfenster findet sich noch im westlichen Bereich der Nordseite des Schiffs: Eine hoch sitzende schmale Rundbogenlanzette. Ursprünglich könnten auch die beiden Fenster an den Längsseiten des Chors, wie auch diejenigen der Apsis sein. Rundbogig ist auch das Gemeindeportal. Allerdings scheint es jünger und wie sein Gegenstück auf der Südseite und erst im späten Mittelalter seine heutige Form mit der Backsteinlaibung bekommen zu haben. Hier im Norden finden sich einige Schälchen im Gewände. Dieses Phänomen tritt an zahlreichen Sakralbauten auf. Es wird angenommen, dass die Gläubigen dem durch Bohren gewonnenem Staub eine heilende oder schützende Wirkung zuschrieben.
Zur Inneneinrichtung gehört ein Taufbecken aus Sandstein, datiert ins Jahr 1588 und in der Apsis ein hölzernes Sakramentshäuschen der Zeit um den Beginn des 15. Jahrhunderts.
Der spätromanische Grundriss wie auch die erhaltenen Rundbogenfenster deuten auf eine Errichtung des Gotteshauses bereits in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dagegen spricht auch nicht das unregelmäßige Mauerwerk. Es findet sich an vielen frühen Kirchen des Brandenburger Südwestens wie auch im benachbarten, und früher christianisierten, Sachsen-Anhalt. Die Technik, Außenfassaden mit sauber zurecht geschlagenen Granitquadern, wie z.B. bei der Zinnaer Klosterkirche, zu errichten, entwickelte sich gerade erst. Es brauchte seine Zeit, bis genügend geübte Fachleute dafür zur Verfügung standen, damit diese auch im ländlichen Raum zur Geltung kam. Typisch für das ausgehende Mittelalter sind eingezogene Türme, oft mit quadratischem Grundriss. Zu dieser späteren Zeit dürften auch die beiden Portale des Schiffs verändert worden sein. Weitere Arbeiten, die Schiffsfenster betreffend erfolgten in der Zeit des Barock, als diese Öffnungen ihre Korbbogenabschlüsse bekamen. Der heutige Südanbau am Chor entstand erst im Jahr 1980. Dies verwundert allerdings. Denn für diese Zeit hätte man eher mit einem hässlichen Rauhputzquader gerechnet. Mit den richtigen Leuten am richtigen Ort konnte also auch in der DDR trotz knapper Mittel etwas Vernünftiges geschehen.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …